McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
McQuades Augen brannten Staub und Schweiß. Staub knirschte auch zwischen seinen Zähnen. Die Sonne wanderte unaufhaltsam dem Zenit entgegen, die Hitze machte sogar das Atmen zur Qual. Das Land lechzte nach Wasser.
McQuade hielt in einer felsigen Mulde an. Er hakte die Wasserflasche vom Sattel, schraubte sie auf und trank einen Schluck. Dann schüttete er etwas von dem Wasser in die Krone seines Stetsons und tränkte das Pferd. Danach knüpfte er sein Halstuch ab und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn und aus den Augenhöhlen.
Und plötzlich waren die Leacocks da.
McQuade hatte die drei Kerle unterschätzt. James Leacock musste die Härte von Stahl besitzen. Kaum ein Mann mit einer Kugel in der Schulter hätte den halsbrecherischen Ritt über mehrere Meilen hinweg unter der sengenden Sonne ausgehalten. Anders James Leacock. Jetzt waren sie da, sie zielten mit den Gewehren auf ihn, und von ihnen ging eine höllische Verheißung aus.
McQuade war dem Pferd abrupt in die Zügel gefallen. Das Tier scharrte mit dem Huf. James Leacock saß krumm auf seinem Pferd. Sein Gesicht war eingefallen, die Augen lagen in tiefen, dunklen Höhlen. Blutverlust, Hitze und die Strapazen des Ritts hatten unübersehbare Spuren in seine Züge gegraben. Seine Augen glitzerten wie im Fieber. Es konnte aber auch der glühende Hass sein, der ihnen dieses hintergründige Glimmen verlieh.
Er verbaute McQuade den Weg nach Südwesten. Er hatte hinter einem Felsen gelauert, und als McQuade nahe genug war, seine Deckung verlassen.
Auf einer Anhöhe rechter Hand verhielt Gregory Leacock mit seinem Vierbeiner. Mit keinem Wimpernzucken verriet er, was hinter seiner Stirn vorging.
Links von McQuade hatte Link Leacock hinter einem Felsen gewartet. Zugleich mit seinem Vater trat auch er in Erscheinung. Sein hämisches Grinsen brachte McQuades Blut zur Wallung. Sie hatten ihn in der Zange. Eine eisige Hand schien sich um das Herz des Kopfgeldjägers zu legen und es zusammenzupressen.
Hart nahm McQuade sein unruhiges Pferd in die Kandare. Es war, als spürte das Tier die Gefahr, in der sein Reiter schwebte. James Leacock und seine Söhnen verströmten eine stumme, aber absolut tödliche Bedrohung.
»Du hast dich wohl für besonders schlau gehalten, McQuade?«, krächzte der Farmer. »Aber wir Leacocks sind auch nicht von gestern. Wir wollen Ruhe vor dir haben. Link möchte auf der Farm ein neues Leben beginnen. Das gelingt ihm aber nicht, solange du lebst. Also werden wir dich töten. Dein Kadaver wird hier draußen in den Cliffs verrotten.«
Von Link Leacock kam ein hohnvolles Lachen.
»Er wird niemals seine Ruhe finden«, versetzte McQuade und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. »Ihn jagen Marshals, Sheriffs und Männer wie ich, die sich die Prämie verdienen möchten. Kein Mann kann seiner Vergangenheit entfliehen. Früher oder später holt sie ihn ein.«
»Lass das meine Sorge sein!«, schrie Link Leacock wild. »Und jetzt – fahr zur Hölle, McQuade!«
Es gab nichts mehr zu überlegen. Die unmittelbare, tödliche Gefahr verlangte einen raschen Entschluss. McQuade hatte nichts zu verlieren und setzte alles auf eine Karte. Er schüttelte die Steigbügel ab und ließ sich seitlich vom Pferd kippen. Da knallten auch schon die Gewehre seiner Gegner. Er prallte auf den Boden, rollte auf den Bauch und schoss auf James Leacock. In dem Moment krachte das Pferd des Kopfgeldjägers auf den Boden. Es wieherte gequält, keilte mit den Hufen.
James Leacock wurde im Sattel zurückgeworfen, verlor das Gleichgewicht und griff instinktiv nach dem Sattelhorn, um sich wieder in sicheren Sitz zu reißen. In dem Moment ging sein Pferd durch. Der Farmer stürzte aus dem Sattel, sein linker Fuß blieb im Steigbügel hängen, und so wurde der Verwundete von dem in Panik geratenen Tier mitgeschleift.
Gregory Leacock brüllte irgendetwas. Dabei zerrte er an den Zügeln, er drehte sein Pferd herum und bearbeitete die Flanken des Tieres unbarmherzig und rücksichtslos mit den Sporen.
Link Leacock war abgesprungen und in den Schutz eines Felsens gelaufen.
McQuade repetierte und kroch in die Deckung des mittlerweile verendeten Pferdes.
Die Detonationen waren verklungen. Stille hatte sich zwischen die Felsen gesenkt. James Leacocks Pferd war im Maul einer Schlucht stehen geblieben. Der Farmer lag reglos am Boden. Plötzlich erklang Gregory Leacocks Stimme: »Dad, heh, Dad, was ist? Heh, sag irgendetwas!«
James Leacock schwieg.
McQuade schaute sich um.
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