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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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kratzigen Stimme, die einem das Gefühl gab, einen fünfzigjährigen Kettenraucher vor sich zu haben. Sie stellte sich als Gisele vor, war fast dreißig und kam unvermittelt und ohne jeden Anflug von Scham darauf zu sprechen, dass sie vier Jahre lang im Hamburger Eros-Center gearbeitet hatte. Erst als ihr Zuhälter ihren Kopf in einem Garagentor einklemmte und ihr Nase, Jochbein und Kiefer brach, schickte sie ihn zum Teufel und zeigte ihn an. Seitdem schlug sie sich als Nackttänzerin durch. Ich schluckte, für das erste halbstündige Gespräch war das doch ziemlich starker Tobak. Gisele hatte mich auf der Straße angesprochen und nach Feuer gefragt. Ich antwortete, nur dumme Menschen, die andere kluge Menschen reich machen würden, würden rauchen, woraufhin sie ein heiseres Lachen ausstieß und meinte, ein einfaches Nein hätte auch gereicht.
    »Was bist du eigentlich?«, fragte sie und kramte in ihrer glitzernden Handtasche nach einem Feuerzeug.
    »Wie, was bin ich?«
    »Bist du so was wie der Dorfzuhälter?«
    »Was? Ich bin kein Zuhälter, ich kann Zuhälter nicht ausstehen.«
    »Siehst aber aus wie einer oder wie ein Drogendealer.«
    »Na, danke.«
    »Wollen wir was essen gehen? Bei meiner Oma gibt’s nur Schonkost.«
    Mit ihrem überdimensionalen großen Mund und den riesigen Zähnen sah sie aus wie ein Pferd, als sie sich aber kurz umdrehte, um einen vorbeigehenden Mann nach Feuer zu fragen, sah ich ihren runden Sambatänzerinnenhintern, der ein Mittagessen durchaus wert war. Zumal man in Pirmasens nicht alle Tage eine brasilianische Nackttänzerin traf. Als wir direkt vor dem Dönerimbiss standen, sah ich eine bekannte Gestalt auf uns zurennen. Ich schluckte, weil Drama vorprogrammiert war, wenn eine eifersüchtige Italienerin und eine brasilianische Nackttänzerin aufeinandertrafen.
    »Bella, observierst du mich etwa?«
    »Ich war rein zufällig hier und musste mitansehen, wie du mit dieser Hure gerade essen gehen wolltest!«, zischte sie.
    »Hey, ich bin keine Hure mehr, sondern Nackttänzerin.« Gisele betrachtete gelangweilt ihre bunt lackierten Fingernägel und zog an einer langen, dünnen Zigarette, solche Situationen war sie anscheinend schon gewohnt.
    »Wer redet denn mit dir, du blöde Hure?«, kreischte Bella, und ihre Haare flogen wild herum. Gisele kramte wenig beeindruckt in ihrer Tasche und warf kurzerhand eine Schachtel eve an Bellas Kopf. Das ließ Bella nicht auf sich sitzen und lief in Gisele rein, wie ein Stier in ein rotes Tuch. Sie zerkratzte ihr das Gesicht, bis Gisele aussah, als wäre sie von einer Wildkatze angefallen worden, und zog an ihren Haaren, bis sie büschelweise unechtes Haar zwischen den Fingern hatte. Gisele trat nach ihr und wehrte sich so gut sie konnte, doch Bella legte eine unbändige Kraft an den Tag. Nur mit Mühe konnte ich sie wegziehen und zu ihrem Auto zerren. Ich setzte sie rein und mich auf den Beifahrersitz, während sie versuchte, die verriegelte Autotür mit Gewalt zu öffnen.
    »Jetzt beruhig dich mal. Ich habe mich doch nur mit ihr unterhalten«, versuchte ich Bellas Wut zu dämpfen.
    » Beruhigen ? Du wolltest gerade mit dieser Hure essen gehen, und ich soll mich beruhigen?«
    »Jetzt nenn sie doch nicht dauernd Hure.«
    »Entschuldigung, Exhure . Deine Nackttänzerin sammelt gerade ihre Hair Extensions vom Bordstein auf.« Ich konnte sehen, wie Gisele sich bückte und lauter Haarbüschel in die Handtasche steckte, während sie uns ihren prallen Hintern und ein geschmackloses Tattoo am Steißbein präsentierte.
    »Jetzt glotz doch nicht so hin!«
    »Ach, da war doch gar nichts.«
    »Doch nur, weil ich dich vorher erwischt habe.« Stimmt, dachte ich mir – und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Unsinn.«
    »Weißt du, was am schlimmsten ist?« Bella schnaufte in ein Taschentuch, ihre Wimperntusche war verschmiert, und sie hatte lauter rote Flecken im Gesicht. Ich schaute aus dem Autofenster, einerseits tat sie mir leid, andererseits will kein Mann seine Freundin so sehen – das Gesicht voller verlaufener Schminke und schleimiger Rotze.
    »Nein, was?«
    »Du wolltest mit dieser Hure essen gehen, dabei gehen wir nie zusammen essen!« Isabella fing wieder an zu heulen. »Wärst du mit ihr einfach auf ein Zimmer gegangen, aber nein, du wolltest mit ihr essen gehen, und mit mir willst du nie essen gehen!«
    »Du findest es schlimmer, wenn ich mit einer Frau esse, anstatt mit ihr auf ein Zimmer zu gehen?«
    »Nein, ich finde es schlimm, wenn du zuerst

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