Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
Vom Netzwerk:
erzogen. Aber als wir
mit unserer Beziehung ernst machten, schien sie weicher zu werden. Es machte
Spaß, mit Vanessa zusammen zu sein. Und sie war wunderschön.« Seine Stimme war
jetzt leidenschaftlich, voll und stark. Tony hatte oft genug erlebt, welchen
Zauber seine Mutter auf andere ausüben konnte, und begriff, dass sie Arthur
damals um den kleinen Finger gewickelt hatte.
    »Als ich sie fragte, ob sie
mich heiraten wolle, war ich eigentlich überzeugt, dass sie mich postwendend
abweisen würde. Aber sie nahm an. Ich war im siebten Himmel. Wir sprachen
davon, dass wir im Frühjahr heiraten würden, und Vanessa schlug vor, wir
sollten ein gegenseitiges Testament machen. Sie arbeitete damals in einer
Anwaltskanzlei und konnte es kostenlos aufsetzen lassen. Und natürlich hätte
sie nach der Hochzeit ihre Arbeit aufgegeben, es war also sinnvoll, das zu tun,
solange wir es umsonst bekommen konnten.« Er lachte leise und ironisch vor sich
hin. »Du wirst mich für einen typischen Yorkshireman halten. Geizig bis zum
Gehtnichtmehr, was? Na ja, das Testament kostete zwar nichts, aber in anderer Hinsicht
kam es mich doch sehr teuer zu stehen. Wir machten also das Testament und
setzten uns gegenseitig als Alleinerben ein. Ungefähr um diese Zeit wandte sich
ein Unternehmen aus Sheffield an mich. Sie wollten gegen sofortige Bezahlung
die Firma kaufen und mein Patent dazu. Man bot mir eine Menge Bargeld und eine
lebenslang zu zahlende Lizenzgebühr. Es wäre ein gutes Geschäft gewesen für
jemanden, der nicht den Ehrgeiz hatte, noch viel weiter zu kommen. Aber ich
hatte genau das vor. Ich hatte jede Menge Träume und Hoffnungen für die
Zukunft, die auch meine Firma und meine Belegschaft einbezogen. Vanessa hielt
mich für verrückt. Sie meinte, ich sollte die Firma zu Geld machen und vom
Erlös ein herrliches Leben führen. >Aber was machen wir, wenn das Geld weg
ist?<, wollte ich wissen. Sie sagte, sie kenne mich, ich würde noch eine
kluge Idee haben, und wir würden es wieder so machen. Aber davon war ich nicht
überzeugt. Ich hatte über zu viele andere Erfinder gelesen, die nie wieder
etwas Brauchbares entwickelt hatten. Nun, ich glaube, du weißt, wie deine
Mutter ist, wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hat. Es ist, als würde man
gegen eine Dampfwalze anreden. Aber ich blieb bei meinem Standpunkt. Es war
meine Firma, und ich wollte nicht nachgeben. Ich sagte mir, ich müsste fest
bleiben, oder ich würde den Rest meines Lebens immer nur einlenken und tun, was
sie forderte. Da steckten wir also in dieser Pattsituation fest. Oder zumindest
dachte ich das.
    Eines Abends gingen wir durch
den Savile-Park nach Haus. Es war dunkel, spät und keine Menschenseele in
Sicht. Vanessa redete wieder wegen des Verkaufs auf mich ein. Ich erinnere
mich, dass ich sagte: >Nur über meine Leiche<, und im nächsten Moment
spürte ich einen schrecklichen brennenden Schmerz in der Brust. Es war, als
bewegte sich alles in Zeitlupe. Vanessa stand vor mir und hielt ein
blutbeschmiertes Messer in der Hand. Ich blickte auf mein Hemd hinunter, wo
sich ein großer roter Fleck ausbreitete. Ich spürte, dass ich stürzte, und ich
schwöre, ich hörte sie murmeln: >Du sagst es, Eddie.<
    Als ich zu mir kam, war ich im
Krankenhaus, und der Arzt erklärte mir, es sei ein Wunder, dass ich noch lebte.
Und da war Vanessa, hielt meine Hand und lächelte zuckersüß. Ich dachte, ich
hätte den Verstand verloren. Aber als der Arzt uns allein ließ, meinte sie:
>Ich habe der Polizei gesagt, dass wir überfallen wurde<. Wenn du
versuchst, ihnen etwas anderes zu erzählen, werden sie denken, du bist
übergeschnappte Ich hatte sterben sollen, verstehst du. Damit sie ihren Willen
bekam. Aber ich starb nicht. Ich lief weg. Nachdem ich mich erholt hatte,
verkaufte ich und verschwand. Ich studierte ein Jahr Metallurgie in Kanada,
dann kam ich zurück und ließ mich in Worcester nieder. Ich fand die Gegend
schön, und ich kannte niemanden, der dorthin Verbindungen hatte. Nie wieder
habe ich mich mit einer Frau eingelassen, zumindest nicht ernsthaft. Vanessa
hatte mir das gründlich ausgetrieben. Es ist schwierig, sich zu verlieben, wenn
der Mensch, den man liebte, versucht hat, einen umzubringen.
    Aber ich hatte ein gutes
Leben. Und dann erfuhr ich, dass es dich gab. Ich beobachtete dich diskret aus
der Ferne. Mit Stolz habe ich deine Karriere verfolgt. Ich weiß, ich kann keinen
Anspruch darauf erheben, aber ich bin stolz auf das, was aus dir geworden

Weitere Kostenlose Bücher