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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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fällige Lebensversicherungen sind keine Kleinigkeit. Ich bin froh, daß die Maschine nicht über bewohntem Gebiet abgestürzt ist.«
    »Ja, Sir.« Das kann noch kommen.
    »Und ich bin erleichtert, daß wir nicht auch das Flugzeug versichert haben. Was kostet ein Überschallflugzeug – 100 Millionen?«
    »Ungefähr, Sir.« Auf seinem Schreibtisch lag der erste Entwurf eines Memorandums, in dem Metz vorschlug, die Beneficial Insurance Company solle die Trans-United Airlines gegen genau dieses Risiko versichern. Sobald er in sein Büro zurückkam, würde es in den Reißwolf wandern, noch bevor er seine Jacke ausgezogen hatte!
    »Damit will ich sagen, Wayne, daß es keinen leitenden Versicherungsmann gibt, dessen Name nicht irgendwann mit einem Großschaden verknüpft gewesen wäre. Ich weiß, daß das peinlich ist, aber der Betrag, mit dem wir rechnen müssen, ist durchaus noch aufzubringen. Sie haben eben Pech gehabt. Lassen Sie sich dadurch nicht unterkriegen, mein Junge. In unserer Branche weint man nicht wegen verschütteter Milch. Man versichert sich gegen das Verschütten und zahlt die Milch mit den Prämien. Der Vorstand wird murren, aber das schadet Ihnen nicht weiter. Wir haben nur Glück«, fügte Parke freundlich hinzu, »daß der Schaden nicht größer ist.«
    »Ja, Sir«, antwortete Metz tonlos. Er ließ den Hörer sinken. Das Flugzeug bringt 300 Hirngeschädigte zurück, die Versorgungsansprüche gegen uns haben. Und die Beneficial muß für jeden einzelnen bis ans Ende seiner Tage sorgen …

10
     
    Harold Stein stand geduckt bereit, wieder zuzuschlagen, aber der Angriffsschwung schien verebbt zu sein. Die Angreifer wandten sich scheinbar unbeteiligt ab. Wie Kinder, dachte Stein – oder wie Raubtiere oder Wilde, deren Wut so rasch abklingt, wie sie aufflammt.
    Er atmete tief durch und wischte sich mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn. Seine Arme und Beine schmerzten. Er starrte in die Kabine hinunter. Die Passagiere waren offenbar durch irgend etwas abgelenkt worden. Sie drängten sich nicht mehr am Fuß der Wendeltreppe zusammen, und das Stimmengewirr war leiser geworden. Aber sie konnten sich jederzeit wieder zu einem Massenangriff zusammenrotten.
    Stein konnte kaum glauben, daß er tatsächlich angegriffen worden war. Noch viel schwerer fiel ihm jedoch das Eingeständnis, daß er so aggressiv gewesen war – daß er diese Männer, Frauen und Kinder geschlagen und getreten hatte. Alles Menschen, mit denen er noch vor wenigen Stunden geredet hatte!
    Er fragte sich, weshalb Barbara Yoshiro nicht zurückgekommen war. Vielleicht war ihr etwas zugestoßen; vielleicht suchte sie noch immer irgend etwas. Stein wußte es nicht und merkte, daß ihn das jetzt kaum mehr interessierte.
    Ein Blick ins Cockpit zeigte ihm, daß John Berry mit Sharon Crandall sprach, aber er konnte nicht hören, wovon die Rede war. Die beiden saßen in hellem Sonnenschein und waren vermutlich damit beschäftigt, sie alle heimzubringen. »Sie beruhigen sich allmählich!« rief Stein nach vorn.
    Berry drehte sich nach ihm um. »Gut gemacht, Harold. Rufen Sie mich, falls Sie Hilfe brauchen.«
    »Wird gemacht.« Stein sah sich im Salon um. Berry war damit ausgelastet, diese Leute aus dem Cockpit herauszuhalten und gleichzeitig die Maschine zu fliegen. Stein zwang sich dazu, nicht auf seine zitternden Hände hinabzusehen. Er holte langsam tief Luft, um ruhiger zu werden, aber das erwies sich als immer schwieriger. Je mehr er über ihre Situation nachdachte, desto ängstlicher wurde er. Stein war sich darüber im klaren, daß seine emotionalen und physischen Reserven so gut wie erschöpft waren.
    In Gedanken sprang er über ein Meer und einen Kontinent hinweg und war in seinem Haus in Bronxville. Vor seinem inneren Auge sah er rote Klinker, weiße Fensterläden und grüne Rasenflächen. Er erinnerte sich an die prächtigen roten Azaleen, auf die Miriam jedes Jahr so stolz gewesen war. Wer würde sie jetzt gießen, schneiden und düngen?
    Er sehnte sich nach dem altmodischen Sofa, auf dem er an Winterabenden mit Miriam vor dem Kamin gesessen hatte. Er stellte sich die breite Treppe vor, die in den ersten Stock mit den Schlafzimmern führte. Links das Bad und das Elternschlafzimmer. Rechts Susans Zimmer mit der Blumentapete und ihrem großen Aquarium; dahinter Debbies Zimmer mit der hellblauen Tapete und dem Puppenhaus, das er ihr letztes Jahr zum Geburtstag gebastelt hatte.
    Er begann zu weinen.
    Stein erkannte, daß er etwas

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