Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
in der Entfernung auftauchte. Es sah so aus, als ob ihr Schiff genau auf den Planeten zuraste. Er wurde in dem Sichtfeld groß und größer. Sie kamen ihm so nah, dass Mayra schon Angst bekam, sie würden in ihn hineinstürzen. Doch schon schossen sie an ihm vorbei und Momente später war der orange Ball nur noch sehr klein hinter ihnen auf den Monitoren zu erkennen. Nichts lag vor Mayra als der Weltraum.
Als sie so durch das Sichtfenster hinaussah und nur ein paar Sonnen sehr weit weg, unvorstellbar weit weg, schwach funkelten, wurde ihr bewusst, dass die Steigerung der Farbe Schwarz nicht „am schwärzesten“ hieß. Schwarz, schwärzer, am schwärzesten, weltraumschwarz – so musste es eigentlich heißen. Auch eine noch so schwarze Fläche war immer noch als schwarze Fläche zu erkennen. Da draußen schluckte der Raum, in dem es nicht ein einziges Atom gab, das reflektieren konnte, alles Licht. Dort draußen gab es nur ein Nichts, ein weltraumschwarzes Nichts. Mayra schaute auf das Sichtfenster. Nur diese durchsichtige Scheibe, nur die dünne Schicht von Metall, die die Außenhülle des Schiffes bildete, lagen zwischen ihr und dem absoluten Vakuum. Mayra schluckte. Sie rief sich in Erinnerung, dass es auf interstellaren Flügen selten Unglücke gab. Trotzdem war sie froh über die Sicherheit in der Stimme des Kapitäns, als er wenig später durchsagte, dass sie nun den äußeren Rand des Systems erreicht hätten und in eins Komma zwei Standardminuten in den Hyperraum eintreten würden.
Mayra war gespannt darauf, wie der Hyperraum durch das große Fenster aussehen würde. Ein leises Summen war zu hören. Der im Fenster sichtbare Ausschnitt änderte sich. Die Sterne da draußen schienen ihre Position zu ändern, wie wenn sie nun durch eine Röhre flögen und die Sonnen sich darum gruppierten. Dann erschien ein heller Punkt in der Mitte – und sie sprangen in den Hyperraum.
Im Laufe der Geschichte der Raumfahrt hatte es sich als sinnvoll erwiesen, in der siebten Dimension zu reisen, um die Strecken zwischen zwei sehr weit entfernten Planeten zu überbrücken. In ihrer normalen vierdimensionalen Welt würde es selbst bei Überlichtgeschwindigkeit länger als ein Menschenleben dauern, um von Unionia aus nach Terrestra zu gelangen. Vor dem Sichtfenster zeigte sich nun, da sie sich im Hyperraum bewegten, ein buntes Spiel von Farben. Immer wieder neue Muster zogen vorbei, lösten sich auf, wurden von anderen ersetzt. Mayra war begeistert. Völlig fasziniert starrte sie darauf. Erst als ihr Magen knurrte, merkte sie, dass sie Hunger hatte. Aber sie mochte nicht aufstehen und sich etwas zu essen holen. Dazu war die Farbenpracht viel zu schön. Fasziniert blieb sie sitzen.
Kapitel 20
Mit einem Ruck wachte Mayra auf. Sie musste dann doch eingeschlafen sein. Das Schiff hatte den Hyperraum schon wieder verlassen, und sie befanden sich im Anflug auf Terrestra. Mayra setzte sich aufrecht hin und schaute gebannt nach draußen. In dem Sichtfenster der Offiziersmesse wurde der kleine blaue Ball der Planetenkugel schnell größer. Mayra staunte. Während ganz Unionia eine einzige Stadt war, sodass die Oberfläche grau wirkte, wenn man den Planet anflog, und der Landwirtschaftsplanet XZ 13 nur aus dem Grün und Gelb seiner riesigen Felder zu bestehen schien, wirkte Terrestra so, als ob da überhaupt keine Menschen wohnten.
Je näher sie kam, desto deutlicher konnte Mayra erkennen, dass es nur eine Landmasse gab, die mehr wie eine Insel als ein Kontinent wirkte. Den Rest der Planetenoberfläche bedeckte Wasser. Selbst der kleine Kontinent wirkte unwirtlich. Im Zentrum thronte ein karstiges Gebirge, in dessen Mitte sich auf einer Hochebene eine ins Rot spielende Wüste befand. Nur am westlichen Rand der Landmasse erstreckte sich zum Meer hin eine flache, grüne Ebene. Von dort aus zogen sich grün bewachsene Täler wie Stränge hoch bis ins Gebirge.
Das Schiff sank immer tiefer. Das bisher einheitlich scheinende Grün der Ebene unterschied sich nun in Wiesen, Felder und Wälder. Es gab erstaunlich viel Wald. Mayra wunderte sich, warum die Bewohner Terrestras nicht wenigstens den fruchtbaren Teil ihres Planeten für intensive Landwirtschaft nutzten. Bald näherten sie sich dem Raumhafen, der neben einer Stadt im Landinneren auf der Ebene zwischen Küste und Gebirge lag. Die Stadt war kleiner als jede menschliche Ansiedlung, die Mayra jemals gesehen hatte. Die Bebauung fand sie völlig seltsam. Statt Titan zu verwenden, schienen
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