Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Rogers die beiden vor. Adlan schlug die Hacken zusammen und deutete eine Verbeugung an. Schüchtern nickte Mayra ihm zu. Er kam ihr irgendwie komisch vor. Mayra wunderte sich öfter über andere Menschen. Sie hatte gelernt, ihre Meinung für sich zu behalten.
Die drei nahmen Platz. Rogers setzte sich ans Kopfende zur Tür hin, Ursula zu seiner Rechten. Adlan wollte links neben ihn, doch Rogers hielt ihn mit einer Handbewegung auf. „Mayra, komm zu mir. Kapitän, bitte setzen sie sich einen Stuhl weiter.“
In dem Augenblick kam Will herein, beladen mit fünf übereinandergestapelten Tabletts mit noch verschweißten Fertiggerichten. „Es gibt Hühnchen, Hühnchen und Hühnchen, dazu Hühnchen und noch mal Hühnchen!“, verkündete sie fröhlich, während sie die Tabletts absetzte und auf die Plätze verteilte. „Der Rest vom Fest. Das Ende des Haltbarkeitsdatums war erreicht“, ergänzte sich noch, während sie sich Adlan gegenüber setzte und mit Begeisterung die Folie von ihrem Gericht riss.
Mayra folgte ihrem Beispiel. Sie hatte zwar erwartet, dass man sich auf Terrestra, wo alle Nahrungsmittel selbst angebaut wurden, aus dem Planeten ernährte und nicht auf das Standardessen der Flotte zurückgriff. Aber Hühnchen gab es zu Hause selten, und sie mochte Hühnchen.
Als sie anfingen zu essen, erkundigte ihr Großvater sich kurz nach Mayras Eltern. „Es geht ihnen gut“, sagte Mayra leise. Rogers reichte das als Antwort. Immerhin wäre er auch sofort informiert worden, ginge es der Senatorin und ihrem Mann nicht gut. Ursula warf ein, dass sie Cassiopeia schon eine kurze Nachricht gesendet hätte, dass Mayra sicher auf Terrestra angekommen war. Mayra war ihr dafür dankbar. Ihrer Mutter Rede und Antwort zu stehen, wäre ihr grad zu viel gewesen.
Während des weiteren Essens sprachen vor allem ihr Großvater und Adlan. Es ging um Projekte, von denen Mayra nur die Hälfte verstand. Sie bekam mit, dass die Föderation eine Handelsmission plante, damit aber auf den Widerstand des Königs von Terrestra stieß. Besonders Adlan regte sich über einen Prinz Ragnar auf, der ihn und damit die gesamte Föderation respektlos behandle. „Heute Morgen hat er mich wieder eine Stunde warten lassen, eine ganze Stunde!“ Adlan machte ein Gesicht, als ob er statt auf ein Stück Hühnchen auf eine Citrusqualle gebissen hätte.
„Machtspiele!“, kommentierte der Admiral. „Die Königsfamilie versucht klarzumachen, dass sie die Stärkeren sind.“ Gelassen spießte er ein Stück Huhn auf. „Ich denke, die Föderation kann abwarten, bis sich zeigt, wer die Macht in Händen hält.“
„Aber wir müssen doch demokratisch vorgehen, wir müssen den Willen der Terrestraner beachten!“ Adlan war verwirrt.
„Natürlich. Natürlich.“ Mayras Großvater ließ sich nicht beirren und erklärte weiter: „Ich gehe davon aus, dass das oberste Föderationsgericht entscheiden wird, dass Terrestra schon immer Teil der Föderation war und von daher der Wille der Gründereltern gilt, an den auch die jetzigen Nachkommen gebunden sind.“ Rogers kaute bedächtig.
Adlan schien nicht begeistert. „Aber es ist und bleibt eine Frechheit, dass König Philippus nicht selbst mit uns verhandelt. Immerhin repräsentieren wir die Föderation! Es ist nicht mal der älteste seiner Söhne, den er zu Terminen schickt. Dieser Ragnar ist doch noch ein halbes Kind!“, beklagte er sich.
Der Admiral legte seine Gabel nieder und sah seinen Assistenten streng an: „Sich nicht provozieren zu lassen und den Gegner nicht zu unterschätzen, ist Regel Nummer eins bei Verhandlungen. Ragnar ist erst 21. Aber er genießt das volle Vertrauen seines Vaters und ist ein geschickter Diplomat. Ich kann Ihnen nur raten, ihn ernst zu nehmen. Und vorsichtig zu sein!“
Ursula legte ihre Hand auf Mayras. Sie lächelte. „Da bist du ja mitten in eine unserer üblichen politischen Diskussionen geraten.“
„Na ja“, meinte Mayra. „Genau darüber will ich ja meine Arbeit für die Schule schreiben.“
Ursula lachte. „Aber vielleicht nicht gleich heute. Morgen fliegen wir mit dem Standgleiter in die Stadt. Dann kannst du dir selbst ein Bild von Land und Leuten machen.“ Sie sah die Männer streng an. „Es gibt auch noch mehr als Politik. Dass die Leute genug zu essen haben, ein Dach über dem Kopf, dass sie Freunde haben, ihre Familie gesund ist. Den meisten Menschen ist das viel wichtiger als die Frage, wer sie regiert.“
„Ja, genau!“ Adlan wurde
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