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Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen

Titel: Maxwell 02 - Nur du kannst sie verstehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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mehr praktisch begabt«, meinte Wobbler.
    »Du meinst, du mußt nur irgendwelche Tasten am Computer drücken, und dann passiert’s?«
    »Und? Oft passiert doch
tatsächlich
was.«
    »Also,
ich
gehe zur Armee«, verkündete Bigmac. »In die Spezialeinheit.«
    »Ha. Mit deinen Plattfüßen und dem Asthma wirst du denen eine große Hilfe sein«, sagte Wobbler. »Ich kann mir richtig vorstellen, wie sie dich einsetzen, um loszuhumpeln und Terroristen anzukeuchen.«
    »Ich will auf jeden Fall mal Jura und Medizin studieren«, sagte Yo-less, um den Frieden zu wahren.
    »Gute Idee. Dann können sie dich nicht verklagen, wenn du ein falsches Teil abschneidest«, sagte Bigmac.
    Keiner wurde wirklich wütend. Das gehörte einfach zum Ritual.
    »Was ist mit dir?« fragte Wobbler Johnny.
    »Keine Ahnung«, antwortete Johnny.
    »Warst du nicht letzte Woche bei der Berufsberatung?«
    Johnny nickte. Dort wurden einem unglaubliche Zukunftschancen vorgestellt. Eine Karriere als Einzelhandelskaufmann oder als Großhandelskaufmann. Eine Zukunft bei der Armee, vermutlich nur nicht für Bigmac, der ein Maschinengewehr in die Hand nehmen durfte und es sich auf den Fuß fallen ließ. Aber Johnny hatte keine große Zukunftschance entdecken können, die wirklich Zukunft gehabt hätte.
    »Was ich gerne werden würde«, meinte er, »ist etwas, wofür es noch keinen Namen gibt.«
    »Ach ja?« sagte Wobbler. »Du meinst, in zwei Jahren wird jemand den Wurgelplatt erfinden, und wenn dann einer gesucht wird, der den Wurgelplatt bedienen kann, dann bist du der erste Anwärter, ja?«
    Sie gingen über den Friedhof. Die anderen sagten zwar nichts, hielten sich allerdings etwas dichter beieinander. Aber es waren keine Toten da.
    »Man kann nicht einfach rumhängen und auf die große Zukunftschance warten«, murmelte Johnny.
    »Hey«, sagte Yo-less mit künstlicher Munterkeit, »meine Mutter läßt fragen, ob ihr heute abend nicht mit in die Kirche kommen wollt.«
    »Vergiß es«, meinte Wobbler nach einer Weile. »Du sagst das jede Woche.«
    »Sie meint, es wäre gut für euch. Vor allem für Simon.«
    »Simon?« fragte Wobbler.
    »Das bin ich«, sagte Bigmac.
    »Sie sagt, man müßte sich um dich kümmern«, erklärte Yo-less.
    »Ich wußte gar nicht, daß du Simon heißt«, meinte Wobbler.
    Bigmac seufzte. Auf seinem T-Shirt stand »Blackbury Skins«, er hatte sich den Kopf geschoren, trug große, schwere Stiefel und breite Hosenträger, und auf seinen Fingerknöcheln war mit Kugelschreiber »Liebe« und »Has« 3 geschrieben, aber aus irgendeinem Grund meinte Yo-less’ Mutter, daß er ein richtiges Zuhause bräuchte. Bigmac lebte in der ständigen Angst, daß Bazza und Skazz, die einzigen anderen Skins in Blackbury, das herausfinden und ihm seine Hosenträger, die ein Zeichen seiner Mitgliedschaft waren, wieder abnehmen könnten.
    »Sie sagt, ihr werdet alle als Heiden aufwachsen«, sagte Yo-less.
    »Also ich gehe morgen zu einer Beerdigung im Krematorium«, erklärte Johnny. »Das ist fast wie Kirche.«
    »Jemand Wichtiges?« fragte Wobbler.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte Johnny.
     
    Johnny war überrascht, daß so viele Leute zu Thomas Atkins’ Beerdigung gekommen waren, aber dann stellte sich heraus, daß sie noch von der vorhergehenden Zeremonie übrig waren. Zu Thomas Atkins’ Begräbnis waren nur er selbst, ein steif aussehender alter Mann in einem Blazer mit dem Emblem des Veteranenverbands und die Krankenschwester vom Haus Sonnenblick gekommen – und der Pfarrer, der sich redlich bemühte, aber er war Thomas Atkins niemals begegnet, also hatte er seine Grabrede aus lauter passenden Floskeln zusammengesetzt. Dazu gab es Orgelmusik vom Band. Das war’s.
    Die Kapelle roch nach frischem Holz und Bohnerwachs.
    Die drei anderen starrten Johnny verlegen an, als seien sie der Ansicht, er gehöre da nicht hin, wüßten aber nicht genau, warum.
    Er hörte ein leises Geräusch von hinten, gerade, als die Musik begann.
    Er drehte sich um und sah die Toten hinter sich. Der Stadtrat hatte den Hut abgenommen und saß aufrecht in der Kirchenbank. Selbst William Stickers hatte sich Mühe gegeben, respektabel auszusehen. Solomon Einsteins Haar stand ab wie ein Heiligenschein.
    Die Schwester sprach mit dem Mann im Blazer. Johnny lehnte sich zurück, damit er mit Mr. Fletcher reden konnte.
    »Warum sind Sie hier?« flüsterte er.
    »Das ist erlaubt«, sagte Mr. Fletcher. »Früher sind wir zu allen Beerdigungen gegangen. Um ihnen zu helfen, sich

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