Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
auftauchten. Lachend, gerührt, glücklich sahen sie sich an. Djuma strich Mayra eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die ihr über die Augen gefallen war. Auf seine wortlose Frage, worauf sie Lust hatte, zog sie ihn zu einem Kuss an sich.
So lagen sie eine ganze Zeit beieinander und Mayra fragte sich, ob sie mehr wollte und zwar sofort, als nur sich zu küssen, da löste sich Djuma. „Ich muss zurück. Wieder mal. Ich möchte nicht, dass man mich vermisst – und mich Glen suchen kommt!“, sagte er.
„Wieder mal!“, führte Mayra seinen Satz lächelnd weiter. „Schade!“
Djuma drückte ihr einen kurzen Kuss auf die Lippen. „Finde ich auch!“, lächelte er und stand auf. Innerlich seufzend folgte ihm Mayra.
Auf dem Rückweg dachte sie darüber nach, was Djuma ihr erzählt hatte und sie fragte ihn: „Dein Vater hasst dich nicht wirklich, oder?“
„Von Liebe ist jedenfalls nicht viel zu spüren“, kam es trocken von Djuma.
„Aber du bist einer von zwei Statthaltern. Du bist einer seiner Vertreter. Der Kontakt zur Föderation läuft nur über dich.“
„Und?“
„Wenn er dich so gar nicht mag, wieso sollte der König dich als möglichen Nachfolger präsentieren? Und das tut er doch, wenn er dich zum Statthalter macht. Wenn ich das richtig verstanden habe.“
„Das stimmt“, meinte Djuma ruhig. „Mein Vater hat gesehen, dass ich gut bin!“ Er grinste Mayra frech an. „Philippus ist jemand, den man mit Leistung beeindrucken kann. Man kann ihm viel vorwerfen, aber er nimmt seine Verantwortung als König ernst. Er wird denjenigen seiner Söhne zum Nachfolger ernennen, den er von seinen Fähigkeiten und von seiner Persönlichkeit her als den geeignetsten für das Königtum hält. Aber Silvio ist ganz klar sein Liebling. Das war schon immer so.“
„Du magst Silvio nicht“, stellte Mayra fest.
Djuma schüttelte den Kopf. „Es ist weniger, dass ich ihn nicht mag, als dass ich ihm nicht traue. Aber wie schon gesagt, bei den Wetten in der Stadt liegt Silvio vorne!“, lächelte er sie an.
„Ich mag ihn auch nicht“, meinte Mayra. „Als ich im Palast war, um Glen nach dir zu fragen, hat er mich beinahe über den Haufen gerannt!“
„Unverzeihlich! Aber vielleicht hat er dich einfach nicht gesehen?“
„Blind ist er auch noch? Naja, vielleicht war er einfach in Gedanken.“
Mayra hatte keine Lust mehr über Prinz Silvio zu reden und fragte Djuma, was sie wirklich interessierte: „Wie sieht es morgen aus? Treffen wir uns? Wieder am See?“
Djuma zögerte. Dann sagte er vorsichtig: „Es tut mir wirklich leid, Mayra. Aber ab morgen tagt das oberste Gericht. Als Richter bin ich den ganzen Tag eingespannt. Ich kann da nicht weg!“
Das versetzte Mayra einen Stich. „Wie lange gehen deine Gerichtstage denn?“
„Kommt darauf an, wie lange die einzelnen Fälle dauern. Ich schätze fünf Tage.“
„Fünf Tage!“, rief Mayra. Hätte Djuma fünf Jahre gesagt, wäre es ihr auch nicht länger vorgekommen.
„Wir können uns danach sehen. Das verspreche ich dir!“ Djuma sah sie besorgt an.
„Ja. Klar. In Ordnung!“ Mayras Fröhlichkeit war gespielt. In rasender Schnelligkeit überlegte sie, wie es sein konnte, dass Djuma so viel arbeiten musste, dass er überhaupt gar keine Zeit für sie hatte. Doch dann sah sie in seine Augen, sah seine Bitte und sie glaubte ihm. Sie versuchte zu lächeln. Es gelang ihr etwas zittrig.
Als sie aus dem Wald heraus waren, bat Mayra Djuma voranzureiten. Das Letzte, was sie wollte war, dass ihr Großvater sie zusammen sah. Djuma beugte sich zu ihr, um sie zu küssen, doch Mayra drehte sich weg, und er traf nur ihre Wange. Mayra konnte nicht anders. Obwohl sie es nicht wollte, war sie verletzt, dass Djuma ihr erst so nahe gekommen war und sie nun für Tage allein ließ. Djuma schien zu ahnen, was in ihr vorging. „Ich melde mich!“, versicherte er ihr. Dann ließ er Thandril angaloppieren. Mayra sah ihm nach, während sie langsam im Schritt mit Halda hinterherritt. Tränen traten in ihre Augen. Ärgerlich wischte sie sie weg. Sie war völlig durcheinander.
Bis es Zeit zum Abendessen war, hatte Mayras Verwirrung sich in schlechte Laune verwandelt. Nur mühsam behielt sie eine äußere Höflichkeit aufrecht, als sie ihre Großeltern, Adlan und Will im Gemeinschaftsraum traf. Zu allem Überfluss schlug ihr Großvater auch noch vor, dass sie am nächsten Tag Ursula begleiten solle, die vorhatte, der Weberin Rinzi auf ihrem Hof einen weiteren Besuch
Weitere Kostenlose Bücher