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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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hinfällig. Im Unterbewußtsein schrieben alle Anwesenden die Straton 797 bereits ab.
    Ferro starrte den ausgedruckten Text an. »Eine Bombe!« wiederholte er tonlos. »Löcher im Rumpf. Explosive Dekompression. Großer Gott!« Er war sich darüber im klaren, daß er schon früher gemerkt hätte, daß mit Flug 52 irgend etwas nicht stimmte, wenn er die ausgebliebene Treibstoff- und Positionsmeldung zeitgerecht angefordert hätte. Jetzt fragte er sich, ob das Einfluß auf das Endergebnis hätte haben können. Er las den Text erneut durch und schüttelte den Kopf. »Dekompression. In dieser Höhe! Dann müssen die meisten tot oder …«
    Dennis Evans kam herein. »Alle sind benachrichtigt«, meldete er. »Johnson ist hierher unterwegs. Ich habe mich absichtlich vage ausgedrückt. Ungeklärter Notfall. Vielleicht nicht allzu schlimm.«
    »Ich hab’ mich getäuscht«, stellte Ferro ruhig fest. Er deutete auf den Bildschirm.
    Evans kniff die Augen zusammen. Er las den Text zweimal. »Verdammter Mist! Wie kann die …«
    »Das hilft uns jetzt nicht weiter«, unterbrach Ferro ihn. »Wir müssen sie irgendwie runterholen. Ich bitte um Vorschläge. Wer hat eine Idee?«
    Keiner meldete sich.
    Brewster räusperte sich. »Können wir ihre ungefähre Position bestimmen?«
    »Ja, das ist eine gute Idee«, bestätigte Ferro. »Das würde uns weiterhelfen. Haben Sie die letzte gemeldete Position?«
    Brewster nickte. »Ja, Sir.« Er warf einen Blick auf sein Schreibbrett. »Die Meldung ist fast eineinhalb Stunden alt, aber wir können versuchen, aufgrund der jetzt gemachten Angaben eine neue Position zu errechnen.« Er deutete auf den Bildschirm. »Daraus läßt sich keine exakte Position bestimmen, aber wir hätten immerhin einen besseren Anhalt.«
    »Okay, fangen Sie an, Jerry.«
    Brewster notierte sich die Angaben aus dem von Flug 52 gesendeten Notruf. »Eines steht jedenfalls fest«, meinte er als er fertig war. »Sie fliegen in die falsche Richtung.« Er wandte sich ab und verließ den Raum.
    »Er hat recht«, warf Evans ein.
    »Allerdings«, bestätigte Ferro kühl. Er war sich darüber im klaren, daß er bald eine Entscheidung würde treffen müssen.
    »Vielleicht wär’s besser, wenn du sie auf Gegenkurs gehen lassen würdest«, schlug Evans vor.
    Ferro starrte den Fernschreibtext an. Hier gab es keine Patentlösung, und er hatte in seiner jahrzehntelangen Erfahrung noch keinen derartigen Fall erlebt. Im Augenblick konnte er nur an die Konsequenzen für sich und die Besatzung sowie die Passagiere der Straton denken. »Der Mann ist nur ein Privatpilot. Die Maschine könnte dabei außer Kontrolle geraten.« Seine Finger trommelten auf das Data-Link. »Wir brauchen noch keine Entscheidung zu treffen. Der Autopilot kann eingeschaltet bleiben, bis wir ihre Position ungefähr bestimmt haben. Vielleicht kommen die Piloten wieder zu Bewußtsein …«
    Evans schlug mit der flachen Hand auf das Gerät. »Verdammt noch mal, Jack! Wir haben keine richtige Vorstellung von den Treibstoffreserven an Bord, und die 797 fliegt in die falsche Richtung. In die Arktis oder nach Sibirien. Wir müssen unter allen Umständen dafür sorgen, daß sie umkehren, bevor sie den Punkt erreichen, an dem keine Umkehr mehr möglich ist.«
    Aber Ferro schüttelte den Kopf.
    »Der Pilot hat gemeldet, daß die Tanks halbvoll sind. Damit kann er San Francisco oder einen Flugplatz in Kanada oder Alaska erreichen. Wir wissen noch nicht genug, um eine rationale Entscheidung treffen zu können.«
    »Dafür reichen die Informationen vielleicht nie aus. Hör zu, Jack, wir …« Evans sprach nicht weiter. Er hatte dem alten Jack Ferro bisher stets nur aus Sport zugesetzt, weil es ihm Spaß gemacht hatte, seinen Chef ein bißchen zu ärgern. Aber jetzt erkannte er plötzlich, daß es hier um Leben und Tod ging, daß er noch nie eine Entscheidung dieser Art zu treffen gehabt hatte und daß er diese Verantwortung nicht hätte übernehmen wollen. Evans sah ein, daß Jack Ferro als dienstältester Dispatcher eine schwere Last auf seinen Schultern trug. »Du mußt tun, was du für richtig hältst, Jack«, fuhr er leiser fort. »Du bist der Boss.«
    Ferro nickte. »Wir brauchen weitere Informationen.« Er wußte, daß seine Vorgesetzten bald eintreffen würden. Was war, wenn sie fragten: »Warum, zum Teufel, haben Sie sie nicht umkehren lassen, Jack?« Er wollte nicht als Zauderer dastehen. Dann wäre er erledigt gewesen. Aber er wollte auch nicht zu impulsiv entscheiden. Er

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