McDermid, Val
angespannt, die
Unterlippe vorgeschoben.
Tony seufzte. »Wie ich schon
sagte. Das weiß ich noch nicht. Zu diesem Zeitpunkt kann ich es nicht deuten.«
»Sie wissen also, was es nicht
ist, aber Sie können uns nicht sagen, was es ist? Hören Sie mal, Doc. Wie soll
uns das denn helfen?« Ambrose klang wieder wütend. Tony begriff, warum. Sie
hatten gehofft, er würde einen Zauberstab schwingen und die Dinge regeln. Aber
bis jetzt hatte er nur mehr Probleme geschaffen.
»Zumindest verhindert es, dass
Sie Ihre Zeit mit der Suche am falschen Ort verschwenden. Wie zum Beispiel mit
den in der Gegend bekannten Sexualtätern. Die können Sie vergessen.«
»Wann werden Sie also ein
Profil haben, das uns helfen kann herauszufinden, wonach wir suchen sollen?«
»Bald. Heute, hoffe ich, aber
später. Ich zähle darauf, dass Claire mir helfen wird, Jennifer besser zu
verstehen. Vielleicht kann ich dann ein Gefühl dafür bekommen, was jemanden
motiviert haben könnte, sie zu töten. Das Opfer ist immer der Schlüssel, Alvin.
So oder so.«
DC Sam Evans war froh, wieder
zurück zu sein in der Welt, die er als voll entwickelte Zivilisation betrachtete.
Ein Ort, wo man Kaffee und Speckbrötchen bekam, wo es nie richtig dunkel wurde
und es immer irgendeine Möglichkeit gab, sich bei Regen unterzustellen. Es
schadete auch nicht, dass er das seltene Vergnügen gehabt hatte, bei der
Morgenbesprechung alle völlig zu verblüffen.
Das einzige Problem war jetzt,
dass es den kleinen Knalleffekt einer zusätzlichen Leiche im See
weiterzuverfolgen galt. Er musste eine Gratwanderung hinlegen. Während er auf
die Gerichtsmediziner wartete, damit sie ihm weitere Hinweise lieferten, musste
es so aussehen, als sei er sehr beschäftigt. Wenn Carol Jordan dachte, dass er
Däumchen drehte, würde sie ihm neue Drecksarbeit im gegenwärtigen Fall
zuteilen. Falls er andererseits nicht im Büro war, wenn die gerichtsmedizinischen
Ergebnisse hereinkamen, könnte ihm jemand anders den Fall vor der Nase
wegschnappen und die Anerkennung abstauben. Und das wollte er sich nicht
bieten lassen. Sam nahm sein Notizbuch heraus und blätterte ein paar Seiten
zurück, um die Nummer des DI in Cumbria herauszusuchen, mit dem er
zusammenarbeiten sollte. Er wollte sie gerade wählen, als sein Handy
klingelte. Die Nummer erkannte er nicht. »Hallo?«, meldete er sich knapp, da er
nie etwas freiwillig herausgab.
»Ist dort DC Evans?« Es war
eine Frau. Sie klang aufgeweckt, ziemlich jung und selbstbewusst. »Am Apparat.«
»Sind Sie der Beamte, der mir
zahnmedizinische Unterlagen geschickt hat?«
»Stimmt.« Die Kripo hatte sich
die Unterlagen von Danuta Barnes' Zahnarzt geben lassen, als sie damals
vermisst wurde, und auf den Vorschlag eines der Polizisten in Cumbria hin hatte
Sam sie an die University of Northern England in Carlisle gesendet.
»Gut. Ich bin Dr. Wilde,
forensische Anthropologin an der UNEC. Ich habe mir die Überreste aus dem Wastwater-See
angesehen. Ich bin noch nicht fertig, aber ich denke, Sie würden gern den
Stand der Dinge erfahren.«
»Alles, was Sie mir geben
können«, sagte Sam. Danke, lieber Gott.
»Also, die gute Nachricht,
zumindest aus Ihrer Perspektive, denke ich, ist, dass die zahnärztlichen
Unterlagen zu dem kleineren erwachsenen Skelett passen, das ich mit ziemlicher
Sicherheit für eine Frau zwischen fünfundzwanzig und vierzig halte.«
»Sie war fünfunddreißig«,
präzisierte Sam. »Sie hieß Danuta Barnes.«
»Danke. Ich lasse meine
Studenten DNA-Untersuchungen für alle drei Leichen machen. Wir sollten in der
Lage sein festzustellen, ob sie die Mutter des Kindes ist. Es ist zwischen
vier und sechs Monate alt, würde ich schätzen«, fuhr Dr. Wilde fort.
»Lynette. Fünf Monate alt«,
sagte Sam. Er war betroffen gewesen von dem bemitleidenswert kleinen Bündel,
das zwischen den zwei größeren gelegen hatte. Er neigte nicht zur
Empfindsamkeit, aber selbst das härteste Herz konnte einen so frühen und
sinnlosen Tod nicht einfach abschütteln. Dr. Wilde seufzte. »Kaum richtig auf
der Welt. Daraus lässt sich keine schöne Grabinschrift machen, oder? >Lebte
fünf Monate und wurde zu einer guten Lehrhilfe für Medizinstudenten<. Auf
alle Fälle, sobald ich die Verbindung bestätigen kann, gebe ich Ihnen
Bescheid.«
»Ich danke Ihnen. Können Sie
mir irgendetwas über die andere Leiche sagen ?«, Nicht dass er sich viel
erwartete von einem Sack Knochen und der wässrigen Mischung, über deren Zusammensetzung
er
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