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Maskerade in Rampstade (German Edition)

Maskerade in Rampstade (German Edition)

Titel: Maskerade in Rampstade (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophia Farago
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dich weiter mit Sophia unterhalten …«
    »O nein, das kann er nicht!« rief ich empört. »Denn Sophia hat auch etwas Wichtigeres zu tun! Miss Heather, Mr. Wingfield, George, Eure Lordschaft …« Ich nickte allen kurz zu. Die Worte »Eure Lordschaft« hatte ich besonders höflich betont, »wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen. «
    Ich nahm mein Buch und mein Retikül vom Sofa und schickte mich an, den Empfangssalon zu verlassen. Jojo ergriff meinen Unterarm und zwang mich stehenzubleiben. Ich sah zu ihm auf, direkt in seine dunklen Augen. Einen Augenblick lang sagten wir beide kein Wort. »Ich dachte, du würdest mir vertrauen«, brach er schließlich das gespannte Schweigen. Sein enttäuschter Tonfall stachelte meine Wut nur noch zusätzlich an. Mit einem Ruck befreite ich mich aus seinem Griff: »Ihnen vertrauen, Mylord?« fragte ich mit zusammengebissenen Zähnen. »Welchen Grund hätte ich, gerade Ihnen zu vertrauen? Ich denke, Sie haben mich genug getäuscht.«
    Mit diesen harten Worten raffte ich meine Röcke und hastete durch die Halle in mein Zimmer hinauf.
    Mir war zum Heulen zumute. Am liebsten hätte ich mich auf mein Bett geworfen und hätte mit beiden Fäusten auf die Kissen getrommelt. Doch ich war nicht alleine. Melissa und eines der Zimmermädchen waren eben dabei, die Vorhänge aufzuhängen, die sie am Tag zuvor abgenommen und zum Waschen gegebenhatten. Ich mußte mich daher zusammennehmen, auch wenn es mir schwerfiel. Wo war nur eine mitfühlende Seele, der ich mein Leid hätte klagen können? Wo war nur eine breite Schulter, an der ich mich hätte ausweinen können? Ich hatte plötzlich tiefe Sehnsucht nach meinem Bruder James. Wenn er bloß hier wäre! Er würde mich verstehen, und er würde diesen verflixten Earl zum Duell fordern, er würde … aber James war nicht da. Also mußte ich zu ihm. Ich vergaß meine hochschwangere Schwägerin, ich vergaß die bevorstehende Niederkunft. Ich wollte nur noch nach Hause und zwar auf der Stelle.
    »Wann geht die nächste Postkutsche nach London?« fragte ich die Mädchen. Melissa hielt in ihrer Tätigkeit inne und warf von dem Stuhl, auf dem sie stand, einen Blick auf die kleine Uhr am Kaminsims: »In gut einer Stunde fährt sie vom ›Grünen Anker‹ weg«, informierte sie mich.
    »Gut. Dann packe bitte die Koffer fertig. Ich reise ab.«
    »Aber Miss Matthews!« rief das Mädchen aus. »Das geht doch nicht so Hals über Kopf. Und Sie können doch auch nicht mit der Postkutsche …«
    »Ich habe mich bereits entschieden«, sagte ich, in schärferem Ton als beabsichtigt. »Die Koffer sind doch so gut wie gepackt. Du brauchst nur den Rest darin zu verstauen. Und sorge dafür, daß die Lakaien das Gepäck zum Eingang bringen.«
    Mit diesen Worten eilte ich aus dem Zimmer und den langen Gang hinunter. Auf keinen Fall wollte ich riskieren, George oder Jojo auf der Treppe oder in der Halle zu begegnen. Der Geheimgang bewährte sich wieder einmal.
    Wie lange war das doch schon her, daß ich diesen Weg gegangen bin, um George im Garten zu treffen. Waren es Wochen, Monate? Es kam mir so vor, als lägen Jahre dazwischen. Wie hoffnungsfroh war ich George entgegengetreten. Dort hinten hatte er gestanden, versteckt hinter dem Fliederbusch. Damals war dieser noch voll von grünen Blättern gewesen. Jetzt waren sie alle abgefallen, und nur dürres, braunes Geäst war übriggeblieben. Hatte ich wirklich geglaubt, George zu lieben? Hatte ich damals tatsächlich gehofft, er würde mir einen Antragmachen? Hatte ich wirklich mit diesem leichtsinnigen Egoisten eine Ehe eingehen wollen, der alle Verantwortung, jede lästige Pflicht, sein Leben lang auf mich abgewälzt hätte? Es schien mir unvorstellbar.
    Ich hatte Glück und traf den Stallmeister persönlich in seinem Büro an, das direkt an die Pferdeställe grenzte.
    »Mit der Postkutsche!« rief er aus, als ich ihm mein Anliegen vorgebracht hatte. »Aber, meine liebe Miss. Das kann doch keinesfalls Ihr Ernst sein. Wissen Sie, wie lange Sie mit der Postkutsche unterwegs sind, bis Sie in, Winchester sagten Sie, bis Sie in Winchester eintreffen? Haben Sie sich Gedanken darüber gemacht, wie oft Sie auf der Reise umsteigen müssen?«
    Ich hatte mir keine Gedanken gemacht. Es war mir im Augenblick auch völlig gleichgültig. Und wenn ich einen Monat unterwegs sein würde und ich siebzigmal umsteigen müßte. Hauptsache war, daß ich so schnell wie möglich von hier fortkam. Hauptsache, ich sah Jojo nie mehr

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