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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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herum und riss die Augen auf. Er sah Ratten,
    Dutzende, manche von ihnen fast halb so groß wie er. Sie richteten starre
    Blicke auf ihn.
    Bravo, KATZE, ausgezeichnet! Du siehst die Quieker und springst nicht! Wie hat eine Katze gelernt, keine Katze zu sein?
    Die Ratten setzten sich al e gleichzeitig in Bewegung und kamen näher.
    Ein leises Knistern begleitete ihre Schritte. Maurice wich zurück.
    Stell es dir vor, KATZE, erklang erneut die Stimme von Spinne. Stell dir eine Million schlaue Ratten vor. Ratten, die nicht weglaufen. Ratten, die kämpfen.
    Ratten, die einen Geist teilen, eine Vision. MEINE.
    »Wo bist du?«, fragte Maurice laut.
    Du wirst mich bald sehen. Geh nur weiter, Miezekätzchen. Du musst weitergehen.
    Ein Wort von mir, nur ein Gedanke, und die Ratten greifen dich an. Viel eicht gelingt es dir, die eine oder andere zu töten, aber es kommen immer mehr Ratten, immer mehr.
    Maurice drehte sich um und ging langsam fort. Die Ratten folgten ihm.
    Erneut wirbelte er herum. Die Ratten verharrten. Wieder drehte er sich
    um, ging zwei Schritte und sah über die Schulter. Die Ratten folgten ihm
    wie an einer unsichtbaren Leine.
    Es lag ein vertrauter Geruch in der Luft, von altem, abgestandenem
    Wasser. Maurice schloss daraus, dass er sich in der Nähe des überfluteten
    Kel ers befand. Aber wie nahe? Die grässliche Brühe darin stank
    schlimmer als Katzennahrung in Dosen. Praktisch jede Richtung kam in
    Frage. Über die kurze Strecke konnte er bestimmt schnel er laufen als die
    Ratten. Blutrünstige Ratten, die einem dicht auf den Fersen waren,
    verliehen einem Flügel.

    Willst du laufen, um der weißen Ratte zu helfen ?, fragte sein Gewissen.
    Oder willst du nur zurück ins Tageslicht?
    Maurice musste zugeben, dass der Gedanke ans Tageslicht nie
    reizvoller gewesen war. Es hatte keinen Sinn, sich selbst zu belügen.
    Ratten lebten ohnehin nicht sehr lange, selbst dann nicht, wenn sie
    wacklige Nasen hatten…
    Sie sind nahe, KATZE. Was hältst du von einem kleinen Spiel? Katzen
    SPIELEN gern. Hast du mit Konservierungsstoffe gespielt? BEVOR DU IHM
    DEN KOPF ABGEBISSEN HAST?
    Maurice blieb so abrupt stehen, dass eine Ratte an seine Hinterbeine
    stieß. »Dafür wirst du sterben «, sagte er leise.
    Sie kommen mir immer näher, Maurice. Jetzt sind sie ganz nahe. Sol ich dir sagen, dass der dumm aussehende Junge und das dumm klingende Mädchen sterben werden?
    Wusstest du, dass Ratten einen Menschen bei lebendigem Leib fressen können?

    Malizia wandte sich von der verriegelten Schuppentür ab.
    »Rattenkönige sind sehr geheimnisvoll«, sagte sie. »Ein Rattenkönig ist
    eine Gruppe von Ratten, deren Schwänze verknotet sind…«
    »Wie entsteht der Knoten?«
    »In den Geschichten heißt es, dass es… einfach so passiert.«
    » Wie passiert es?«
    »Ich habe irgendwo gelesen, dass sich die Schwänze verheddern, wenn
    sie im Nest liegen, wegen des Drecks darin, und dann…«
    »Ratten haben für gewöhnlich sechs oder sieben Babys, deren
    Schwänze kurz sind, und die Eltern halten das Nest sehr sauber«, sagte
    Keith. »Haben die Leute, die solche Geschichten erzählen, jemals Ratten
    gesehen ?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht bilden die Schwänze einen Knoten, wenn
    sich Ratten zusammendrängen. Im Stadtmuseum gibt es einen
    erhaltenen Rattenkönig. Er schwimmt in einem großen Glas mit
    Alkohol.«
    »Ist er tot?«
    »Oder sehr, sehr betrunken. Was glaubst du ?«, erwiderte Malizia. »Es

    sind zehn Ratten, wie eine Art Stern, mit einem großen Schwanzknoten
    in ihrer Mitte. Man hat auch viele andere gefunden. Einer bestand sogar
    aus zweiunddreißig Ratten! Die Volkskunde befasst sich mit ihnen.«
    »Aber der Rattenfänger meinte, er hätte einen geschaf en «, sagte Keith
    mit fester Stimme, »um Mitglied der Gilde zu werden. Weißt du, was ein
    Meisterstück ist?«
    »Natürlich. Etwas sehr Gutes…«
    »Ich meine, ein richtiges Meisterstück«, sagte Keith. »Ich bin in einer großen Stadt aufgewachsen, in der es viele Gilden gibt. Daher weiß ich
    darüber Bescheid. Ein Meisterstück ist etwas, mit dem ein Lehrling am
    Ende seiner Ausbildung die ranghohen Mitglieder der Gilde davon
    überzeugt, dass er es verdient, ein ›Meister‹ zu sein. Ein vol berechtigtes
    Mitglied. Verstehst du? Es kann eine große Symphonie sein oder ein
    wundervoll geschnitztes Holzstück oder herrliche Brotlaibe – eine
    Leistung, die zum Titel des ›Meisters‹ berechtigt. Ein Meisterstück.«
    »Sehr interessant.

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