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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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richtig geblutet. Ist doch gemein,
dass er Opa anzeigen will, oder? Und dabei wollte Opa die Hose bezahlen.«
    »Ich würde ihn auch
anzeigen, wenn mir der blöde Boxer ins Bein beißen würde.«
    »Barny hat eine
Uniform-Allergie. Das haben alle Hunde. Er musste beißen, weil seine Gene das verlangen.«
    Lyn lachte laut auf.
»Ich freu mich schon, wenn Opa das dem Richter erzählt. Denn da wird er mit der
Sache landen, so wie ich ihn kenne. Da muss ich mir unbedingt freinehmen.«
    Als Lyn nach weiteren
fünfzehn durchplapperten Minuten in Wewelsfleth vor dem Friedhofstor parkte,
kam ihnen Charlotte entgegen. Sie schob ihr Fahrrad durch das Tor.
    »Ich besuche Jana. Bin
aber zum Abendessen zurück. Okay?«
    »Alles klar. Es gibt
Hühnerfrikassee.«
    »Selbst gemacht?«
    »Ja, klar.« Von der
Schlachterabteilung des Edeka-Marktes, fügte Lyn in Gedanken hinzu und
wuschelte ihrer Großen durch das Haar. »Jana wird sich bestimmt freuen, dich zu
sehen. Reden ist jetzt die beste Therapie.«
    Sie wartete, bis
Charlotte außer Sicht war, und nahm dann die Tasche mit dem Hühnerfrikassee aus
dem Wagen. Ein bisschen Curry dazu und Lotte würde den Unterschied nicht
bemerken.
    Sophie wartete vor der
Haustür. »Du, Mama, liegt der tote Kevin da drin?« Sie deutete auf die kleine
Leichenhalle zu ihrer Rechten.
    Lyn schloss auf. »Nein,
noch ist er in der Gerichtsmedizin. Und dann wird er nach Hause überführt, zur
Beerdigung. Er kommt ja nicht von hier.«
    »Wird er verbrannt?«
    »Krümel, das weiß ich
nicht.«
    »Ich will nicht
verbrannt werden.«
    Lyn ging in die Küche.
»Das kannst du später deinen Kindern erzählen, mein Schatz. Wenn du stirbst,
also in circa achtzig Jahren, bin ich schon lange tot.«
    »Aber ich könnte auch
jetzt schon sterben. Morgen. Dann wärst du bestimmt schrecklich traurig, oder?«
    Lyn schob die Dose mit
dem Katzenfutter, die sie gerade geöffnet hatte, zur Seite und drehte sich um.
»Ich würde alle Tränen weinen, die ich hätte.« Sie zog ihre Tochter an ihre
Brust. »Und darum wird Gott dafür sorgen, dass du eine alte, schrumpelige Oma
wirst, damit die Wewelsflether nicht ertrinken. Klaro?«
    Sophie nickte lachend an
ihrer Brust, als es klingelte.
    »Du meine Güte«, stieß
Lyn aus und ließ Sophie los, »warum klingelt es immer gerade dann, wenn wir
kuscheln?«
    Als sie die Haustür
öffnete, blickte sie in ein unbekanntes Gesicht. Eine Frau um die vierzig, mit
kurzen blonden, in alle Richtungen abstehenden Haaren und
Hella-von-Sinnen-Figur strahlte sie an.
    »Hallooo, meine Lieben!«
Ihr Blick umfasste Lyn und Sophie, die sich an die Seite ihrer Mutter
gequetscht hatte. »Ich bin Carmen. Carmen Schnitzel. Wie das gleichnamige
Wiener.« Sie ließ ein röhrendes, aber nicht unsympathisches Lachen hören.
»Wollte mich mal schnell vorstellen. Ich wohne seit drei Tagen da hinten.« Sie
deutete hinter die Kirche und hielt dann Lyn ihre Hand hin.
    »Ich bin Lyn Harms, das
ist meine Tochter Sophie«, stellte Lyn sich vor und schüttelte die dargebotene
Hand. »Sie wohnen im Alfred-Döblin-Haus?« Anscheinend eine der ständig
wechselnden Stipendiatinnen.
    »Nein, in das schöne
Haus hab ich’s nicht geschafft. Ich wohne dahinter, am alten Schulhof, zur
Miete. Gestern hatte ich einen kleinen Plausch mit dem Küster. Ist ja ‘ne dolle
Figur, der Alte. Sieht aus, als würde er selbst jede Minute eine dieser
Zwei-Quadratmeter-Souterrain-Wohnungen beziehen.« Sie deutete auf die Gräber.
»Na, jedenfalls hab ich von ihm erfahren, dass es bei euch auch kein Dreibein
gibt. Und das sind doch schon mal gute Voraussetzungen für eine wunderbare
Nachbarschaft.« Sie lächelte Sophie an, dann wechselte ihr Blick wieder zu Lyn.
    Lyn schluckte. Carmen
Schnitzel ähnelte Hella von Sinnen nicht nur äußerlich. So wie ihr Blick über
Lyn glitt, teilte sie zweifellos auch Hellas sexuelle Ausrichtung.
    »Was ist ein Dreibein?«,
fragte Sophie, sodass Carmen ihren Blick von Lyn löste.
    »Ein Kerl, meine Süße,
eines dieser völlig überflüssigen Wesen«, beantwortete Hellas Zwilling die
Frage.
    Sophie starrte Carmen
Schnitzel einen Moment verwirrt an, dann schien sie den Zusammenhang zum
Dreibein zu begreifen, kommentierte diese Erkenntnis mit einem »Iih!« und
verschwand im Hausinneren.
    »Sorry, war ich zu
plump?«, fragte Carmen und schlug sich auf den Mund, wobei die Geste nicht
wirklich bedauernd wirkte.
    »Ja.«
    Carmen Schnitzel lachte
schallend. »Ich seh schon, hier sind die Männer noch ein

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