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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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der tanzenden Toten.
    »Es ist mitten in der Nacht!«
    »Und? Wir schlafen sowieso nicht!«
    »Ich meine, was würden Ihre… Ihre Nachfahren denken, wenn sie Sie so sehen könnten?«
    »Das geschieht ihnen recht, wen sie uns die ganzen Jahre nicht besucht haben!«
    »Wir legen uns auf den Teppich!« rief Mrs. Liberty.
    »Das heißt ›eine heiße Sohle auf den Teppich legen‹«, korrigierte sie ein anderer Toter.
    »Parkett«, sagte der Stadtrat und verlangsamte seine Bewegungen ein bißchen. »Aufs Parkett. Eine kesse Sohle aufs Parkett legen. So hat es jedenfalls Mr. Benbow genannt, der 1931 gestorben ist. Eine kesse Sohle.«
    »So geht das nun schon den ganzen Abend«, sagte Mr. Vicenti. Er saß auf dem Bordstein. Oder besser gesagt, er saß einen halben Meter
über
dem Bordstein. »Wir haben ein paar wirklich interessante Sender gefunden. Was genau ist ein DJ?«
    »Ein Diskjockey«, sagte Johnny resigniert und setzte sich ebenfalls. »Er legt Platten auf und so.«
    »Ist das eine Art Strafarbeit?«
    »Viele Leute machen das ganz gern.«
    »Seltsam. Und sie sind nicht irgendwie geisteskrank oder so?«
    Die Musik ging zu Ende. Die Tänzer hörten auf, sich zu drehen, aber ganz langsam und mit großem Widerwillen.
    Mrs. Liberty schob ihren Hut zurück. Er war ihr über die Augen gerutscht.
    »Das war wirklich nett!« sagte sie. »Mr. Fletcher! Seien Sie doch so gut und bitten Sie den Mann am Telegraphen, noch etwas in der Art zu spielen!«
    Neugierig trottete Johnny zur Telefonzelle hinüber. Mr. Fletcher hatte sich tatsächlich hingekniet, und seine Hände steckten
im
Telefon. Ein paar andere Tote schauten ihm zu. Einer von ihnen war William Stickers, der nicht sehr glücklich aussah. Der andere war ein alter Mann mit massenhaft weißen Locken, der typischen Frisur eines verrückten Wissenschaftlers.
    »Oh, du bist es«, sagte William Stickers. »Das nennst du also Leben, ja?«
    »Ich?« meinte Johnny. »Ich nenne es gar nicht.«
    »Hat der Mann im Radio sich über mich lustig gemacht? Was meinst du?«
    »O nein«, sagte Johnny mit gekreuzten Fingern.
    »Mr. Stickers ist verärgert, weil er mit Moskau telefoniert hat«, erklärte der weißhaarige Mann. »Sie sagten, sie hätten genug Revolution gehabt und sie bräuchten jetzt Seife.«
    »Das sind alles nur dreckige Kapitalisten!« schnaubte William Stickers.
    »Aber zumindest wollen sie saubere Kapitalisten werden«, sagte Mr. Fletcher. »Wo sollen wir es als nächstes versuchen?«
    »Müßt ihr kein Geld einwerfen?« fragte Johnny.
    Mr. Fletcher lachte.
    »Ich glaube nicht, daß wir uns schon begegnet sind«, sagte der weißhaarige Mann freundlich und reichte ihm eine etwas durchscheinende Hand. »Solomon Einstein (1869–1932).«
    »Wie Albert Einstein?« sagte Johnny.
    »Ein entfernter Verwandter«, meinte Solomon Einstein. »Relativ entfernt. Haha.«
    Johnny hatte den Eindruck, daß Mr. Einstein das schon millionenmal gesagt hatte und immer noch nicht genug davon hatte.
    »Wen rufen Sie denn an?« fragte Johnny.
    »Wir schauen uns nur die Welt an«, sagte Mr. Fletcher. »Wie heißen diese Dinger, die in der Luft rumfliegen?«
    »Ich weiß nicht. Frisbees?«
    »Mr. Vicenti kann sich noch vage dran erinnern. Sie fliegen um die Erde herum.«
    »Oh. Sie meinen Satelliten?«
    »Genau die!«
    »Aber woher wissen Sie, wie man –«
    »Das kann ich nicht erklären. Die Dinge sind irgendwie einfacher, habe ich den Eindruck. Ich kann alles ganz klar vor mir sehen.«
    »Alles was?«
    »Alle Kabel, all diese… Satelliten… wenn man keinen Körper hat, ist es auch viel leichter, all das zu benutzen.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Zum einen ist man nicht gezwungen, an einem Ort zu bleiben.«
    »Aber ich dachte, Sie –«
    Mr. Fletcher verschwand. Einige Sekunden später erschien er wieder.
    »Verblüffend, nicht?« sagte er. »Wahrhaftig, wir werden unseren Spaß haben!«
    »Ich verstehe nicht –«
    »Johnny?«
    Es war Mr. Vicenti.
    Ein Lebender hatte es geschafft, zu Jims Sendung durchzukommen. Die Toten versuchten unter viel Gelächter, zu einem Country-Stück zu tanzen.
    »Was geht hier vor?« sagte Johnny. »Sie haben doch gesagt, Sie könnten den Friedhof nicht verlassen!«
    »Das hat euch niemand erklärt? Bringt man es euch nicht in den Schulen bei?«
    »Nun, wir bekommen keinen Unterricht im Umgang mit Gesp- Entschuldigung. Mit Toten, meine ich.«
    »Wir sind keine Gespenster, Johnny. Ein Gespenst ist etwas sehr Trauriges. Meine Güte. Es ist so schwer, den

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