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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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lieber nicht allzu genau nachdenken mochte. Dr. Wilde lachte leise. »Sie
werden staunen. Zum Beispiel kann ich Ihnen sagen, dass sein Name Harry Sim war
und er irgendwann nach Juni 1993 starb.«
    Sam war einen Augenblick lang
fassungslos. Dann lachte er. »Was war es? Kreditkarte oder Führerschein?« Sie
klang enttäuscht. »Schlauer als der durchschnittliche Detective Constable«,
stellte sie in einem pseudoamerikanischen Akzent fest.
    »Ja, dafür halte ich mich
gern. Welches war es also?«
    »Kreditkarte. Eine Mastercard auf
den Namen von Harry Sim, die vom Juni 1993 bis Mai 1997 gültig war. Das dürfte Ihnen etwas geben, dem Sie
hinterherjagen können. Ich hoffe, Sie freuen sich.«
    »Sie haben keine Ahnung, wie
sehr«, versicherte Sam emphatisch. »Werden Sie seine DNA auch mit der des
Kindes vergleichen?«
    »Oh ja«, erwiderte Dr. Wilde.
»Nur ein kluges Kind kennt seinen Vater.«
    »Irgendetwas zur
Todesursache?«
    »Da unten in der Bradfielder
Gegend scheinen die Leute ja ziemlich gierig zu sein«, meinte sie, jetzt nicht
mehr so vergnügt. »Im Moment ist es nicht möglich, das zu sagen. Keine
offensichtliche Verletzung der Knochen, also wahrscheinlich nicht erschossen,
erwürgt oder mit einem stumpfen Gegenstand erschlagen. Könnte Gift gewesen
sein oder Ersticken. Es hätten natürliche Ursachen sein können, aber das
bezweifle ich. Wenn Sie auf eine Mordanklage hoffen, werden Sie sich
vielleicht mit Indizienbeweisen zufriedengeben müssen.« Das war nie eine gute
Nachricht. Aber er hatte keinen Grund, sich darüber zu beklagen, da Dr. Wilde
ihm schon so viel mitgeteilt hatte. Wer weiß, was er finden würde, wenn er
begann, die Schichten von Harry Sims Leben und seines mysteriösen Todes
abzutragen? Sam bedankte sich bei Dr. Wilde und legte auf, denn er kannte den
nächsten Zwischenstopp seiner Fahrt schon.
     
    23
     
    Beifahrerin zu sein machte Carol
nur etwas aus, wenn sie unterwegs zu Tatorten war, bei denen Leichen im Mittelpunkt
standen. Selbst mit dem kompetentesten Fahrer, der Kevin unbestreitbar war,
schien ihr die Fahrt immer endlos. Ihre Vorstellung eilte voraus, wollte
bereits dort sein, vor Ort, und planen, was zu tun war. Es spielte keine Rolle,
dass das Opfer nicht mehr den Restriktionen der Zeit unterlag. Carol war
entschlossen, es nicht warten zu lassen. Kevin bog auf eine schmale Straße
durchs Moorland ein, die ihn zwang, die Geschwindigkeit zu drosseln. Carol sah
sich um. Ihr Besuch bei Vanessa hatte sie heute Vormittag schon einmal in die
Nähe dieser Stelle geführt. Obwohl dieser Landstrich in der Vergangenheit als
Grabstätte genutzt worden war, vor allem von Brady und Hindley, den
Moormördern, war es ihr dabei nicht in den Sinn gekommen, dass sie den Ort
passieren könnte, den Seth Viners Mörder gewählt hatte, um ihn abzulegen.
    »Er mag die Einsamkeit, dieser
Killer«, sagte sie und hielt sich am Haltegriff fest, als Kevin um eine weitere
Kurve bog. »Meinen Sie, es ist ein Einheimischer?«
    »Kommt darauf an, was du mit
einheimisch meinst«, antwortete Carol. »Ein Viertel der britischen Bevölkerung
lebt innerhalb einer Fahrstunde vom Nationalpark Peak District.
    Wir sind nicht allzu weit
nördlich davon. Diese Gegend sieht menschenleer aus, aber es ist ein riesiges
Erholungsgebiet. Wanderer, Läufer - wie die, die die Leiche gefunden haben -,
Picknicker, Querfeldeinläufer, Motorradfahrer mit ihren blöden Straßenrennen,
Leute, die am Sonntag spazieren fahren ... Es gibt eine Menge ehrenwerte
Gründe, die Moore sehr gut zu kennen.«
    »Es dürfte nach der nächsten
Anhöhe sein«, vermutete Kevin und blickte auf das Navigationsgerät.
    »Hoffen wir, dass die aus West
Yorkshire den Fall nicht für sich vereinnahmen wollen«, seufzte Carol. Seth war
zwar aus Bradfield verschwunden, aber seine Leiche war etwa vier Meilen
jenseits der Grenze des Nachbarpolizeibezirks gefunden worden. Sie hatte
bislang nie direkt mit der Polizei von West Yorkshire zusammengearbeitet, hatte
es aber vor ein paar Jahren geschafft, die meisten der leitenden Kripobeamten
zu verärgern, als sie mit Tony informell zu einem Serienmörder ermittelt
hatte, den niemand außer ihnen ernst nehmen wollte. »Sie sind nicht besonders
begeistert von mir da drüben«, fügte sie hinzu.
    Kevin, der die Geschichte
kannte, brummte nur. »Man kann es ihnen nicht wirklich verübeln. Sie haben sie
wie echte Deppen aussehen lassen.«
    »Ich würde doch hoffen, dass
sie inzwischen drüber weg sind. Es ist ja schon

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