McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Richtung. Vor seinem Gesicht zerflatterte Pulverdampf. Raunend verklangen die Detonationen.
McQuade lag flach auf dem Bauch und starrte in die Tiefe. Einer jähen Eingebung folgend zog er das Gewehr an die Schulter, er nahm das Ziel auf, der Schuss peitschte. Zwischen Gregorys Füßen spritzte Erdreich, als das Geschoss in die Erde pflügte. Der Bursche vollführte einen erschreckten Satz. McQuade nahm das Gewehr ein wenig herum. Und nun setzte er Kugel für Kugel zwischen die Hufe der Pferde, die mit erhobenen Köpfen in seine Richtung witterten. Abgefälschte Geschosse jaulten. Die Tiere gerieten in Panik, wieherten, zerrten an den Leinen, mit denen sie an das Strauchwerk gebunden waren, und schließlich rissen sie sich los und stoben mit fliegenden Steigbügeln in die Schlucht hinein. Der prasselnde Hufschlag trat an die Stelle des Krachens der Schüsse. Er entfernte sich aber schnell, wurde leiser und leiser und war schließlich nur noch als entferntes Rumoren zu vernehmen.
Gregory Leacock hatte sich hinter einen Felsen in Deckung geworfen. »Wir kriegen dich, elender Bastard!«, brüllte er überschnappend, wie im Rausch, mit vor Hass zitternder Stimme. »Du hast meinem Vater eine Kugel in die Brust geknallt! Er wird den Abend nicht mehr erleben! Du wirst hier in der Wildnis verrotten, McQuade, deine verdammten Knochen werden in der Sonne bleichen.«
»Für dich und deinen Vater wäre es gesünder gewesen, wenn ihr zu Hause geblieben wärt!«, schrie McQuade. Die Entfernung zu Gregory Leacock betrug immerhin mehr als hundert Yards. »Ich hätte dich eben umlegen können, Kleiner. Ich hab es nicht getan, weil ich dir eine Chance geben wollte. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Solltest du mir noch einmal vor der Mündung herumtanzen, werde ich weniger Skrupel haben.«
McQuade kroch nach links davon.
»Mein Bruder wird dich verdammten Hurensohn in Stücke schießen!«, brüllte der junge Leacock. Seine Stimme überschlug sich fast. McQuade war sich nicht sicher, was in dem Burschen überwog. Der Hass oder das Entsetzen. Er war wahrscheinlich nie zuvor in seinem Leben derart hautnah mit dem Irrsinn brutaler Gewalt konfrontiert worden. Und nun begann er die Nerven zu verlieren.
Der Kopfgeldjäger erreichte das Ende des mesaähnlichen Hochplateaus. Zwischen übermannshohen Felsen führte ein natürlicher Pfad nach unten. Der Untergrund war glatt und McQuade musste höllisch aufpassen, dass er nicht ausglitt und stürzte. Er kam unten an und blieb geduckt zwischen einigen dornigen Sträuchern stehen, sicherte um sich, ließ seinen Instinkten freien Lauf, lauschte und witterte wie ein jagendes Tier.
Irgendwo in der Nähe glaubte er das Klackern eines Steines zu hören. Vor ihm erhob sich ein rötlicher Sandsteinfelsen, dahinter befand sich die Mulde, in der es zur ersten blutigen Begegnung zwischen ihm und den drei Leacocks kam.
McQuade ging auf das linke Knie nieder. Ein Schaben wehte heran, ein leises Knarren, dann ein mahlendes Geräusch, das harte Lederabsätze im feinkörnigen Sand verursachten. Und dann schob sich Link Leacock um einen Felsvorsprung herum. Er bewegte sich geduckt, das Gewehr hielt er an der Seite im Anschlag, den Kolben hatte er sich unter die Achsel geklemmt. Sein gestrafftes Gesicht verriet immense Anspannung. Seine Augen waren unablässig in Bewegung.
McQuade richtete das Gewehr auf den Banditen. »Leacock!« Das Wort fiel wie ein Hammerschlag. Link Leacock reagierte ansatzlos. Den Sekundenbruchteil zwischen Erkennen und Begreifen benötigte er nicht. Es war die Reaktion einer Klapperschlange. Sein Gewehr ruckte herum, sein Schuss dröhnte, der Bandit spurtete los. Ziellos jagte er ein Stück Blei nach dem anderen in die Richtung des Kopfgeldjägers. Es waren Schnappschüsse, der Bandit zielte nicht, er jagte die Geschosse einfach blindwütig aus dem Lauf.
McQuade hatte sich zu Boden geworfen. Einige Zweige fielen neben ihm auf den Boden. Leacock flankte über einen hüfthohen Felsen hinweg und verschwand dahinter. McQuade schoss. Seine Kugel zog eine helle Spur in das Gestein.
»Gib es auf, Leacock!«, rief McQuade. »Je länger ich euch hier festnagle, umso geringer ist die Chance deines Vaters, am Leben zu bleiben.«
»Du hast Dad zwei Kugeln verpasst, McQuade. Er wird verbluten. Ich werde dir für seinen Tod eine gesalzene Rechnung präsentieren. Du wirst meinem Dad in der Hölle die Stiefel putzen, schätze ich.«
»Dein Vater hat es sich selber zuzuschreiben«,
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