Martin, Kat - Perlen Serie
damals sicher alles erklärt haben."
Rafe schüttelte den Kopf. „Nein, das ist unmöglich. Sie hätte mir etwas gesagt ... sie kann es nicht gewusst haben."
McCauley wich seinem Blick aus. „Vielleicht nicht." Es war aber mehr als offensichtlich, dass der Arzt davon nicht über- zeugt war.
Rafes Gedanken drehten sich wild im Kreis. Danielle konnte unmöglich gewusst haben, dass sie unfruchtbar war. Hätte sie es gewusst, würde sie ihm davon vor der Hochzeit erzählt ha- ben. Sie wusste doch, dass er einen Erben brauchte ... wusste, wie wichtig es war, dass sie ihm einen Sohn schenkte ...
Er ließ sich noch einmal ihre Reise nach Amerika durch den Kopf gehen. Danielle hatte vorgehabt, einen Witwer zu heira- ten - einen Mann, der bereits zwei Kinder hatte.
Ich würde eine Familie gehabt haben, hatte sie einmal ge- sagt.
Zum Teufel auch, sie hatte es von Anfang an gewusst!
Rafes Magen zog sich schmerzlich zusammen. Er sah Neil McCauley an. „Sie sind sicher, dass sie sich wieder erholen wird?"
„Ja, soweit ich das jetzt beurteilen kann. Sie ist eine gesunde junge Frau. Im Wesentlichen braucht sie Ruhe und muss wieder zu Kräften kommen."
Rafe nickte bloß, denn er konnte kaum sprechen. „Danke, dass Sie gekommen sind, Neil."
McCauley packte Rafe bei den Schultern. „Es tut mir leid, Rafe."
Rafe erwiderte nichts. Doch statt in Danielles Zimmer zu- rückzukehren, wie er es eigentlich vorgehabt hatte, drehte er sich auf dem Absatz um und ging davon.
25. KAPITEL
Danielle erholte sich schnell. Seit ihrem Unfall war nun eine Woche vergangen, sie war wieder zu Hause, lag nicht mehr im Bett und gewann rasch ihre robuste körperliche Verfassung zu- rück. Trotz des kalten Januarwetters machte sie jeden Morgen mit Caro einen Spaziergang im Garten.
„Ich will so bald wie möglich wieder auf den Beinen sein", meinte Danielle. „Eine Woche im Bett ist wirklich genug."
„Du musst dich erholen", wandte Caro ein. „Das hat Dr. Mc- Cauley gesagt."
„Er hat aber auch gesagt, dass ein wenig körperliche Betä- tigung mir guttun wird." Und sie fühlte sich nach ihrem mor- gendlichen Spaziergang tatsächlich besser. Ihr Körper heilte ohne Komplikationen - Kummer bereiteten ihr ihre Herzens- angelegenheiten.
Seit dem Tag ihrer Hochzeit hatte Rafael sich hinter seine kühle Fassade zurückgezogen, sobald es ein Problem gab. Seit Danielles Unfall hatte sich die Distanz zwischen ihnen in bis- her unbekanntem Ausmaß vergrößert.
Danielle sehnte sich danach, mit Rafe zu reden, um herauszu- finden, was nicht stimmte. Aber jedes Mal, wenn sie schließlich den Mut dazu aufgebracht hatte, stellte sie sich vor, was Rafe wohl sagen würde, und sofort schwand ihre Entschlossenheit dahin. Stattdessen blieb sie für sich, genau wie er es tat, und während ihr Körper gut heilte, schmerzte ihr das Herz mehr und mehr.
Caro war bereits völlig genesen, wenngleich ihre Stimmung nicht viel zuversichtlicher war als die Danielles. Ruhelos streif- te sie durch das Haus, und die Gedanken an Robert McKay schienen schwer auf ihr zu lasten. Danielle wusste, dass ih- re Freundin auch des Nachts keine Ruhe fand, denn zu später Stunde noch konnte sie Caro im Zimmer nebenan auf und ab gehen hören.
Im Moment saß Caro unten im Wedgwood-Zimmer und arbei- tete an ihrer Stickerei, doch Danielle war sich ziemlich sicher, dass die Handarbeit wohl nur wenig Fortschritte machen würde.
Sie sorgte sich um ihre Freundin und konnte nur hoffen, dass bald eine Nachricht von Robert McKay kam.
Caro saß in einem der kleineren Wohnräume im hinteren Teil des Hauses und versuchte vergeblich, sich auf ihre Stickerei zu konzentrieren. Sie sah auf, als sie Wooster in der offenen Tür bemerkte.
„Entschuldigen Sie die Störung, Miss, aber Seine Gnaden wünscht Sie in der Bibliothek zu sprechen."
Caros Herz machte einen Sprung. Vielleicht war Robert ja endlich gekommen! „Danke, Mr. Wooster. Ich werde gleich kom- men." Ihr zitterten die Knie, als sie eilig ihre Handarbeit bei- seitelegte und sich vom Sofa erhob. Sie atmete tief durch, sam- melte sich kurz, strich den Rock ihres hellblauen Wollkleides glatt und folgte dem Butler.
Ihre Hände zitterten, als Wooster den silbernen Knauf der Tür zur Bibliothek drehte. Dann trat er einen Schritt beiseite und ließ sie eintreten. Doch als sie ihren Blick durch den Raum schweifen ließ, der zugleich das Arbeitszimmer des Dukes war, entdeckte sie nicht Robert, sondern Jonas McPhee, den Ermitt- ler aus der
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