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Massiv: Solange mein Herz schlägt

Massiv: Solange mein Herz schlägt

Titel: Massiv: Solange mein Herz schlägt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massiv mit Mariam Noori
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manchmal stehen sie am Ende mit nichts außer geplatzten Illusionen da. Deshalb leben die meisten ihre Träume nur in der Fantasie aus. Später können sie immer noch den anderen die Schuld dafür in die Schuhe schieben: den Eltern, die nicht an sie geglaubt haben, das Geld, das an allen Ecken gefehlt hat, und die Kinder, die alle Zeit in Anspruch genommen haben. Die anderen oder die Umstände sind immer schuld. Sie ignorieren ihre Stimme, weil sie zu feige sind, ihre Träume zu leben, und wenn du mich weiter ignorierst, werde ich irgendwann aufhören, mit dir zu sprechen, und du wirst enden wie jeder andere Niemand, der nicht auf die Stimme seines Herzens gehört hat. Die Stimme der Vernunft sagt uns, wie etwas ist, die Stimme des Herzens, wie etwas sein sollte.«
    Ich war ergriffen von der Stimme und dem vielen übermütigen Zeug, das sie von sich gab. Ich musste handeln. Ich musste mein Leben verändern, solange ich noch konnte. Ich stand auf, meine Mutter drehte sich um, ich sah ihr in die Augen und sagte entschlossen: »Mama, gib mir eine Woche Zeit – ich werde mein Leben verändern!« Ein Dutzend roher Eier landete auf dem Küchenboden. Ich machte zwei Schritte in den Flur, riss die Schublade der Kommode auf und kramte nach einem Stift. Ich musste einen Plan machen – einen Plan, der mein Leben in eine neue Bahn lenken sollte. Ich musste alles festhalten. Jeden Gedanken, jeden einzelnen Schritt. Ich fand einen Notizblock, stellte fest, dass auf den Seitenrändern lila Schmetterlinge abgebildet waren – egal –, und schrieb den ersten Satz eines Plans, der mein Leben tatsächlich für immer verändern sollte, auf ein rosafarbenes, mit Schmetterlingen verziertes Stück Papier:
    Solange mein Herz schlägt, werde ich das tun, was ich tun will!

KAPITEL 11
Der Masterplan
Es ist nicht genug zu wissen – man muss auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen – man muss auch tun.
Johann Wolfgang von Goethe
    Ich konnte die ganze Nacht nicht schlafen, weil ich darüber nachdachte, welche Schritte ich in die Wege leiten musste, um es dieses Mal besser zu machen. Ich wusste, es war womöglich meine letzte Chance zu handeln, bevor alles zu spät war. Ohne meine Zähne geputzt oder mein Gesicht gewaschen zu haben, griff ich nach Stift und Notizblock. Es musste doch was geben, was einigermaßen realistisch war, womit sich gutes Geld verdienen ließ und das mir die Bewunderung meiner Mitmenschen einbrachte. Bewunderung . Was für ein Wort. Ich wurde noch nie bewundert. Ich musste mir genau überlegen, was ich mir von meinem zukünftigen Beruf überhaupt erhoffte. Ich schrieb weiter.
    Ich will
nach Palästina, New York – am liebsten überallhin
etwas bewegen
bewundert werden
ein besseres Leben
    Meine Mutter brachte mir Frühstück, es war Samstag, alle waren zu Hause, und ich war kein einziges Mal aus meinem Zimmer gekommen.
    »Wasiem, es ist drei Uhr, willst du dir nicht langsam die Zähne putzen?«, fragte Mama, und ich hatte das Gefühl, aus ihrer Stimme Besorgnis heraushören zu können. Das nervte. Immer waren Eltern besorgt oder wütend und wollten nur das Beste für einen, obwohl sie keine Ahnung hatten, was das Beste war.
    Immer hatte ich das Gefühl, mich rechtfertigen und jeden meiner Schritte begründen zu müssen.
    »Ich muss arbeiten«, antwortete ich und zeigte auf den Notizblock.
    »Das ist Amanis Block, den habe ich ihr gekauft, da war sie acht Jahre alt.«
    »Na und?«, keifte ich genervt.
    »Willst du ein Kinderlied schreiben oder was?«, spottete meine Mutter.
    »Unsinn, Mama.«
    »Ja, Unsinn, Wasiem – du hast nur Unsinn im Kopf.« Meine Mutter seufzte und knallte die Zimmertür zu. Das musste ich erst mal ignorieren, ich durfte mich nicht ablenken lassen. Vielleicht würden mich alle für verrückt halten oder auslachen, aber es war auch gar nicht wichtig, wie sehr alle an mich glaubten, sondern wie sehr ich an mich selbst glaubte. Mein Handy klingelte, Mirac rief an. Das wunderte mich, denn Mirac rief nur in Notfällen an. Er sagte, Strahlen, die von Mobiltelefonen ausgingen, würden die Raumschifffrequenz der Aliens stören. In Wirklichkeit war er einfach nur geizig und legte lieber einen kilometerlangen Fußmarsch zurück, um Telefonkosten zu sparen.
    »I-ich ha-habe eine I-i-idee.« Er stotterte, wie immer, wenn er aufgeregt war.
    »Ich habe jetzt keine Zeit für deine schwachsinnigen Ideen.«
    »Ich weiß, wie wir endlich reich werden.«
    »Das sagst du schon seit fast zehn

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