Maskenspiel der Liebe
konnte. Ãber fünfzehn Jahre arbeitete sie jetzt schon als seine Sekretärin, und immer noch war ihre Beziehung geschäftsmäÃig-distanziert. Aber Olivia spürte, dass sich das bald ändern würde, und zur Not würde sie eben ein bisschen nachhelfen.
âDad?â
Orin blickte von seinem Schreibtisch hoch und sah zu ihr hinüber. Cathy stand direkt neben ihm. Eben noch hatten sie ihre Köpfe zusammengesteckt, weil sie die Rede gemeinsam durchgingen. âJa, Liebling?â
âWarum musste ich eigentlich extra aus Europa kommen, um dich zu den Wahlspendenveranstaltungen zu begleiten? Du hast doch Cathy.â
Wie aufs Stichwort errötete Cathy, und ihrem Vater stand vor Ãberraschung über diese Frage der Mund offen. Noch bevor er etwas antworten konnte, ergriff Cathy das Wort.
âAber das ⦠das geht doch nicht, Olivia. Das kann Orin nicht machen. SchlieÃlich bin ich seine Sekretärin.â
âOhâ, erwiderte Olivia lächelnd. Sekretärin hin oder her, hätte sie am liebsten gekontert, mein Vater kann doch kaum die Augen von dir lassen. Sie konnte es kaum erwarten, mit Duan und Terrence über die Sache zu sprechen.
Ob es Zufall oder Schicksal war â genau in diesem Moment klingelte ihr Handy. Als sie aufstand und es aus der Tasche zog, sah sie, dass der Anruf von Terrence kam.
Das wird sicher ein Privatgespräch, dachte sie und sagte: âEntschuldigt mich bitte einen Augenblick.â Schnell verlieà sie das Arbeitszimmer und schloss die Tür hinter sich.
âHallo, Terrence?â
âMensch, Libby, was machst du denn für Sachen? Schickst mir eine SMS von einem fremden Handy, und am nächsten Morgen kommt deine Nachricht, dass ich den Text wieder löschen soll? Was hat das zu bedeuten?â
Nervös fuhr sich Olivia mit der Zunge über die Lippen. Ihr war klar gewesen, dass Terrence unbequeme Fragen stellen würde, aber wenn sie ihm halbwegs plausible Antworten präsentierte, würde er Ruhe geben. Ganz im Gegensatz zu Duan, der mit seinen Detektivinstinkten ständig weiter nachbohren würde.
âAch, ich war doch gestern an Dads Stelle auf diesem Wohltätigkeits-Maskenball. Da habe ich einen netten Typen kennengelernt. Er wollte noch mit mir in einen Nachtclub in Stone Mountain, und ich bin auch mitgegangen, aber ich wollte lieber auf Nummer sicher gehen. VorsichtsmaÃnahmen, verstehst du? Man weià ja nie â¦â
âGute Idee. Kluges Mädchen. Und wie warâs im Club?â
âAch, ganz nett, aber kein Vergleich mit dem Club Hurricaneâ, antwortete sie. Das war sein Nachtclub auf den Keys, und sie wusste, er würde sich über das Lob freuen.
âDu bist ja noch klüger, als ich dachte. Wie geht es Dad? Er kandidiert doch noch für den Senat â oder hat er schon das Handtuch geworfen?â
Olivia musste lächeln. Terrence und Duan wetteten darauf, dass Orin Jeffries früher oder später aufgeben würde, wenn ihm bewusst wurde, wie es in der Politik zuging. Erst hatte sie ihre Einschätzung geteilt, doch mittlerweile war sie sich da nicht mehr so sicher. âNicht so voreilig, Terrence. Ich glaube, er zieht das durch.â
âSieh an, sieh an. Ich vermute allerdings immer noch, dass Senator Reed Dad nur aus Eigennutz zur Kandidatur überredet hat. Ich werde demnächst mal Duan anrufen. Schätze, wir müssen noch mal mit Dad über die ganze Sache reden.â
âDafür ist es vielleicht schon zu spät. Morgen findet die erste öffentliche Diskussion statt, und er wird eine Rede halten. Er arbeitet schon seit zwei Tagen daran. Das einzig Gute an der Geschichte ist, dass er und Cathy so eng zusammenarbeiten.â
âLibby, die beiden arbeiten immer eng zusammen. Sie ist seine Sekretärin.â
âSchon, aber es ist trotzdem etwas anderes. SchlieÃlich geht es dabei nicht um die Geschäfte von Nettleton Industries. Sie ist übrigens gerade hier.â
Am anderen Ende der Leitung hörte sie ihren Bruder lachen. âDu willst immer noch Amor spielen, stimmtâs?â
âGenug Zeit dafür habe ich ja. Momentan gibtâs hier nichts anderes für mich zu tun.â Sie musste an Jack Sprat denken. Tatsächlich hatte sie schon mit dem Gedanken gespielt, ihren Skizzenblock hervorzuholen und zum Zeitvertreib einige Zeichnungen zu machen. Dann könnte sie den groÃen Unbekannten erst mit
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