McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
Gewehre und dem Dröhnen der Colts, und dann trieb er sein Pferd wieder an. Im Galopp stob er den Abhang hinauf, über den der Reit- und Fahrweg führte, und oben riss er erneut das Tier in den Stand. Der Braune prustete unwillig und tänzelte nervös auf der Stelle.
Unten in der Senke lag eine Stadt. Vier Reiter trieben auf der breiten, staubigen Main Street ihre Pferde hin und her und feuerten wild in die Runde. Aufgewirbelter Staub und Pulverdampf hatten sich miteinander vermischt und hüllten das Szenarium nebelhaft ein.
Jetzt kamen zwei Kerle schießend aus der Bank gerannt. Einer schleppte ein Satteltaschenpaar mit sich. Sie duckten sich unter dem Vorbaugeländer hindurch, sprangen auf die Fahrbahn, hetzten zu den beiden Pferden am Holm, lösten die Leinen und warfen sich in die Sättel. Mit schrillem Geschrei trieben sie die Tiere an. Sie jagten in südliche Richtung davon. Die anderen Reiter sprengten ihnen hinterher, die Pferde mit den langen Zügeln peitschend, schrille Anfeuerungsschreie auf den Lippen.
Aus einigen Häusern rannten Männer mit Gewehren und schickten dem Sextett heißes Blei hinterher. Einer der Kerle kippte nach vorn auf den Pferdehals. Ein zweiter stürzte aus dem Sattel und überschlug sich einige Male, um schließlich mit ausgebreiteten Armen reglos liegen zu bleiben. Sein Pferd galoppierte mit fliegenden Steigbügeln hinter dem Pulk her. Der trommelnde Hufschlag entfernte sich schnell, die Reiter jagten einen Abhang hinauf, fegten über die Hügelkuppe hinweg und verschwanden schließlich aus McQuades Blickfeld. Aufgewirbelter Staub markierte ihren Weg. Zurück blieben Unheil und Verderben.
McQuade ruckte im Sattel und sein Pferd setzte sich in Bewegung. Er ließ den Vierbeiner traben. Auf ein verwittertes Holzschild war der Name der Ortschaft gepinselt: Sierra Vista. Der Texaner drosselte das Tempo des Tieres und ließ es im Schritt zwischen die Häuser gehen.
Die Stadt stand Kopf. Alles, was zwei Beine hatte und laufen konnte, befand sich auf der Straße. Ein verworrenes Durcheinander von Stimmen empfing den Texaner. Die Menschen hatten sich in Gruppen zusammengerottet, es wurde heftig gestikuliert.
Schließlich wurden die Menschen auf McQuade aufmerksam. Stechende Blicke taxierten ihn, in den Augen flackerte tiefsitzendes Misstrauen. Gespräche verstummten. Bei einem Tränketrog saß der Kopfgeldjäger ab. Sein Pferd versenkte sofort die Nase in dem Wasser, auf dessen Oberfläche wie eine dünne Haut ein Staubfilm schwamm.
Der Kopfgeldjäger war verstaubt und verschwitzt. Die Bartstoppeln auf Kinn und Wangen waren mehrere Tage alt. Sein Gesicht war hohlwangig, die sandfarbenen Haare fielen strähnig unter seinem schwarzen Stetson hervor fast bis auf seine Schultern. An McQuade haftete der Geruch von Pulverdampf, er bot einen wenig vertrauenerweckenden Eindruck. So sahen Männer aus, die gejagt wurden. So sahen aber auch Männer aus, deren Leben sich im Sattel abspielte, weil sie andere jagten.
Einige Bürger, die Gewehre in den Händen hielten, näherten sich ihm. Ihre Gesichter waren bleich, in ihren Augen sah McQuade die Unruhe flackern, ohne die Spur von Entgegenkommen oder Freundlichkeit wurde er taxiert. Zwei Schritte vor ihm hielten die Männer an. »Wer sind Sie?«, fragte einer mit kratzender Stimme. Er war um die fünfzig, seine Haare waren schon angegraut, in seinen Mundwinkeln zuckte es.
»Mein Name ist McQuade«, stellte sich der Texaner vor. »Ich befand mich jenseits des Hügels -«, er wies mit dem Daumen über die Schulter in die Richtung, aus der er gekommen war, »- und hörte die Schießerei. Vom Hügelkamm aus konnte ich dann alles sehen.«
Die Flamme des Misstrauens in ihren Augen erlosch nicht. Der Mann mit den graumelierten Haaren ließ wieder seine Stimme erklingen: »Die Schufte haben die Bank ausgeraubt. Nelson, dem Kassier, hat einer eine Kugel in die Brust geknallt. Es ist fraglich, ob er den Abend noch erlebt.«
»Einer der Banditen flog aus dem Sattel«, sagte McQuade. Seine Stimme klang staubheiser. »Lebt er noch?«
Der Graumelierte schüttelte den Kopf. »Er ist tot. Ist es wirklich Zufall, dass Sie just in dem Moment in Sierra Vista aufkreuzen, in dem ein höllisches Sextett die Bank überfällt?«
»Ich reite auf der Fährte eines Mannes namens John Warner. Ein Mörder und Postkutschenräuber. Die Spur führt nach Süden. Ich schätze der Bandit will nach Mexiko.« McQuade griff in die Tasche seines braunen, zerschlissenen
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