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Marzipaneier (Junge Liebe)

Marzipaneier (Junge Liebe)

Titel: Marzipaneier (Junge Liebe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Manuel Maier
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Himmelfahrt und für Freitag schreib ich dir ‘ne Entschuldigung.“
    „Und Mum und Dad?“
    „Sind auf Fortbildung. Hast du mir selbst gesagt.“
    „Natürlich!“
    „Vorgebucht ist schon. Fehlt nur noch dein Okay.“
    „Buchen!“
    Ben nimmt sein Handy und macht alles klar. Mit meiner Zustimmung! Ich liege auf dem Rücken und starre zufrieden in den Himmel. Sehe einige Vögel balzen. Andere bauen ihre Nester. Ich höre Ben zu, wie er unseren Urlaub organisiert. Seine Stimme zu hören ist Balsam für meine geschundene Seele. Ben legt auf. Verliebt sehen wir uns an. Er beugt sich über mich und im nächsten Moment wälzen wir uns knutschend im Gras. Der Rasen piekt. Meine Hände wandern unter sein Hemd, seinen Rücken entlang zum strammen Hintern.
    „Ich will dich spüren. Ganz. Ich möchte mit dir schlafen“ flüstere ich ihm lusterfüllt ins Ohr.
    „Es sieht so aus, als ob das hier keine so gute Idee ist. Es muss uns ja nicht gleich jeder dabei zusehen.“
    „War ein Scherz. Man sollte das nicht planen, sondern spontan passieren lassen. Ich will trotzdem in deinen Armen liegen und du weißt schon ... Du gibst mir Kraft. Kannst du nicht bleiben? Geh nicht nach Hause. Bitte. Ich brauche jemanden zum Anschmiegen und Festhalten.“
    „Das ist nicht einfach. Jemand muss auf die Zwillinge aufpassen. Bianka geht heute Abend mit ihrer Freundin zu einer Vernissage. Oder so was Ähnliches. Was weiß ich. Das kann spät werden.“
    „Ist doch prima! Ich komm mit. Morgen helfe ich dir beim Polieren. Bei Mums Auto muss ich das auch immer machen.“
    „Stell dir das nicht so einfach vor. Was willst du deinen Eltern sagen?“
    „Ich lass mir was einfallen. Sag ja! Bitte, bitte!“
    „Na schön. Morgen Mittag bringe ich dich zurück. Bianka wird mir die Augen auskratzen.“
    „Soll sie versuchen! Nur nicht unterkriegen lassen.“
    „Du hast Recht. Wenn’s ihr nicht passt, soll sie bei ihrer Freundin übernachten. Die Zeiten, in denen sie die Kontrolle über mich hatte, sind endgültig vorüber.“
    Hand in Hand gehen wir zum Wagen. Ich muss noch meine sieben Sachen packen, bevor Dad aus der Klinik kommt und Mum ihre Arbeit an der Uni abgeschlossen hat. Julian ist nicht da. Wahrscheinlich turtelt er mit Lena im Freibad. Ab aufs Land. Eine Nacht werde ich auf dem stinkenden Bauernhof schon irgendwie überstehen. Und wenn ich zu Ben ins Bett kriechen muss. Was für ein erfreulicher Gedanke!
    Was mir in die Quere kommt, packe ich in meine Sporttasche. Wäsche zum Wechseln, Waschzeug, Kekse und Ohropax gegen Biankas Gesabbel. Auf dem Küchentisch hinterlasse ich die Notiz, morgen zurück zu sein. Nichts wie raus hier! Es ist als schwebe ich über die Steine im Vorgarten. Ein lässiger Sprung über das Gartentürchen und schon sitze ich in Bens Auto.
    „Scheint keiner zu Hause zu sein. Hab ’nen Zettel da gelassen. - Bin bei Mark. Wir machen lange DVD-Nacht. Liebe Grüße, Dennis - .“
    „Das nehmen sie dir ab?“
    „Sicher, was denkst du denn? Seitdem Mark sich auf unser Klo setzt, vertraut Mum ihm blind.“
    „Nicht zu fassen“, prustet Ben los. Er ist hocherfreut und kriegt sich über Mums Gutgläubigkeit nicht ein. Der Fahrtwind weht uns um die Ohren. Eine Wanderbaustelle kommt auf uns zu. Es kommt mir vor wie ein Meilenstein in eine andere Zeit. Der Krach ist von weitem zu hören. Es läuft mir eiskalt den Rücken hinunter. Kurz vor Nieder-Erlenbach müssen wir an einer Baustellenampel warten. Wie nervenaufreibend das alles ist. Ich bin froh, wenn wir diese Stelle endlich passiert haben. Die Straße scheint die Reparatur bitter nötig zu haben. Wir rangieren über Schotter, ich komme mir vor wie auf einem Kutter bei Sturm.
    „Der Winter hat der Straße den Rest gegeben. Sie lassen sich Zeit. Wie immer. Das kann hier noch Wochen dauern bis die wieder vollständig befahrbar sein wird.“
    Die letzten Meter sind holprig, aber dann wird es endlich bequemer. Irgendwie schaffen wir es heil anzukommen. So habe ich mir einen entfernten Winkel der Welt vorgestellt. Aber es ist ruhig. Ein Plus. Kaum zu glauben. Ich befürchte, mir wird der Lärm der Großstadt zum Einschlafen trotzdem fehlen. Aber vielmehr kann ich es genießen bei Ben zu sein. Das genügt mir zur momentanen Glückseligkeit.  
    Allein wegen Biankas Kopf schüttelnder Fratze hat sich der Ausflug hier heraus gelohnt.
    „Was hat der hier zu suchen? Kannst du mir das erklären, Bendix?“
    Sie nennt ihn immer Bendix, wenn sie aufgebracht ist.

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