McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
den Bauch und drückte sich mit den Armen hoch. Sporenklirrend kam McQuade auf ihn zu. Sein Schatten fiel auf Link Leacock. Der hob das Gesicht und schaute mit gehetztem Ausdruck an dem Kopfgeldjäger in die Höhe. Aus dieser Perspektive kam ihm der Texaner riesig groß vor. Und dann schien die Welt vor den Augen des jungen Banditen zu explodieren. Seine Arme knickten weg und er fiel auf das Gesicht. Dort, wo ihn der Lauf der Henrygun getroffen hatte, sickerte Blut aus den dunklen Haaren des Banditen.
»Du Narr!«, knirschte McQuade und schaute mitleidlos auf die reglose Gestalt hinunter. Er schwang herum und setzte sich in Bewegung, um eine Schnur aus seiner Satteltasche zu holen, mit der er die Hände des Banditen fesseln wollte.
Diese Bewegung rettete ihm wahrscheinlich das Leben. Der Knall eines Schusses wurde über ihn hinweggeschleudert, er verspürte ein heftiges Brennen am Oberarm, und reagierte. Mit einem langen Schritt war er bei seinem Pferd, mit einem kraftvollen Satz kam er in den Sattel, er setzte die Sporen ein und das Tier unter ihm streckte sich.
Hinter McQuade knallte es. Er warf den Oberkörper nach vorn auf den vorgestreckten Hals seines Pferdes. Die wirbelnden Hufe riefen ein hallendes Echo wach, in dem die Detonation versank. McQuade zog das Pferd um die linke Hand und stob zwischen zwei rötliche Sandsteinfelsen. Als er vor den Kugeln seines Gegners sicher war, zerrte er das Pferd in den Stand, sprang ab, band es an den armdicken Ast eines Mesquitestrauches und erklomm den Felsen. Der Aufstieg war anstrengend. Mit den glatten Sohlen seiner Reitstiefel glitt er immer wieder aus. Am scharfen Gestein riss er sich die Hände blutig. Die Anstrengung drückte ihm den Schweiß aus den Poren. Einmal trat er einen kopfgroßen Stein los, der in die Tiefe polterte und krachend auf einem Fels zerschellte. Die Streifschusswunde brannte wie Feuer.
Aber dann war McQuade oben. Er hatte den Blick bis zum Fluss frei. Link Leacock lag noch dort am Boden, wo ihn McQuade niedergeschlagen hatte. Ein Mann war bei ihm abgekniet. Hinter ihm stand ein Pferd mit hängenden Zügeln. McQuade erkannte ihn. Es war der junge Gregory Leacock.
McQuade war sich sicher, dass der junge Bursche nicht alleine auf ihrer Fährte geritten war. Der alte Leacock strich wahrscheinlich durch die Gegend auf der Suche nach ihm, McQuade, um ihn sich für alle Zeiten vom Hals zu schaffen.
»Na schön«, murmelte der Texaner. »Ihr Dummköpfe wollt es so. Wer den Wind sät …«
Er machte sich wieder an den Abstieg.
*
McQuade führte das Pferd am Kopfgeschirr. Er wählte seinen Weg so, dass das Tier durch den zum Teil knöcheltiefen Sand gehen musste und ihn das Klirren und Krachen der Hufe auf Felsgestein nicht verraten konnte. Er war ein Bündel angespannter Aufmerksamkeit. Seine Nerven waren gespannt wie die Saiten eines Banjos, jeder seiner Sinne war aktiviert, er hatte sich darauf eingestellt, gegebenenfalls blitzartig zu reagieren.
Obwohl er von vorneherein wusste, dass James Leacock alles daransetzen würde, um seinen Sohn zu befreien, war McQuade voll Zorn auf den Farmer. Sicher, es war sein Fleisch und Blut, auf das der Schatten des Galgens fiel, aber Link Leacock war ein hinterhältiger Mörder, seine Beweggründe waren niedrigster Art, seine Gesinnung war teuflisch. Dass jemand wie er zur Rechenschaft gezogen werden musste, musste auch seinem Vater einleuchten.
McQuade verwarf diese Gedanken. Er musste sich den Tatsachen stellen, und Tatsache war, dass James Leacock seinen Sohn vor dem Henker bewahren wollte. Auf Biegen und Brechen …
Ein Klirren war zu vernehmen.
McQuade hielt an. Neben seinem Ohr prustete das Pferd. Er legte dem Tier die linke Hand auf die Nüstern und lauschte angestrengt. Ein helles Tacken wehte heran. Der Kopfgeldjäger führte das Pferd in den Schatten eines Felsens und band es an einen Strauch. Geduckt schlich er auf einen Spalt zu, aus dem die Geräusche gesickert waren. Es handelte sich um eine enge Schlucht. Eng an den Felsen geschmiegt schob er sich um einen Felsvorsprung. Kühle Luft wehte ihm entgegen. Vor seinem Blick lag die Passage, die eine etwa vierzig Fuß hohe Felsbarriere regelrecht spaltete, wie ein düsteres, steinernes Grab. Feines Prasseln war zu vernehmen. Es war der Sand, den der Wind über die Felsränder trieb und der in die Tiefe rieselte.
McQuades Hände hatten sich um Kolbenhals und Schaft der Henrygun regelrecht festgesaugt. Er hatte die Zähne fest
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