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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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es so aussehen, als sei sie mit dem Messer vergewaltigt
worden. Was ich herausfinden muss, ist, ob er das absichtlich getan hat, um uns
vorzuspiegeln, dass es sexuell war. Oder ob er es aus einem anderen Grund tat
und die Tatsache, dass es sexuell aussieht, nur nebenbei zustande gekommen ist.«
    »Das ist ja verrückt«, befand
Ambrose.
    Er war nicht der erste
Polizist, der so auf eine von Tonys ausgefallenen Ideen reagierte. Nicht alle
hatten unrecht gehabt, aber sie waren in der überwältigenden Mehrheit.
»Möglicherweise«, meinte Tony. »Aber, wie ich schon sagte, ich weiß nicht
genug für ein vollständiges Profil, und Theorien, die nur auf der Hälfte der
Information basieren, sind auch nur halb ausgereift. Aber wenn man sich von den
unwissenschaftlichen Dingen abwendet, auf die ich spezialisiert bin, und die
Möglichkeiten der exakten Wissenschaft nutzt, kann man mit relativ wenig
Ausgangsmaterial viel weiter kommen.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Algorithmen. Ich habe mit
einer Kollegin gesprochen, die sich mit dem geographischen Profiling besser
auskennt als ich. Ihrer Meinung nach wohnt Ihr Mörder wahrscheinlich in
Südmanchester.«
    »Manchester? Das meinen Sie im
Ernst?«
    »Meine Kollegin schon. Und sie
kennt sich mit diesen Dingen besser aus als sonst irgendjemand. Sie erinnern
sich vielleicht. Als wir am Fundort waren, sagte ich, dass die Stelle wahrscheinlich
eher zu jemandem passt, der nicht aus dieser Gegend stammt. Na ja, es sieht so
aus, als hätte ich zumindest in der Beziehung recht gehabt. Wenn wir Fiona
glauben, jedenfalls.«
    »Aber Manchester? Kann sie das
so genau festlegen?«
    »Sie ist vorsichtig
zuversichtlich. Sie schickt mir eine Karte, auf der die entsprechende Zone
markiert ist. Es ist der Teil der Stadt, in dem die Leute sich als informiert
und auf dem neuesten Stand betrachten. Studenten, grüne Politik, Lebensmittelläden
für Veganer, Edelbäckerei, Medientypen und Rechtsanwälte. Sehr cool. Nicht das
natürliche Revier für einen Stalker und Mörder, würde ich sagen. Aber die
Algorithmen lügen nicht. Obwohl sie vielleicht in diesem Fall keine ganz
präzisen Aussagen machen können, weil ein Pfad genutzter Rechner anderen
Kriterien unterliegt als eine Serie von Verbrechen.«
    »Ich wusste nicht, dass
Serienmörder ein spezielles Wohnprofil haben«, sagte Ambrose.
    Tony überlegte einen Moment.
»Sie wohnen eher zur Miete. Hauptsächlich, weil sie nicht sehr gut darin sind,
für lange Zeit die gleiche Arbeitsstelle zu behalten. Ihre Erwerbsbiographie
ist nicht hilfreich, wenn es um das Aufnehmen einer Hypothek geht. Also, es
besteht die Wahrscheinlichkeit, dass er zur Miete wohnte.«
    »Das leuchtet ein.«
    Zeit, sich der einen Sache
zuzuwenden, die er für wichtig hielt. »Und genauso ist es mit dem, was ich vorher
sagte, Alvin. Ich weiß, Sie halten es für verrückt, aber je mehr ich darüber
nachdenke, desto mehr glaube ich, dass Sie bei diesem einen Punkt wirklich
unbedingt auf mich hören müssen. Und nicht nur um der Hypothese willen. Es ist
kein Sexualmord.«
    Wieder schaute Ambrose von der
Straße weg, um den Blick auf Tony zu richten. Diesmal machte der Wagen einen
leichten Schlenker, bevor er ihn auffing. »Es hört sich immer noch verrückt an
für mich.« Er klang sehr misstrauisch. »Wie kann das kein Sexualmord sein?
Haben Sie nicht die Fotos vom Fundort betrachtet? Haben Sie gesehen, was er mit
ihr gemacht hat?«
    »Natürlich hab ich das. Aber
er hat kaum Zeit mit ihr verbracht, Alvin. Er brauchte Wochen, um sich ihr zu
nähern, sie im Gefühl falscher Sicherheit zu wiegen. Wenn es hier um Sex ginge,
hätte er sie tagelang bei sich behalten. Lebendig oder tot, je nach seinem
Geschmack. Er hätte sich ihrer nicht in dem Zeitrahmen entledigt, von dem wir
hier sprechen.« Ambrose warf Tony den Blick zu, der eigentlich für Irre und
komische Käuze reserviert war. »Vielleicht hat er Panik bekommen. Vielleicht
war die Realität viel extremer als das, was er sich zusammenphantasiert hatte.
Vielleicht wollte er sie einfach loswerden.«
    Das war eine Möglichkeit, die
Tony vor dem Einschlafen in Betracht gezogen hatte. Und er hatte sie fast
sofort wieder verworfen. »Wenn das der Fall gewesen wäre, hätte er sich nicht
die Zeit genommen, sie zu verstümmeln. Er hätte sie einfach getötet und
abgelegt. Glauben Sie mir, Alvin, es geht bei diesem Verbrechen nicht um Sex.«
    »Worum aber dann?« Ambroses
Kinnlade wurde zu einer festen, trotzigen Linie, die Muskeln

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