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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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lösen ließen. Dank Carol hatten sich die Dinge in
letzter Zeit noch verschlimmert. Sie hatte die geniale Idee gehabt, dass ihm
eine Wii helfen könnte, sein Hinken auszukurieren. Über den Angriff eines
Patienten, der ihm das Knie zerschmettert hatte, war er körperlich immer noch
nicht vollständig hinweg. »Du sitzt zu lange vor dem Computer«, hatte sie
gesagt. »Du musst dich fit machen. Und ich weiß, es wäre sinnlos, dich überreden
zu wollen, es mit einem Fitnessstudio zu versuchen. Zumindest wird eine Wii
dich dazu bringen, deinen Hintern hochzukriegen.«
    Sie hatte recht gehabt. Nur zu
recht, leider. Seine Ärztin mochte ja begrüßen, wie viel Zeit Tony jetzt damit
verbrachte, beim Tennisspielen, Bowling und Golf oder bei surrealen Spielen
gegen merkwürdig gekleidete Hasen in seinem Wohnzimmer herumzuhampeln. Aber
Tony hatte das Gefühl, dass ihre Zustimmung nicht von den Redakteuren der
wissenschaftlichen Zeitschriften geteilt wurde, die fürchteten, er werde
keinen ihrer Abgabetermine einhalten. Gerade wollte er den Oberhasen bei einer
Schießerei auf den Straßen von Paris abknallen, als er von der Gegensprechanlage
unterbrochen wurde, die Carol zwischen ihrer Kellerwohnung und seiner Bleibe
oben eingerichtet hatte. »Ich weiß, dass du zu Haus bist, ich höre dich
rumspringen«, war neben einem Knacken zu hören. »Kann ich mal raufkommen, oder
bist du zu sehr damit beschäftigt, dir einzubilden, dass du Bradfields Antwort
auf Rafa Nadal bist?« Tony trat ohne großes Bedauern vom Bildschirm zurück und
drückte auf den Türöffner. Bis Carol bei ihm war, hatte er die Controller auf
die Ladestation gelegt und goss zwei Gläser Wasser ein.
    Carol nahm ihres mit
skeptischem Blick entgegen. »Was Besseres hast du nicht?«
    »Nein«, entgegnete er. »Ich muss
auf meinen Flüssigkeitshaushalt achten.« Er ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer
zurück, aber so langsam, dass ihr der Widerstand leichtgemacht wurde.
    »Aber ich nicht. Und nach so
einem Tag, wie ich ihn hinter mir habe, hat man eine Belohnung verdient«,
behauptete Card ihre Stellung.
    Tony ging weiter. »Aber du
bist hergekommen, obwohl du weißt, dass ich versuche, dich vom vielen Trinken
abzubringen. Deine Taten widersprechen völlig deinen Worten.« Er sah über die
Schulter und grinste sie an, um es für sie weniger nervig zu machen, dass er
ihre Absicht durchkreuzte. »Komm her, setz dich und sprich.«
    »Du täuschst dich.« Carol, die
jetzt sichtlich mürrisch war, folgte ihm und ließ sich seinem Sessel gegenüber
auf das Sofa fallen. »Ich bin hier, weil ich etwas Wichtiges mit dir zu besprechen
habe. Nicht, weil ich im Grunde vermeiden will, etwas zu trinken.«
    »Du hättest mich bitten
können, zu dir runterzukommen. Oder dich irgendwo zu treffen, wo man Alkohol
bekommt«, erklärte Tony. Es war mühsam, die Argumente zu finden, aber wenn er
ihr half, dahin zurückzufinden, dass sie wirklich keinen Alkohol brauchte,
würde ihr das am besten zeigen, wie sehr er sie mochte.
    Carol warf die Hände in die
Luft. »Verschon mich, Tony! Ich muss wirklich etwas Wichtiges mit dir
besprechen.« Es klang, als sei es ihr ernst.
    Es gab einen weiteren guten
Grund, weshalb er wollte, dass sie aufhörte, den Alkohol als Krücke zu
benutzen. Hinter dem Bedürfnis zu trinken verbargen sich so viele andere Dinge
- etwas absolut Wichtiges, das sie mit ihm teilen wollte, ein wirklich
schwieriger Tag -, das machte es so schwer, sie zu verstehen. Und nicht in der
Lage zu sein, sie zu verstehen, das konnte er nur schwer ertragen. Tony lehnte
sich in seinem Sessel zurück und lächelte, seine blauen Augen blitzten im
Lichtkegel einer Leselampe. »Dann leg los. Ich höre auf, dein nörgelnder Freund
zu sein, und verwandle mich in den interessierten Kollegen. Hat es vielleicht
zufällig etwas mit der Besprechung mit deinem neuen Chef zu tun?« Carol antwortete
mit einem bitteren Lächeln. »Da hast du's schon.« Sie berichtete von dem
Ultimatum, das James Blake ihrer Gruppe gesetzt hatte. »Es ist so
unrealistisch«, sagte sie, und offensichtlich drohte sie vor Frustration die
Fassung zu verlieren. »Wir sind total abhängig davon, welche Fälle in den
nächsten drei Monaten auf uns zukommen. Soll ich mir etwa ein paar deftige
Morde wünschen, nur damit ich zeigen kann, wie gut mein Team ist? Oder Beweise
fälschen, um ein paar sensationelle Altfälle aufzuklären? Auf eine
spezialisierte Ermittlergruppe kann man keine Arbeitsablaufstudie anwenden.«
    »Nein,

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