Masken - Unter magischer Herrschaft: Roman (German Edition)
kann.«
»Du weißt, was wir an ihm haben.«
Rhys schnaubte. »Was, bitte, haben wir an ihm? Tagelang verkriecht er sich im Dschungel, irgendwann kreuzt er auf, kommandiert alle herum, und wenn man einmal – nur einmal! – wirklich etwas von ihm braucht, dann kneift er.«
»Du bist ungerecht. Meinst du nicht, dass du die Vergangenheit endlich ruhen lassen solltest?«
»Hör auf, so mit mir zu reden, Nolina.« Rhys fuhr hoch. Seine Stimme war leise geworden, in seinen sonst so ruhigen Augen funkelte etwas, das weit über Zorn hinausging. »Ich weiß genau, was du versuchst. Aber das zieht nicht. Nicht in diesem Fall.«
Er drehte sich um und war im nächsten Moment verschwunden. Ein Zischen wand sich durch den Wald, und der Wind antwortete mit einem Brausen, das die Flammen zu Boden zwang.
12 Gefährten
L areyas Körper war seine Zuflucht. Hier in ihren Armen war der einzige Platz, an dem er sich für kurze Zeit gestattete, er selbst zu sein. Gern nahm er dafür ihren abwesenden Blick in Kauf. Sie musste nichts davon haben, sie war nur Mittel zum Zweck.
Eine Weile gab Pelton sich dem Genuss hin, sie zu verwöhnen, ausgiebiger, als es sonst seine Art war. Sie lag regungslos unter ihm auf dem Bett, ihr schwarzes Haar um ihren Kopf ausgebreitet wie ein Fächer, die Arme dort, wo er sie plaziert hatte. Ihr Atem strich schnell und kaum hörbar durch ihren halbgeöffneten Mund – das einzige Anzeichen von Leben, denn ansonsten war sie nichts als ein Stück Fleisch in seinen Händen. Sie so willenlos zu sehen, machte ihn rasend vor Lust, und endlich nahm er sich, was ihm gehörte.
Kurz darauf war sein Verlangen gestillt und sein Verstand wieder von klaren Gedanken beherrscht. Ein wenig konnte er es sich noch leisten, liegen zu bleiben. Sein Blick glitt durch ihr privates Gemach, einen Raum, den der König nie betrat. Die Einrichtung war stilvoll und für eine Frau ihres Standes gut gewählt. Lindgrüne Vorhänge und Polsterungen aus feinstem Seidenbrokat, dezent im Ton und die perfekte Ergänzung zu den dunklen Möbeln aus edlem Aburaholz. An den Wänden die obligaten Spiegel, ein jeder ein Meisterwerk. Cremeweiße Bettwäsche aus glänzender Seide.
Lareya hatte sich die Decke übergezogen, lag nun da, zusammengerollt wie ein Kind, und starrte ihn an. Ihre Augen waren leblos, und ihrem Gesicht fehlte jeglicher Ausdruck, doch er wusste genau, dass sie bereit war, seine Worte aufzunehmen.
»Was war der Grund für sein Fernbleiben?«, fragte er.
»Vergnügungen … persönlicher Natur.«
»Jammerschade, die Gelegenheit war günstig.« Er strich mit dem Zeigefinger über ihre Wange. Ihre Haut war zart und kühl. »Du wirst ein weiteres Fest organisieren. Lass dir ruhig Zeit mit der Planung, es eilt nicht.«
Lareya zuckte unter seiner Berührung zusammen. »Gewiss.«
»Gut. Ich verlasse mich auf deinen Einfallsreichtum.« Er erhob sich, streifte seine Kleidung über und trat zum Fenster. Der Ausblick auf die Stadt war gewaltig, wie übereinandergestapelte Würfel schmiegten sich die weißen Häuschen in den Berg. An der Stadtgrenze im Osten wurde fleißig gebaut, sein Reich wuchs. Sein Reich. Die kleine Nebensächlichkeit der Königsmacht würde er bald in den Griff bekommen. Thilus’ Tage waren gezählt, und sie – er wandte sich zu ihr um –, ja, sie war sein größter Trumpf. Mit Lareya an seiner Seite konnte ihn nichts mehr aufhalten.
Er lächelte ihr zu, wohl wissend, dass sie es gar nicht wahrnahm. »Du hörst von mir.«
Im Hinausgehen erreichte ihn ihre Antwort. »Ja, mein Gán.«
Rötlich goldene Sonnenstrahlen brannten vom Himmel, als wollten sie beweisen, dass sie ihre Aufgabe bis zuletzt mit ganzer Kraft erfüllen konnten. Ferin fächelte ein wenig Luft unter ihr Hemd. Ihre Haut klebte und juckte vom Schweiß. Seit ihrer Ankunft in Pheytan war dies mit Abstand der heißeste Tag. Und er war noch lange nicht zu Ende.
Die Temperaturen lieferten eine genaue Vorgabe dessen, was man tun sollte, nämlich im Schatten dösen und sich unnötige Tätigkeiten sparen. Alles andere war wider die Vernunft. Aber niemand hielt sich daran, denn die täglichen Pflichten mussten erledigt werden. Die Männer hatten gejagt, die Hütten fertiggestellt, Waffen und Werkzeuge kontrolliert, repariert und gezählt. Ferin hatte den Frauen geholfen, Kissen zu nähen und sie mit den Samen der Klantpflanze zu befüllen. Danach hatten sie die neuen Hütten eingerichtet: die Böden mit Matten, Decken und Kissen ausgelegt
Weitere Kostenlose Bücher