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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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ziehen. Das einzig Nützliche, was er für sie tun konnte,
lag auf einem anderen Gebiet. Also nickte er ihnen einfach zu und verließ den
Raum, wobei Ambrose nichts übrig blieb, als eilig hinter ihm herzulaufen. Der
Polizist holte ihn auf halbem Weg zum Wagen ein. »Das war etwas brenzlig. Ich
glaube, sie meinten, dass Sie ein bisschen kurz angebunden waren.«
    »Ich bin nicht gut in
oberflächlichem Gerede. Ich habe gesagt, was nötig war. Jetzt haben sie etwas,
worüber sie sich Gedanken machen können, vielleicht setzt das in ihrem
Gedächtnis etwas in Gang. Manchmal sieht das, was ich tue, brutal aus. Aber es
funktioniert. Morgen möchte ich mit Claire sprechen. Vielleicht hat Jennifer
ihr etwas erzählt.« Er setzte ein ironisches Lächeln auf. »Ich verspreche,
nett zu sein.«
    »Was möchten Sie jetzt
machen?«, fragte Ambrose. »Ich will die Unterhaltungen lesen, die Sie aus ihrem
Computer geholt haben. Setzen Sie mich doch bei meinem Hotel ab, und bringen
Sie mir die Unterlagen, sobald Sie Ihren Chef überreden können, dass er mich so
arbeiten lassen sollte, wie es erforderlich ist, wenn er das bekommen will,
wofür er zahlt.« Er legte eine Hand auf Ambroses Arm, da ihm bewusst wurde,
wie brüsk er geklungen haben musste. Immer noch vergriff er sich häufiger im
Ton, als ihm lieb war, wenn es darum ging, wie ein ganz normaler Mensch zu
antworten. »Ich weiß Ihre Hilfe wirklich zu schätzen. Es ist nicht leicht zu
erklären, wie das Erstellen eines Profils funktioniert. Aber es verlangt unter
anderem, dass ich mich in einen anderen hineindenke. Und ich mag es nicht, wenn
andere Leute dabei sind.«
    Ambrose fuhr sich mit einer Hand
über seinen kahlen Schädel, sein Blick war besorgt. »Ja, kann ich mir
vorstellen. Ehrlich gesagt, das ist mir alles ein bisschen unheimlich. Aber
Sie sind der Fachmann.«
    Er sprach, als sei das etwas,
worüber man sich freuen sollte. Tony starrte am Haus der Maidments hinauf und
fragte sich, was für eine gestörte Psyche ihr Leben zerrissen hatte. Bald würde
er sich einen Zugang verschaffen und es herausfinden müssen. Verlockend war
diese Aussicht nicht. Einen kurzen Moment vermisste er Carol Jordan so sehr,
dass ihm fast übel wurde. Er wandte sich wieder Ambrose zu. »Einer muss es ja
machen.«
     
    14
     
    Paula beobachtete, wie ein
weiterer Jugendlicher aus dem kleinen Raum hinauslatschte, der ihnen für die
Befragungen zugeteilt worden war. »Warst du etwa auch so drauf im Alter von
vierzehn Jahren?«, fragte sie Kevin. »Soll das'n Witz sein? Meine Mutter hätte
mich geohrfeigt, wenn ich so mit einem Erwachsenen gesprochen hätte. Ich weiß
nicht, ob es mit der Generation oder mit der Klassenzugehörigkeit zu tun hat.
Mir scheint, dass die Arbeiterjungs sich auch danebenbenehmen, aber auf andere
Art als diese Schwachköpfe. Ich weiß nicht, ob es Standesdünkel ist oder was,
aber sie machen mich wirklich wütend.« Paula wusste genau, was er meinte. Sie
war in Schulen gewesen, wo Kinder bei einer Messerstecherei gestorben waren,
dieser Alptraum aus heiterem Himmel, der irgendwie fast zufällig zu passieren
schien. Sie hatte den Schock gespürt, der auf den Korridoren herrschte, hatte
die Angst auf den jugendlichen Gesichtern gesehen, wenn sie darüber
nachdachten, ob der Tod sie sich als Nächstes greifen würde, hatte den Schrecken
in den trotzigen Stimmen der Schüler gehört. Das gab es hier überhaupt nicht.
Es war, als wäre Daniels Tod weit von ihnen entfernt passiert, wie eine
Nachrichtenmeldung oder etwas, das die Eltern als ungewisse Drohung
aussprachen. Die einzige Person, die sich überhaupt aufzuregen schien, war
Daniels Klassenlehrer. Selbst die Rektorin der William-Makepeace-Schule hatte
getan, als sei diese Sache eine kleine Unannehmlichkeit statt einer Tragödie.
»Wenn ich Kinder hätte, ist dies hier die letzte Schule, in die ich sie
schicken würde«, stellte Paula fest.
    »Hast du da schon mal dran
gedacht? Kinder zu bekommen, meine ich.« Kevin legte den Kopf schräg und
betrachtete sie. Paula blies die Backen auf und stieß die Luft aus. »Jetzt
geht's an die großen Fragen, was, Sergeant? Um ehrlich zu sein, ich hab nie die
biologische Uhr ticken hören. Wie steht's bei dir? Bist du gern Vater?«
    Es schien ihn zu überraschen,
dass seine Frage umgedreht und gegen ihn gerichtet wurde. »Es ist das Schönste
und das Schlimmste«, sagte er langsam. »So wie ich meine Kinder liebe,
besonders Ruby, das ist absolut, vorbehaltlos und für immer.

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