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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Käfige – die armen Geschöpfe darin können warten! Nehmt euch alle Tunnel, Keller, Löcher und Ecken vor! Und wenn ihr einer fremden Ratte begegnet, die sich duckt, so nehmt sie gefangen! Aber wenn sie zu kämpfen versucht – und die großen werden kämpfen, denn sie kennen nichts anderes –, tötet sie! Verbrennt oder beißt sie! Wer gegen euch kämpfen will, muss sterben ! Habt ihr verstanden ?«
    Die Ratten murmelten zustimmend.
»Ich will wissen, ob ihr mich verstanden habt !«
Die Stimmen der Ratten donnerten.
»Gut! Wir machen weiter, bis die Tunnel sicher sind, vom einen Ende
    bis zum anderen! Und dann kontrollieren wir sie noch einmal! Bis die Tunnel uns gehören! Denn…« Sonnenbraun griff nach seinem Schwert und lehnte sich kurz darauf, um wieder zu Atem zu kommen. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern, als er hinzufügte: »Denn wir sind jetzt im Herzen des Dunklen Walds, und wir haben den Dunklen Wald in unserem Herzen gefunden, und in dieser Nacht sind wir etwas… Schreckliches.« Er schnappte erneut nach Luft, und seine nächsten Worte hörten nur die Ratten, die in unmittelbarer Nähe standen. »Und es gibt keinen anderen Ort für uns.«
Der Morgen dämmerte. Feldwebel Doppelpunkt, der die eine Hälfte der offiziellen Stadtwache von Bad Blintz bildete (und zwar die größere Hälfte), erwachte mit einem Schnauben im kleinen Büro am Haupttor.
    Er zog sich an, wobei er gelegentlich wankte, wusch sich das Gesicht im steinernen Becken und blickte dann in die Spiegelscherbe an der Wand.
    Er verharrte, als er ein leises, aber recht deutliches Quieken hörte. Das kleine Gitter über dem Abfluss wurde beiseite geschoben, und eine Ratte sauste aus der Öffnung. Sie war groß und grau, lief über den Arm des Wächters und sprang zu Boden.
    Wasser tropfte von Doppelpunkts Gesicht, als er mit verschlafenem Erstaunen beobachtete, wie drei kleinere Ratten aus dem Abfluss kamen und die große verfolgten. Sie drehte sich auf dem Boden, um zu kämpfen, aber die anderen Ratten stürzten sich gleichzeitig und aus drei verschiedenen Richtungen auf sie. Es sah eigentlich nicht nach einem Kampf aus, fand der Feldwebel, eher nach einer Hinrichtung…
    In der Wand gab es ein altes Rattenloch. Zwei der Ratten griffen nach dem Schwanz der großen und zogen sie hindurch. Die dritte Ratte blieb dort kurz stehen, und zwar auf den Hinterbeinen.
    Doppelpunkt glaubte, ihren Blick zu spüren. Sie sah nicht aus wie ein Tier, das einen Menschen beobachtete, um festzustellen, ob Gefahr von ihm drohte. Sie wirkte nicht ängstlich, eher neugierig. Über ihren Augen erkannte er einen roten Fleck.
    Die Ratte salutierte. Es dauerte nur eine Sekunde, aber sie salutierte zweifellos. Dann waren alle Ratten verschwunden.
Der Feldwebel starrte eine Zeit lang zum Loch, während ihm weiter Wasser vom Kinn tropfte.
    Und er hörte den Gesang. Er tönte aus dem Abfluss und hallte wider, schien aus weiter Ferne zu kommen. Eine Stimme sang etwas vor, und viele andere Stimmen antworteten:
    »Wir kämpfen gegen Hunde, und Katzen jagen wir…« »…keine Falle kann den Ratten trotzen hier!« »Wir haben keine Flöhe und auch nicht die Pest…« »…wir trinken Gift und stehlen Käse fürs Fest!« »Und wehe euch, wenn ihr uns nicht in Ruhe lasst…« »…dann tun wir Gift in euren Tee, aufgepasst!« »Wir kämpfen hier und bleiben an diesem Ort…« »…WIR GEHEN NIE MEHR FORT!«
    Der Gesang verklang. Feldwebel Doppelpunkt blinzelte und sah zu der Flasche Bier, die er am vergangenen Abend getrunken hatte. Beim Nachtdienst konnte man sich sehr einsam fühlen. Außerdem bestand kaum die Gefahr, dass jemand in Bad Blintz einfiel. Hier gab es gar nichts zu holen.
    Vermutlich war es eine gute Idee, niemandem von dieser Sache zu erzählen, dachte Doppelpunkt.
Wahrscheinlich war gar nichts passiert. Das Bier musste schlecht gewesen sein…
    Die Tür des Wachhauses öffnete sich, und Korporal Knopf kam herein.
»Morgen, Feldwebel«, sagte er. »Ich… Was ist mit dir los?«
    »Nichts, Korporal!«, erwiderte Doppelpunkt rasch und trocknete sich das Gesicht ab. »Ich habe eindeutig nichts Sonderbares gesehen! Was stehst du da herum? Es wird Zeit, das Tor zu öffnen, Korporal!«
    Die Wächter traten nach draußen und öffneten das Stadttor. Sonnenschein glänzte ihnen entgegen.
Und mit dem Sonnenschein kam ein langer, langer Schatten.
    Meine Güte, dachte Feldwebel Doppelpunkt. Dieser Tag hat schlecht begonnen, und es wird nicht besser

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