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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Boutiquen bummeln, nicht? Leider musste ich feststellen, dass es hier exakt die gleichen Läden mit exakt den gleichen Klamotten wie in London gibt - mit Ausnahme von Marks & Spencer. Nichtsdestotrotz nehmen meine ganzen Tüten ein Viertel der Wohnfläche von Ants und Alex‘ Loft ein (eine beachtliche Leistung). Überdies habe ich mir einen riesigen silbernen Koffer gekauft, um meine neuen Errungenschaften verstauen und mit nach Hause nehmen zu können.
    Nach Hause. Aaaaaggggghhhhh!
    Morgen fliege ich wieder zurück. Ich habe zwar mit dem Gedanken gespielt, meinen Aufenthalt hier zu verlängern - und zwar bis in alle Ewigkeit -, aber das geht nicht. Ich muss mich den Tatsachen stellen. Endlich den Kopf aus dem Sand ziehen. Verantwortung übernehmen. Eben dieser ganze Erwachsenenmist. Keinen Schimmer, was mich zu Hause erwartet. Ich habe mich nicht getraut, jemanden anzurufen. Und, wie ich schon sagte, habe ich die letzten beiden Tage versucht, alles zu vergessen. Aber jetzt, da in weniger als 24 Stunden mein Rückflug bevorsteht, spüre ich wieder ein Brodeln im Magen.
    Ant hat kurzfristig beschlossen, mit mir auszugehen, um mich abzulenken. Ich bin bereits fertig angezogen. Ich habe ganze drei Minuten gebraucht, um in Klamotten zu schlüpfen und einen Lidstrich aufzutragen. Hingegen blockiert Ant das Bad schon seit geschlagenen 67 Minuten (und die Uhr läuft weiter). Mann, manchmal ist er richtig tuntig.
    Was Frankie offenbar entgangen ist.
    Die Arme. Wie es ihr jetzt wohl geht?
    Noch am selben Nachmittag, nachdem ich angekommen war, machte er mit ihr Schluss. Er besuchte sie bei der Arbeit in der Hoffnung, dass sie sich in dem ruhigen Ambiente der vornehmen Kunstgalerie samt ihrer superreichen Klientel zurückhalten würde. Leider war dem nicht so. Jetzt will sie ihn wegen seelischer Grausamkeit verklagen, und die Galerie verlangt von ihm Schadenersatz für das beschädigte Bild von Hockney. Meiner Meinung nach trifft Ant keine Schuld - schließlich hat er sich lediglich geduckt.
    Trotzdem, offen gesagt, hat er sich das alles selbst zuzuschreiben. Was ich ihm so natürlich nicht gesagt habe. Ich meine, ich bin die Letzte, die ihm eine Moralpredigt halten darf. Wer im Glashaus sitzt... Das wäre, als würde Pavarotti Placido Domingo empfehlen, in Zukunft auf Sahnetorte zu verzichten. Und Ant weiß, dass ich mich bedeckt halten muss. Auch wenn er es sich nicht verkneifen konnte, mich darauf hinzuweisen, dass mir sein Beispiel eine Lehre sein sollte, dass Heimlichtuerei und Lügen nur Chaos nach sich ziehen. Dieser Klugscheißer.
    Ich kann nicht behaupten, dass ich mit ihm wunderbar klarkomme. Seit ich hier bin, macht er einen gestressten und befangenen Eindruck - obwohl ich ihn kaum zu Gesicht bekommen habe. Durch Alex‘ Abwesenheit hat er »unglaublich viel zu tun« im Club. Das mag vielleicht so sein, dennoch werde ich den Verdacht nicht los, dass er mir aus dem Weg geht. Ich habe das Gefühl, etwas falsch gemacht zu haben, aber schließlich kann man mir keinen Vorwurf daraus machen, dass ich ihn zusammen mit einer Frau überrascht habe. Wer hat mir denn angeboten, einfach vorbeizukommen - und zwar jederzeit?
    Sein Verhalten ist ein Grund, weshalb ich denke, ich sollte wieder zurückfliegen. So sehr ich auch von der Stadt begeistert bin, fühle ich mich hier nicht sonderlich willkommen. Außerdem kommt morgen Alex wieder, und ich möchte nicht im Weg stehen. Im Weg stehen! Lächerliche Vorstellung. Bei der Größe ihrer Wohnung könnte ich wochenlang still in einer Ecke hocken, ohne bemerkt zu werden.
    Ich fühle mich gekränkt. Da lege ich in einer total beschissenen Verfassung über 3000 Flugmeilen zurück, und mein bester Freund auf der ganzen Welt hat mich praktisch aus seinem Leben gestrichen. Das würde ich nie übers Herz bringen. Als er vor ein paar Wochen aus heiterem Himmel vor meiner Tür stand, habe ich ihm rund um die Uhr zur Verfügung gestanden (außer ich musste arbeiten oder mich mit meinen eigenen Problemen herumschlagen, was schon etwas Zeit in Anspruch genommen hat, aber trotzdem war ich verdammt noch mal für ihn da). Gut, wir gehen gleich zusammen aus, aber das tut er bestimmt nur aus Pflichtbewusstsein - weil es mein letzter Abend hier ist. Von mir aus kann er sich die Mühe sparen. Ich kann auch genauso gut allein meine Raucheroase aufsuchen und tonnenweise Zigaretten qualmen. Sobald er aus dem Bad kommt, sage ich ihm ...
    Klick.
    Die Badtür geht auf. Ant erscheint auf der Bildfläche und

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