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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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alle mühevolle
Arbeit und bekomme nichts vom Spaß ab«, klagte sie.
    Er lächelte. »So ein Paradebeispiel
für Selbstmitleid finde ich äußerst amüsant. Sehr großzügig von dir. Außerdem,
wenn Paulas neue Freundin nicht mit dem rechten Wissen zur rechten Zeit am
rechten Ort gewesen wäre, hätten wir vermutlich viel länger gebraucht, um diese
Sache zu lösen. Paula hat ihren Moment im Rampenlicht verdient.«
    Carol blitzte ihn an. »Ich
kann es nicht ausstehen, wenn du mich dazu bringst, so ein Gutmensch zu sein.«
    »Aber du wirst morgen früh
entspannt in den Spiegel schauen können.« Er nahm einen Schluck Kaffee und
verzog das Gesicht. »Komm, gehen wir und schauen wir zu, wie Paula das
hinbekommt.«
     
    Paula ließ Diane Patrick und
ihre Anwältin fast zwanzig Minuten warten. Diese Entscheidung hatte sie
getroffen, als sie erfuhr, dass Bronwen Scott, die Grande Dame der Strafrechtsanwälte,
die Frau vertrat. Scott hatte sich ihren Ruf dadurch erworben, dass sie
Freisprüche sowohl für Schuldige als auch Unschuldige erreichte. Deshalb wurde
ihr von der Polizei nicht besonders viel Sympathie entgegengebracht. Dazu kam, dass
sie den Ermittlungsbehörden ihre Erfolge gern unter die Nase rieb. Carol machte
kein Geheimnis daraus, dass sie Scott nicht ausstehen konnte, und ihr Team
stand in dieser Sache voll und ganz hinter ihr.
    Die beiden Frauen, die Paula
gegenübersaßen, hätten kaum unterschiedlicher sein können. Scott sah fabelhaft
aus in einem Kostüm, dessen Schnitt und Material deutlich herausstrich, dass
es auf gar keinen Fall durch staatliche Prozesskostenhilfe finanziert worden
war. Sie hatte immer schon einen würdevollen Gesichtsausdruck gehabt, aber
dieser Tage schien ihre Mimik fast völlig eingefroren. Paula vermutete, dass
dies auf Botox oder ein Lifting zurückging, das etwas zu straff geraten war.
Diane Patrick dagegen sah nach ihren reichlich vergossenen Tränen zerzaust und
verquollen aus. Ihr Haar hing wirr herunter, ihre dunklen Augen waren
geschwollen und gerötet. Sie blickte Paula mit einem kläglichen Ausdruck an,
und ihre Unterlippe zitterte. Aber Paula ließ sich von den beiden nicht
beeindrucken.
    Sie sorgte dafür, dass Dianes
Rechtsbelehrung auf Band aufgezeichnet wurde, und schlug dann ihren Ordner
auf. »Diane, Sie haben heute Abend einen vierzehnjährigen Jungen entführt und
mit Drogen betäubt. Als wir in Ihr Haus kamen, in dem Sie mit Ihrem Partner Warren
Davy wohnen, fanden wir Sie allein mit Ewan McAlpine vor. Er war bewusstlos.
Auf dem Tisch vor Ihnen lagen ein durchsichtiger Plastikbeutel, eine Rolle
Paketband und ein Skalpell ...«
    »Werden wir bald mal eine
Frage hören? Das ist uns alles bekannt. Sie haben uns ja Einblick gewährt«,
unterbrach sie Scott.
    Paula ließ sich nicht aus dem
Konzept bringen. »Ich rufe Ihrer Mandantin nur den Ernst ihrer Lage ins
Gedächtnis. Wie gesagt, die Gegenstände auf dem Tisch passten genau zu den
Utensilien von vier Morden, die in den letzten zwei Wochen an vier
Vierzehnjährigen verübt wurden. Es fällt schwer, nicht die Folgerung zu ziehen,
dass Sie im Begriff waren, Ewan McAlpine zu ermorden.«
    Diane Patrick riss die Augen
so weit auf, wie ihre geschwollenen Lider es zuließen. Sie schien fassungslos.
»Nein, das stimmt nicht.« Ihre Stimme wurde vor Panik immer schriller. »Ich
habe niemanden umgebracht. Das müssen Sie mir glauben. Es war Warren. Ich
wartete auf Warren. Er hat mich gezwungen, es zu tun.« Sie stieß einen
schrecklichen Schluchzer aus. »Ich hasse mich, ich wünschte, ich wäre tot.« Sie
vergrub ihr Gesicht in beiden Händen.
    Paula wartete ab. Schließlich
hob Diane den Kopf; Tränen rannen ihr über die Wangen.
    »Sie behaupten also, dass
Warren Davy Jennifer Maidment, Daniel Morrison, Seth Viner und Niall Quantick
ermordet hat? Und dass er plante, Ewan McAlpine zu töten?« Diane schluckte und
schniefte. Dann nickte sie. »Ja. Er hat sie alle getötet. Er hat mich
gezwungen, ihm zu helfen. Er sagte, er würde mich umbringen, wenn ich nicht tun
würde, was er wollte.«
    »Und Sie glaubten ihm?« Paula
betonte den Zweifel in ihrer Stimme.
    Diane sah sie an, als sei sie
verrückt. »Natürlich glaubte ich ihm. Er hat ja auch mein Baby umgebracht.
Wieso sollte ich ihm nicht glauben?«
    »Er hat Ihr Baby umgebracht?
Wann ist das passiert?« Diane zitterte. »Letztes Jahr. Sie war nur ein paar
Stunden alt.« Ein tiefer Seufzer schien ihr zu helfen, es in Worte zu fassen.
»Er hatte mich praktisch die

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