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Mary Poppins

Mary Poppins

Titel: Mary Poppins Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela L. Travers
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um ein riesiges Feuer mehrere Zelte aufgeschlagen waren. Im Feuerschein huschten dunkle Gestalten hin und her. Sie waren mit Federn geschmückt und trugen ein loses Hemd zu fransenbesetzten Hasenfellhosen. Eine dieser Gestalten trennte sich von den übrigen und kam geschwind auf Mary Poppins und die Kinder zu.
    »Morgenstern-Mary«, sagte er. »Ich grüße dich!« Und er beugte sich über sie und legte seine Stirn an die ihre. Dann wandte er sich den vier Kindern zu und machte es bei ihnen ebenso.
    »Mein Wigwam erwartet euch«, fuhr er mit ernster, freundlicher Stimme fort. »Wir braten gerade ein Renntier zum Abendessen.«
    »Häuptling Sonne-am-Mittag«, antwortete Mary Poppins, »wir sind nur zu kurzem Besuch gekommen – tatsächlich, wir kamen sozusagen, um Abschied zu nehmen. Wir sind rund um die Welt gereist, und dies ist der letzte Hafen, den wir anlaufen.«
    »Ha? Ist das so?« fragte der Häuptling und sah sehr interessiert aus. »Ich habe oft daran gedacht, so etwas selbst zu tun. Aber sicher könnt ihr ein bißchen bei uns bleiben, wenigstens so lang, bis dieser junge Mann« (er nickte Michael zu) »seine Kraft mit meinem Ur-Ur-Urenkel >Schnell-wie-der-Wind< gemessen hat!« Der Häuptling klatschte in die Hände.
    »Hei-ho-hi!« rief er laut, und von den Zelten rannte ein kleiner Indianerbub auf ihn zu. Er trat sofort zu Michael und gab ihm einen leichten Schlag auf die Schulter.
    »Du bist dran!« rief er und lief davon wie ein Hase.
    Das war zuviel für Michael. Mit einem Satz war er hinter ihm her, und Jane hinter ihnen beiden. Die drei rannten zwischen den Bäumen umher, umkreisten immer wieder eine riesige Fichte, immer ihrem Anführer >Schnell-wie-der-Wind< nach, der immerzu lachte und immer außer Reichweite blieb. Jane blieb erschöpft zurück, aber Michael packte jetzt die Wut, er biß die Zähne zusammen und flog laut schreiend hinter >Schnell-wie-der-Wind< her, entschlossen, sich nicht von einem Indianerjungen schlagen zu lassen.
    »Ich werd dich schon kriegen!« schrie er und strengte sich an, noch schneller zu laufen.
    »Was willst du?« fragte Mary Poppins schneidend.
    Michael blickte nach ihr zurück und hielt plötzlich inne. Dann wandte er sich, um die Verfolgung wieder aufzunehmen, aber zu seiner Verblüffung war keine Spur von >Schnell-wie-der-Wind< mehr zu sehen. Weder von dem Häuptling und den Zelten noch vom Feuer. Nicht einmal eine Fichte war da. Nichts als eine Gartenbank, und Jane und die Zwillinge und Mary Poppins, die mitten im Park standen.
    »Immerzu rund um die Gartenbank rennen, als wärst du verrückt geworden! Man sollte meinen, daß du für einen Tag unartig genug warst! Komm jetzt!« schalt Mary Poppins.
    »Rund um die Welt und in einer Minute wieder zurück – was für eine wunderbare Schachtel!« sagte Jane glücklich.
    »Gib mir meinen Kompaß wieder!« verlangte Michael patzig.
    »Meinen Kompaß, wolltest du sagen«, erwiderte Mary Poppins und steckte ihn in die Tasche.
    Michael blickte sie an, als wollte er sie umbringen, und so war ihm auch zumute. Aber er zuckte nur die Schultern und machte sich davon und sagte kein Wort mehr.
    »Mit diesem Jungen könnte ich jeden Tag fertigwerden«, redete er sich selber ein, während er das Tor von Nummer 17 passierte und die Treppe hinaufstieg.
    Der Druck inwendig hatte noch nicht nachgelassen. Nach dem Abenteuer mit dem Kompaß schien es noch schlimmer zu werden. Gegen Abend wurde er immer unartiger. Er kniff die Zwillinge, wenn Mary Poppins gerade nicht hinschaute, und wenn sie weinten, erkundigte er sich mit heuchlerischer Teilnahme:
    »Was habt ihr denn, Kinderchen, was ist los?«
    Aber Mary Poppins ließ sich dadurch nicht täuschen.
    »Du wirst schon sehen, daß etwas in dir steckt!« äußerte sie vielsagend. Aber der abscheuliche Druck inwendig machte ihn gleichgültig. Er zuckte nur die Achseln und zupfte Jane an den Haaren. Und danach ging er an den Abendbrottisch und warf seine eingebrockte Milch um.
    »Jetzt reicht’s aber!« sagte Mary Poppins. »Eine solche Aufsässigkeit ist mir noch nicht vorgekommen. In meinem ganzen Leben nicht. Hinaus mit dir! Marsch, ins Bett, und kein Wort mehr!«
    Er hatte sie noch nie so böse gesehen.
    Aber noch immer machte er sich nichts daraus.
    Er ging ins Schlafzimmer und zog sich aus.
    Nein, er machte sich nichts daraus. Er war schlecht, und wenn sie sich nicht vorsahen, würde er noch viel schlechter werden. Ihm war es gleich. Er haßte sie alle. Wenn sie nicht aufpaßten,

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