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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Dringenderes
vor.
    Ihre Führungsverantwortung bei
der Arbeit an Altfällen hatte neue Waffen zu Carol Jordans Arsenal als
Ermittlerin hinzugefügt. Sie war immer schon gut darin gewesen, die Vergangenheit
der Opfer und Verdächtigen auszugraben, aber jetzt hatte sie gelernt, wie sie
ihre archäologischen Fähigkeiten rückwärts wenden konnte in eine Zeit, als es
noch keine computergespeicherten Daten oder Rechnungen von Mobiltelefonen
gab, um die Suche zu beschleunigen. Wie zum Beispiel die Jahre, in denen Edmund
Arthur Blythe in Halifax gelebt und vermutlich gearbeitet hatte. Bibliotheken
waren die ergiebigste Quelle und führten oft zu lebenden Experten, die
wichtige Einzelheiten beitragen konnten. Aber es gab auch unauffällige digitale
Einfallstore. Und Carol hatte Zugriff auf die besten.
    Stacey war von einer ganzen
Reihe von Bildschirmen umgeben. Im Lauf der Jahre hatte sie eine Art
Datenbarrikade zwischen sich und dem restlichen Team aufgebaut. Mit zwei Monitoren
hatte sie angefangen, auf drei erweitert, und jetzt standen sechs Bildschirme
vor ihr, und auf jedem tat sich etwas anderes. Während sie sich im Moment
darauf konzentrierte, mit Hilfe der Gesichtserkennungssoftware die Aufnahmen
aus den Überwachungskameras der Stadtmitte zu überprüfen, liefen andere
Anwendungen, deren Zweck Carol ein Rätsel war.
    Stacey hob den Blick, als ihre
Chefin auf sie zukam. »Noch kein Glück gehabt«, sagte sie. »Das Problem mit
diesen Überwachungskameras ist, dass die Auflösung immer noch reichlich
niedrig ist.«
    »Wir werden uns eben weiter
abrackern müssen«, kommentierte Carol. »Stacey, kann ich irgendwo online auf
alte Telefonbücher zugreifen?« Sie wettete im Stillen mit sich selbst, dass Stacey
keine Anzeichen von Überraschung über diese Frage zeigen würde.
    »Ja«, antwortete die
Computerexpertin, und ihr Blick kehrte zu den Bildschirmen zurück. Ihre Finger
flogen über die Tastatur, und schon zeigte einer der Bildschirme eine
Landkarte mit einem blinkenden Mauszeiger. »Und das wäre ... ?«
    »Kommt darauf an, wie weit Sie
zurückgehen wollen.«
    »Die frühen sechziger Jahre.«
    Staceys Hände zögerten einen
Moment über den Tasten. Dann begann sie, wieder etwas einzugeben. »Am besten
ist wahrscheinlich eine der Websites zur Ahnenforschung. Die haben sehr viel
öffentlich zugängliches Wissen digitalisiert: Telefonbücher,
Straßenverzeichnisse, Wählerlisten. Außerdem sind sie sehr benutzerfreundlich,
weil sie sich an Leute wenden, die ...«
    »Idioten sind, wie ich?«,
ergänzte Carol treuherzig. Stacey erlaubte sich ein schwaches Lächeln. »... die
keine IT-Profis sind, wollte ich sagen. Googeln Sie einfach >alte Telefonbücher<
und >Ahnenforschung<, da finden Sie vielleicht was. Aber vergessen Sie
nicht, dass die meisten Leute in den Sechzigern noch kein Telefon hatten,
deshalb kann es sein, dass es nicht klappt.«
    »Hoffen wir das Beste«, meinte
Carol. Sie gründete ihre Hoffnung auf die Tatsache, dass Blythe als
Unternehmer in Worcester aufgetaucht war. Vielleicht hatte er seine Laufbahn
als Geschäftsmann in der Zeit begonnen, als er Vanessa umwarb.
    Eine halbe Stunde später
freute sie sich riesig,- denn es erwies sich, dass sie recht gehabt hatte. Da
war es auf dem Bildschirm zu lesen, schwarz auf weiß im Telefonbuch von 1964. Blythe&Co,
Metallspezialanfertigungen. Carol überprüfte die Jahre davor und danach und fand
heraus, dass die Firma nur für drei Jahre eingetragen war. Als Blythe wegging,
war es also mit der Firma vorbei gewesen. Es schien eine Sackgasse zu sein. Wie
groß war die Chance, jemanden aufzuspüren, der dort vor fünfundvierzig Jahren
gearbeitet hatte, noch dazu jemand, der ihn gut genug gekannt hatte, um sich an
etwas zu erinnern, das weiterhalf?
    Dennoch - sie hatte schon
hoffnungslosere Ziele verfolgt. Jetzt war es wirklich Zeit für die Bibliothek.
Eine schnelle Online-Suche, und sie hatte die Nummer der Stadtbücherei von
Halifax. Als sie durchkam, erklärte sie, dass sie einen Experten suche, der
sich mit der Geschichte kleiner Firmen der Stadt in den sechziger Jahre
auskenne. Die Bibliothekarin stammelte etwas herum, führte dann eine nur
gedämpft hörbare Unterhaltung mit jemand anderem und sagte schließlich: »Wir
meinen, Sie sollten mit einem Mann namens Alan Miles sprechen. Er war Lehrer
für Werken und interessierte sich immer sehr für die Industriegeschichte der
Gegend hier. Warten Sie einen Moment, ich gebe Ihnen seine Nummer.« Alan Miles

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