McDermid, Val
geschrieben. Öfter
als einmal. Als würde Daniel sich selbst nicht kennen. Als hätte KK Zugriff auf
alle Bereiche von Daniels Leben. Es war Daniel etwas unheimlich vorgekommen.
Auch wenn er KK schon viel über sich und seine Träume erzählt hatte, über seine
Wunschbilder, dass er ganz groß rauskommen würde - das hieß nicht, dass der Kerl
all seine Geheimnisse kannte.
Immerhin, dachte Daniel, wenn
KK sein Weg zum großen Erfolg werden sollte, konnte der Typ so ziemlich alles
sagen, was er wollte. Wenn Daniel dann überall im Fernsehen und Internet war,
konnte ihm das egal sein.
Es kam ihm nie in den Sinn,
dass er aus einem ganz anderen Grund bekannt werden könnte.
8
Eine Woche später
Obwohl Alvin Ambrose die
Zeugenaussagen im Fall Jennifer Maidment schon zum dritten Mal durchging, war
er hochkonzentriert. Schulfreundinnen, Lehrer, andere Kinder, mit denen sie
über RigMarole in Verbindung gestanden hatte. In weit entfernten Städten wie Dorset,
Skye, Galway und einem kleinen Ort in Massachusetts hatten Kollegen mit
Teenagern gesprochen, deren Reaktionen sich bewegten zwischen total
erschrocken bis hin zu durchgedreht aufgrund dessen, was mit ihrer
Online-Partnerin passiert war. Ambrose hatte die Informationen schon zwei Mal
durchsortiert; seine Sensoren waren aktiviert für den Fall, dass er auf einen
falschen Ton stieß. Er war so vertieft, dass er das Stimmengewirr im Büro
überhaupt nicht wahrnahm. Bis jetzt hatte ihm nichts Anlass gegeben
innezuhalten.
Die vernehmenden
Polizeibeamten waren instruiert worden, nach dem schwer fassbaren ZZ zu fragen,
aber auch das hatte nichts ergeben. ZZ existierte nur auf Rig; Lehrer, Familienmitglieder
oder Freunde, die das Online-Netzwerk nicht nutzten, kannten ihn nicht. Die,
die ZZ online getroffen hatten, wussten auch nicht mehr als das, was die
Polizei schon aus Jennifers Unterhaltungen mit ihm hergeleitet hatte. ZZ hatte
es geschafft, sich in ihr Netzwerk einzuschleichen, aber dabei nichts
preisgegeben, das helfen konnte, ihn zu identifizieren. Es war unsagbar
frustrierend.
Ein Schatten fiel auf seinen
Tisch, und als er aufsah, erblickte er Shami Patel, die so tat, als klopfe sie
an eine imaginäre Tür. »Kann ich reinkommen?«, fragte sie mit einem verlegenen
Lächeln.
Wenn sie sich schon die Mühe
gemacht hatte, ihn aufzusuchen, hatte sie wahrscheinlich etwas zu sagen, das
man sich anhören sollte. Außerdem war sie angenehm anzusehen mit ihren üppigen
Kurven und dem welligen Haar. Das konnte man über den Großteil der
Kripo-Belegschaft nicht gerade sagen. Ambrose wies mit einer ausholenden Geste
auf den wackeligen Klappstuhl, der neben dem Schreibtisch stand. »Setzen Sie
sich doch«, sagte er. »Wie geht's bei den Maidments?« Als sich zeigte, dass die
Maidments eine der wenigen Quellen für Hinweise auf die Ermordung ihrer Tochter
sein könnten, hatte er sich bei Pateis früheren Vorgesetzten in den West
Midlands über sie erkundigt. Er musste sicher sein, dass sie nichts Wichtiges
übersehen würde. Aber die Auskünfte beseitigten bald seine Sorgen. Man
versicherte ihm, Patel sei wahrscheinlich die beste Beamtin für psychologische
Opferbetreuung, die sie je gehabt hatten. »Zu scharfsinnig, als dass sie nur
Händchen halten sollte, wenn Sie mich fragen«, hatte ihm einer der
Angesprochenen gesagt. »Ich weiß nicht, warum sie von uns weggegangen ist, um
mit euch Hohlköpfen zu arbeiten.«
Patel setzte sich und schlug
ein wohlgeformtes Bein über das andere. Aber die Geste hatte nichts Kokettes,
bemerkte Ambrose fast mit Bedauern. Er führte eine im Großen und Ganzen
glückliche Ehe, aber ein Mann ließ sich doch gern beweisen, dass ein Flirt mit
ihm als lohnend betrachtet wurde. »Sie sind erschöpft«, berichtete sie. »Es
ist, als hätten sie auf Winterschlaf umgeschaltet, um an dem festzuhalten, was
sie noch haben.« Sie starrte auf ihre Hände hinunter. »Ich habe das schon
häufiger erlebt. Wenn sie aufwachen, kann es sein, dass sie sich mit aller
Macht auf uns stürzen. Sie haben niemand anderen, dem sie die Schuld geben
können, also werden wir diejenigen sein, die die Kritik abbekommen, es sei
denn, wir finden Jennifers Mörder.«
»Und danach sieht es nicht
aus«, sagte Ambrose. »Das habe ich mir gedacht. Wie steht's mit der
Gerichtsmedizin? Hat sich da nichts ergeben?«
Ambrose zuckte mit seinen
kräftigen Schultern; bei dieser Bewegung spannten sich die Nähte seines
Hemdes. »Wir haben ein paar Hinweise. Nicht solche,
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