Martin, Kat - Perlen Serie
junge Frau hinauswollte. „Um Himmels willen, Sie denken nicht etwa, dass ... ich ein Kind erwarten könnte?"
Emma zuckte die Schultern. „Nun, Mylady, Sie sind schon einige Monate verheiratet, und Ihr Mann ist doch in den bes- ten Jahren."
Sie erwartete Cords Kind! In die überwältigende Freude, die sie bei diesem Gedanken durchströmte, mischte sich auf ein- mal Angst. Cord glaubte immer noch, dass sie ihn mit Julian Fox betrogen hatte. Und das hieß, dass er vermuten würde, dass das Kind gar nicht von ihm war.
Die bloße Vorstellung ließ sie wieder ganz schwach werden, und kalter Schweiß brach ihr aus.
„Vielleicht sollten Sie sich hinsetzen, Mylady."
Sie ließ sich auf die gepolsterte Sitzbank vor ihrem Anklei- detisch sinken und versuchte fieberhaft, einen klaren Gedan-
ken zu fassen. Nun würde sie nicht mehr umhin kommen, Ju- lian zu schreiben und ihn zu bitten, mit Cord zu sprechen. Sie würde auch mit ihrer Schwester reden und Lord Percy hinzu- ziehen. Vielleicht gelang es ihnen gemeinsam, ihren Mann da- von zu überzeugen, dass sie ihm nie untreu gewesen war.
„Was haben Sie, Mylady? Freuen Sie sich denn nicht auf das Kind?"
Tory sah zu Emma auf und lächelte mühsam. „Doch, ich freue mich sehr."
Leider würde sie ihre Freude noch nicht mit Cord teilen kön- nen - nicht solange sie sich nicht sicher war, dass er ihr glaub- te, dass es sein Kind war. Und solange sie ihre Leben getrennt voneinander lebten, würde sie ihn nie von ihrer Liebe und ih- rer Treue zu ihm überzeugen können ...
Tory wandte sich an Emma. „Sie müssen mir helfen, meine Sachen zusammenzupacken."
Ihre Zofe sah sie fragend an. „Wollen Sie verreisen, Myla- dy?"
„Ja, Emma", bestätigte sie, während sie entschlossen auf- stand, „aber es wird nur eine ganz kurze Reise. Ich ziehe in die Räumlichkeiten Seiner Lordschaft."
Bei der Rückkehr nach Hause fühlte Cord sich müde und er- schöpft. Er hatte im Club zu Abend gegessen, war dann noch etwas länger geblieben, als er eigentlich vorgehabt hatte, und nun schmerzte die Wunde in seiner Brust wieder. Dazu kam, dass das vorhergehende Gespräch mit seinem Bankier nicht wie erhofft verlaufen war.
Morgen würde er deshalb für zwei Tage geschäftlich nach Watford fahren müssen. Aber diesmal wollte er Victoria mit- nehmen.
Er brauchte nur an sie zu denken und spürte sofort, wie er von glühendem Verlangen ergriffen wurde. Seit ihrer gemein- samen Nacht an Bord der Nightingale hatten sie sich nicht mehr geliebt, und in den letzten Tagen hatte er kaum noch mit Victoria in einem Zimmer sein können, ohne fast die Beherr- schung über sich zu verlieren. Doch er hatte sich vorgenom- men, ihr Zeit zu lassen. Sie sollte sich ganz sicher sein, dass er wirklich der Mann war, den sie wollte.
Bereits in der Eingangshalle sah er sich suchend nach ihr um. „Wissen Sie, wo ich Lady Brant finden kann?" fragte er Timmons betont beiläufig.
Timmons nahm Hut und Handschuhe entgegen. „Mylady hat sich nach dem Abendessen auf ihr Zimmer zurückgezogen." Sobald der Butler ihm auch aus seinem Mantel geholfen hat- te, eilte Cord die Treppe hinauf. Sein Verlangen nach Victoria war stärker, als er sich eingestehen wollte.
Er liebte Victoria. An seinen Gefühlen für sie würde sich nie etwas ändern. Musste er sich aber deshalb benehmen wie ein toll gewordener Schuljunge?
Er mäßigte seinen Schritt etwas, bevor er in Victorias Zim- mer trat. Sie war nicht da. Er fragte eines der Zimmermäd- chen, doch es wusste auch nicht, wo er seine Frau finden könn- te.
„Vorhin habe ich sie noch hier gesehen, Mylord. Vielleicht ist sie ein wenig an die frische Luft gegangen."
Ärgerlich verdrängte Cord das leichte Unbehagen, das bei diesen Worten in ihm aufstieg und ihn sogleich an Julian Fox denken ließ. Das war natürlich Unsinn! Er wusste, dass Victo- ria im Haus war. Er musste sie nur finden.
Er ging in sein Schlafzimmer, um seine Kleider zu wechseln, die von dem herbstlichen Wetter unangenehm feucht waren. Er löste seine Halsbinde, legte Jacke und Weste ab und zog sich dann sein Hemd aus. Gerade wollte er seinen Kammerdiener rufen, da vernahm er aus dem Badezimmer eine Stimme. Die Tür war geschlossen. Konnte es sein, dass eines der Dienstmädchen noch dort war? Er drehte den Türknauf, betrat den Raum und blieb wie erstarrt stehen, als er Victoria in sei- ner großen Kupferwanne sitzen sah.
„Danke, Emma. Ich brauche Sie dann heute Abend nicht mehr", sagte sie, sobald sie
Weitere Kostenlose Bücher