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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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für Blythe interessieren,
deshalb schiebt sie mir einen Mord in Worcester zu, damit ich dorthin gehen muss.
Sie denkt, wenn ich erst mal dort bin, werde ich nicht widerstehen können,
meine Nase reinzustecken. »Darf ich fragen, wer darauf hingewiesen hat, dass ich
helfen könnte?«, fragte er und war schon sicher, wie die Antwort ausfallen
würde.
    Patterson räusperte sich. »Es
ist etwas kompliziert.«
    »Ich habe keine Eile.«
    »Unsere Kollegin von der
psychologischen Opferbetreuung, also ... ihr Freund ist bei West Midlands. Einer
der Jungs vom Sondereinsatzteam in Bradfield, ein DC Sam Evans, hat letztes
Jahr bei dem Bombenanschlag in Bradfield mit ihrem Freund zusammengearbeitet.
Jedenfalls blieben die beiden in Verbindung, trafen sich hin und wieder und
gingen mal miteinander ein Curry essen. Und dieser DC Evans hat Sie in den
höchsten Tönen gelobt. Mein Sergeant hat DC Evans angerufen und sich Ihre
Nummer geben lassen.« Patterson hustete kurz und räusperte sich. »Und mein
Sergeant hat mich überzeugt, dass es ... Zeit ist, mal quer zu denken.«
    »Sie haben nicht mit DCI
Jordan gesprochen?« Tony konnte es nicht glauben.
    »Ich kenne keinen DCI Jordan.
Ist er Evans' Chef?« Eine Vermutung, die Tony unter anderen Umständen genervt
hätte, doch jetzt überzeugte sie ihn, dass Patterson die Wahrheit sagte. Hier
ging es nicht darum, dass Carol Jordan etwas eingefädelt hatte. »Was war die
Todesursache?«, erkundigte sich Tony.
    »Ersticken. Sie hatte eine
Plastiktüte über dem Kopf. Sie hat sich nicht gewehrt, sie war auf GHB.«
    »GHB? Woher wissen Sie das?
Ich dachte, man könnte es nicht wirklich nachweisen, weil wir es
natürlicherweise im Blut haben?«
    »Nicht in diesen Mengen. Sie
war noch nicht lange tot, als wir sie fanden, deshalb war es leicht zu
erkennen«, seufzte Patterson. »Wir warten immer noch auf den toxikologischen
Laborbericht, aber es sieht so aus, als sei ihr genug GHB verabreicht worden,
so dass der Mörder leichtes Spiel hatte.«
    Tony machte sich automatisch
Notizen, während er zuhörte. »Sie sagten, die Genitalien wurden verstümmelt.«
    »Er hat sie mit einem Messer
traktiert. Ein Messer mit einer langen Klinge, sagte man mir. Hat sie
schrecklich zugerichtet. Was meinen Sie? Werden Sie uns helfen können?« Tony
ließ den Kugelschreiber fallen und schob seine Lesebrille hoch auf die
Nasenwurzel. »Ich weiß nicht. Können Sie mir per E-Mail die Bilder vom Fundort
und die Zusammenfassung der Berichte schicken? Ich sehe sie mir an und melde
mich gleich morgen früh bei Ihnen. Dann werde ich wissen, ob ich für Sie von
Nutzen sein kann.«
    »Danke. Wenn Sie sich dafür
entscheiden, werden Sie dann hier herunterkommen müssen?«
    Ein Mann, der sich bereits um
sein Budget sorgt. »Ich muss den Fundort selbst in Augenschein nehmen«,
sagte er. »Und ich werde wahrscheinlich mit den Eltern sprechen wollen. Zwei
Tage höchstens. Vielleicht eine Übernachtung. Allerhöchstens zwei«, sagte er
und zeigte damit, dass er dafür Verständnis hatte. Er gab Patterson seine
E-Mail-Adresse, schrieb sich dessen Telefonnummer auf und vereinbarte, dass er
am Morgen mit ihm sprechen würde.
    Tony legte auf, lehnte sich
auf dem Stuhl zurück und schloss die Augen. Die Polizei von West Mercia wollte,
dass er genau an dem Tag nach Worcester fuhr, an dem er den Verkauf von Edmund
Arthur Blythes Haus ebendort in Gang bringen wollte. Manche Leute, die er
kannte, würden daraus ein ganzes Gebäude der Vorbestimmung errichten. Aber er
gab nicht viel auf Zufälle. Er hatte Patienten, die in den Zufall alle möglichen
schicksalhaften Bedeutungen hineinlasen. In seiner kurzen Anstellungszeit als
Universitätsdozent hatte er seine Studenten gewarnt, sich nie verleiten zu
lassen, solche Irrwege der Phantasie zu beschreiten. Wie ging das noch mal?
»Wir haben das alle schon einmal erlebt. Im Urlaub in irgendeinem entlegenen
Dorf oder an einem Strand, der nicht im Lonely-Planet-Führer steht, oder in
einem fabelhaften kleinen Fischrestaurant, das von den Einheimischen empfohlen
wird. Dort treffen wir jemanden, der mit unserem Bruder zusammen Fußball
spielt oder mit uns jeden Morgen im gleichen Bus fährt oder mit seinem Hund im
gleichen Park wie wir spazieren geht. Und wir sind verblüfft. Wir erzählen das
jedem, wenn wir nach Hause kommen. >Du wirst nie glauben, wen ich getroffen
habe ...< Aber überlegen Sie doch mal. Denken Sie an die unzähligen Momente
jedes Tages in Ihrem Urlaub, an dem Sie niemanden

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