Maxine Sullivan
nicht leicht, sie zu lieben“, nahm Briana das Gespräch wieder auf. „Aber ich habe es trotzdem getan.“
„Sicher, das glaube ich dir.“
Sie seufzte leise. „Sie hat es nicht verdient zu sterben.“
„Natürlich nicht.“
Briana blieb stehen und ließ den Kopf hängen. Sie würde die Schwester nie wiedersehen. Am schlimmsten war die Vorstellung, wie sie gestorben war. Das Bild, wie die Schwester stundenlang schwer verletzt im Wasser trieb, würde Briana immer verfolgen. Wie sehr musste Marise gelitten haben, als ihr klar wurde, dass sie sterben musste. Denn das Schiff, das sie dann an Bord nahm, kam zu spät. Sie war nicht mehr zu retten gewesen. Brianas einziger Trost war, dass Marise nicht allein war, als sie starb. Einer von der Schiffsbesatzung war bei ihr gewesen.
Jarrod trat vor sie hin und strich ihr zärtlich das Haar aus der Stirn. „Deshalb sollten wir unser Leben genießen, solange es irgend geht.“
„Ja.“ Sie hob den Kopf. Und ohne nachzudenken, lehnte sie sich an Jarrod und legte ihm die Arme um die Taille. Sie wollte seine Stärke spüren, wollte sich von ihm trösten lassen. Und als sie ihm in die Augen sah, wusste sie, dass er verstand. Dies war keine Aufforderung zum Sex. Sie wollte ihm nahe sein, wollte Trost und Verständnis in seinen Armen finden. Hier ging es um Geben und Nehmen, etwas, was beide noch nie in einer Beziehung erlebt hatten.
Plötzlich schrie jemand so laut, dass beide auseinanderfuhren. Ein kleiner Junge mit Schwimmflügeln war von der Strömung ins tiefe Wasser gezogen worden. Die Mutter stand am Ufer und konnte nichts tun, weil sie einen Säugling auf dem Arm hielt.
„Oh nein …“, stieß Briana entsetzt aus und lief sofort los, ratlos, was sie tun sollte. Denn obgleich sie eine gute Schwimmerin war, bezweifelte sie, dass sie die weite Strecke überwinden könnte. Aber auf keinen Fall konnte sie zulassen, dass der kleine Junge ertrank. Sie musste es versuchen.
Doch dann rannte jemand an ihr vorbei und warf sich ins Wasser, ein Mann mit nacktem Oberkörper und dunklem Haar.
Jarrod!
Gerade als er das tiefe Wasser erreicht hatte und mit kräftigen Zügen in Richtung des Jungen schwamm, blieb Briana schwer atmend neben der Frau stehen. Sie war nicht die Einzige. Auch andere Strandspaziergänger waren auf die Mutter zugekommen und versuchten, ihr Mut zu machen.
Briana stand wie angewurzelt da und starrte hinaus aufs Meer. Hoffentlich, hoffentlich konnte Jarrod den Jungen erreichen, bevor das Kind noch weiter von der Strömung aufs offene Meer hinausgezogen wurde. Er kam näher, das konnte sie deutlich sehen.
Doch dann überfiel sie Panik. Würde er noch genug Kraft haben, mit einem kleinen Kind im Schlepptau zurückzuschwimmen? Er war bereits weit draußen. Ihre Zuversicht sank. Das konnte er unmöglich schaffen.
Die Zeit schien stillzustehen. Dennoch war sie sich der Geräusche um sich her bewusst, spürte das kalte Wasser, das um ihre Sneaker spülte, nahm die auffrischende Brise wahr und die Sonne, die hinter einer dunklen Wolke verschwand.
Es durfte nicht sein. Wenn Jarrod etwas passierte, wenn er ertrank, während er ein Kind retten wollte, wenn das Meer ihn holte wie Marise … sie würde es nicht ertragen.
Bitte, lieber Gott, lass den Mann leben, den ich liebe …
Den ich liebe . Ja, sie liebte ihn, auch wenn sie lange versucht hatte, dieses Gefühl zu unterdrücken.
In diesem Augenblick erreichte Jarrod den Jungen, und ein Aufatmen ging durch die Menge. Und als ein kleines Boot vom Anlegesteg losgemacht wurde und auf die beiden zuhielt, traute sich auch Briana wieder zu hoffen. Doch erst als Jarrod und der kleine Junge sicher im Boot saßen, konnte sie das Gefühl der Panik abschütteln.
Jarrod trug den Jungen auf dem Arm, als er auf die Mutter zukam. Jemand hatte ihr den Säugling abgenommen, sodass sie ihr anderes Kind in Empfang nehmen konnte. Sie drückte den Jungen an sich, und Tränen liefen ihr über die Wangen. „Danke“, stammelte sie nur immer wieder, hob sich auf die Zehenspitzen und küsste Jarrod auf die Wange. „Danke.“
Dann legte jemand Jarrod ein Handtuch um die Schultern, ein anderer griff nach seiner Hand und schüttelte sie herzlich.
Briana hatte sich nicht von der Stelle bewegt. Sie sah den geliebten Mann an, als hätte man ihr soeben das größte Geschenk auf Erden gemacht.
Und so war es auch.
Dann bemerkte er sie und ging auf sie zu. „Alles wieder in Ordnung?“
„Ja.“ Sie blickte ihn an, als sähe sie ihn
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