McDermid, Val
Aber zumindest hatte er seine Schar treuer Kunden, die nicht
wussten, dass er keine ganz große Nummer war. Und dank der Kumpel wie Warren
würden sie das hoffentlich auch nie herausfinden.
Daniel Morrison hockte vor
seinem Computer, seine blauen Augen schauten verdrossen, und die Mundwinkel
seines vollen Mundes waren mürrisch nach unten gezogen. Sein Leben war so
scheißlangweilig. Seine Eltern waren die reinsten Dinosaurier. Sein Dad benahm
sich, als lebten sie in der Steinzeit, wo es nichts zu tun gab, als zu
Fußballspielen zu gehen und Platten zu hören. Platten, verdammt noch mal! Na
ja, manche Vinylscheiben waren ja retro und cool, aber nicht das Zeug, das sein
Vater auf seinen Plattenteller legte. Und wie er über Mädchen sprach ... Daniel
verdrehte die Augen und ließ den Kopf sinken. Als seien sie unschuldige
Püppchen oder so was. Er fragte sich, ob sein Dad den geringsten Schimmer hatte,
was mit den Mädchen im einundzwanzigsten Jahrhundert los war. Sein beschränktes
kleines Hirn würde durchdrehen, wenn er das wüsste.
Daniel hätte wetten können,
dass jedes einzelne Mädchen, mit dem er sich abgegeben hatte, mehr über Sex
vergessen, als sein Dummbeutel von Vater jemals gewusst hatte. Er war sich nie
sicher, ob er lachen oder stöhnen sollte, wenn sein Vater versuchte, mit ihm
über »Respekt« und »Verantwortung« im Umgang mit Mädchen zu sprechen. Er hatte
es ja tatsächlich noch nicht wirklich getan, aber er war nah dran gewesen und
besaß eine ganze Sammlung bunter Kondome mit verschiedenen
Geschmacksrichtungen, die bereitlagen und nur auf ihren Einsatz warteten. Er
würde sich kein schreiendes Balg aufhalsen lassen, nein danke. Mein Gott. Er
hatte versucht, seinem Vater zu erklären, dass er sich auskannte, aber der Alte
wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Er ließ ihn immer noch nicht in
Clubs und zu den Gigs mit seinen Kumpeln gehen. Er sagte, das wäre nur möglich,
wenn sie zusammen gingen. Als ob er mit seinem griesgrämigen Dad bei so einer
Veranstaltung aufkreuzen würde. Ja, toll. Das würde er bestimmt tun!
Seine Mutter ließ ihn
gewöhnlich so ziemlich machen, was er wollte. Aber in letzter Zeit klang sie
immer mehr wie ein Imitat seines Vaters. Sie redete über Hausaufgaben und
Konzentration und solchen Mist. Daniel hatte sich stets einen Dreck um seine
Hausaufgaben geschert. Er war immer clever genug gewesen, um klarzukommen, ohne
dass er sich Mühe gab. Selbst wenn es nicht so leicht gewesen wäre, sich in
manchen Fächern durchzumogeln, jetzt, da es auf die Prüfung für die mittlere
Reife zuging, schaffte er es immer noch, besser zu sein als so ziemlich jeder
andere, ohne die tägliche Mühe, die die hineinstecken mussten.
Für das, was er machen wollte,
brauchte man sowieso keine Prüfung. Daniel kannte sein Schicksal schon. Er
würde der Comedystar seiner Generation werden. Er würde beißender, zweideutiger
und komischer sein als Little Britain, Gavin and Stacey und Peep Show zusammengenommen. Er würde aus
Comedy etwas ganz Neues machen. Alle seine Kumpel sagten, er sei jetzt schon
der witzigste Typ, den sie je gehört hatten. Als er seinen Eltern von seinen
ehrgeizigen Plänen erzählen wollte, hatten auch sie gelacht. Aber nicht im
positiven Sinn. Von wegen »Wir werden immer für dich da sein.« Ja, super!
Mit einem des Lebens
überdrüssigen Seufzer strich er sich die dicken Fransen aus den Augen und
loggte sich bei RigMarole ein. Jetzt war gewöhnlich die beste Tageszeit, um
sich mit KK kurzzuschließen. Sie waren seit zwei Monaten Online-Freunde. KK
war cool. Er fand Daniel wahnsinnig komisch. Und obwohl er nur ein Jugendlicher
war wie die anderen auch, kannte er ein paar Typen in der Comedyszene. Er hatte
Daniel gesagt, er könne ihm helfen, Leute zu treffen, die ihm den Start auf
dem Weg zum Ruhm erleichtern konnten. Daniel war klug genug gewesen, ihn nicht
zu drängen, und tatsächlich hatte KK sein Versprechen gehalten. Sie wollten
sich bald treffen, und dann würde sich Daniels Leben total ändern. Er hatte im
Dunklen vor sich hin vegetiert, aber bald würde er ins Rampenlicht
hinaustreten.
Das war es wert, darüber
hinwegzusehen, dass KK gelegentlich etwas Gruseliges an sich hatte. In letzter
Zeit hatte er zum Beispiel von Geheimnissen gefaselt. Wenn sie privat chatteten,
verbreitete er sich darüber, dass er Daniels Geheimnisse kenne. Dass er wisse,
wer er wirklich sei. Ich bin der Einzige, der weiß, wer du wirklich bist, hatte er
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