Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
Vom Netzwerk:
nicht begreifen.
    »Da, wo Sie sie hingebracht
haben«, antwortete Sam knapp mit eiskalter Stimme.
    Barnes wich einen Schritt
zurück und versuchte unwillkürlich die Tür zu schließen. »Das verstehe ich
nicht«, sagte er. »Wovon sprechen Sie?«
    Sam trat vor und schob den Fuß
in den Türspalt. »Wir möchten, dass Sie mit uns aufs Revier kommen und unsere
Fragen beantworten.«
    Barnes schüttelte erneut den
Kopf. »Sind Sie von Sinnen? Sie sagen mir, Sie hätten die Leichen meiner Frau
und meines Kindes entdeckt. Und Sie wollen, dass ich mit aufs Revier komme? Als
wäre ich ein Verdächtiger?«
    »Von Leichen habe ich nichts
gesagt«, stellte Carol klar. »Ich habe Ihnen nur zugestimmt, dass wir sie
gefunden haben.« Barnes' Augen wurden schmal. »Sie meinten, Sie hätten
schlechte Nachrichten. Das würden Sie ja wohl kaum sagen, wenn sie am Leben und
wohlauf wären und in Brighton wohnten.«
    »Es gibt mehr als eine Art von
schlechten Nachrichten. Sie selbst haben den voreiligen Schluss gezogen, dass
ich über Ihre Frau und Ihr Kind sprach. Bitte holen Sie Ihren Mantel, Mr.
Barnes. Das lässt sich viel besser auf dem Revier besprechen als vor Ihrer
Haustür.«
    »Ich komme nirgendwohin mit.«
Er versuchte, die Tür zu schließen, aber Sam drückte dagegen. Seine Muskeln
waren Barnes mehr als gewachsen, der Muskelmasse aus dem Fitnesscenter, aber
keine wirkliche Kraft hatte. »Sie können freiwillig mitkommen, oder ich werde
Sie verhaften«, warnte ihn Carol.
    »Mich verhaften?« Barnes
klang, als könne er das nicht glauben. »Ich bin doch das Opfer hier.« Er
drückte immer noch gegen die Tür.
    Carol verdrehte die Augen.
»Nigel Barnes, ich verhafte Sie wegen des Verdachts auf Behinderung der
Rechtsfindung. Sie können die Aussage verweigern. Aber es könnte Ihrer Verteidigung
schaden, wenn Sie bei der Befragung etwas verschweigen, was Sie später in der
Verhandlung vorbringen wollen. Alles, was Sie sagen, darf als Beweis verwendet
werden. Sam, lege Mr. Barnes Handschellen an.«
    Barnes wich plötzlich von der
Tür zurück und brachte Sam ins Straucheln. Nur weil er sich geistesgegenwärtig
am Türrahmen festhielt, blieb es ihm erspart, in voller Länge zu Boden zu
gehen. »Das ist nicht nötig«, sagte Barnes mit belegter Stimme. »Ich hole
meinen Mantel.«
    »Sam, geh mit ihm. Sie sind
verhaftet, Mr. Barnes«, rief Carol ihm hinterher.
    Es dauerte zwanzig Minuten,
bis sie ihn auf dem Revier hatten, und noch eine Stunde, bis sein Anwalt kam.
Carol war so müde, dass sie am liebsten den Kopf auf den Schreibtisch gelegt
und geheult hätte, aber wenigstens würde Sam die Vernehmung durchführen. Er dachte,
sie täte ihm wegen der Arbeit, die er in dem Fall geleistet hatte, einen
Gefallen; aber in Wirklichkeit glaubte sie, dass sie nicht genug Energie hatte,
um Barnes angemessen zu vernehmen.
    Die einzige angenehme
Überraschung während der Wartezeit war, dass sie Tim Parkers dritten Versuch
eines Profils auf ihrem Schreibtisch vorfand. Während sie ihn las, breitete
sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus. Das hatte Tony also mit ihm vor.
Wahrscheinlich war es wirklich die bessere Lösung, ihm etwas beizubringen,
statt ihm den Kopf abzureißen, wie sie es vorhin am liebsten getan hätte. Man
konnte sich immer darauf verlassen, dass Tony einen Weg aus dem Chaos finden
würde.
    Und jetzt musste sie beten,
dass auch Sam das konnte.
     
    Der Kellner bot Kaffee an, und
beide Frauen bestellten Espresso. Elinor schaute Paula in die Augen und
platzte lachend heraus: Ȁrzte und Polizisten - die einzigen Leute, die nach
dem Abendessen Espresso trinken können und wissen, dass er sie nicht am
Schlafen hindern wird.«
    Paula schmunzelte, ein träges
Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus wie Marmelade, mit der sich ein
Krabbelkind genüsslich beschmiert. »Aber meistens habe ich nichts so Unterhaltendes,
für das es sich wach zu bleiben lohnt.«
    »Ich auch nicht.« Elinor trank
ihren Rotwein aus und seufzte vor Behagen.
    Heute Abend hatte sie nach der
Arbeit offenbar alle Abgespanntheit abgestreift. Irgendwie hatte sie die Zeit
gefunden, ihr Haar zu einer komplizierten Frisur hochzustecken und eine
seeblaue Seidenbluse überzuziehen, die ihre Augen wie Edelsteine glänzen ließ.
Sie strahlte wie von innen heraus. Paula meinte, dass ihre Haut tatsächlich
leuchtete, und fand, dass sie unheimliches Glück hatte. »Danke, dass du dir
Zeit genommen hast«, sagte Elinor. »Wie du gesagt hast, essen müssen wir

Weitere Kostenlose Bücher