McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
eines Mannes, der im Grunde seines Herzens ein Feigling war, der den Männern, die er tötete, niemals in die Augen schaute, der heimtückisch und ohne das geringste Risiko einzugehen vorgegangen war.
Der Hufschlag schwoll an und rollte hinter dem Banditen her wie eine Brandungswelle. Er dröhnte in seinen Ohren und er bot alle Energien auf, die noch in ihm steckten, um die schützenden Felsen zu erreichen. Aber sein Körper hörte nicht mehr auf die Signale, die sein Hirn aussandte. Er war viel zu erschöpft, um sich noch einmal zu einer letzten Kraftprobe aufzuraffen und an Schnelligkeit zuzulegen.
Link Leacock strauchelte und stürzte. Ein Gurgeln kämpfte sich in seiner Brust hoch, stieg ihm in die Kehle und brach aus seinem Mund. Er lag auf dem Gesicht. Sein Herz raste, in seinen Schläfen hämmerte das Blut. Er war wie betäubt. Schicksal und Vergeltung rasten …
Das Hufgetrappel schwoll an, der Boden schien unter den trommelnden Hufen zu erbeben. Eine eiskalte Hand aus der Vergangenheit berührte den Banditen. Er musste für seine Verbrechen bezahlen. Als er aus dem Hinterhalt tötete, empfand er nichts. Jetzt zitterte er um sein Leben.
Es war der Mut der Verzweiflung, der ihn in die Höhe riss. Er wankte wie ein Schilfrohr im Wind. Der Reiter schien regelrecht auf ihn zuzufliegen. Er zog das Gewehr an die Hüfte und feuerte.
Als McQuade es aufblitzen sah, riss er das Pferd nach links. Die Kugel verfehlte ihn. Es mochte auch daran liegen, dass sich Link Leacock nicht die Zeit nahm, richtig zu zielen. Wieder blitzte es bei Leacock auf. Der peitschende Knall stieß heran. McQuade stemmte sich gegen die Zügel. Das Pferd brach auf den Hanken ein, die bremsenden Hufe hinterließen tiefe Spuren im Boden, das Erdreich spritzte.
McQuade schüttelte die Steigbügel von den Füßen und sprang ab.
Leacock drehte sich um und setzte seine Flucht fort. Er war nur noch ein zitterndes Nervenbündel. Seine Knie waren butterweich. Und er begriff mit schmerzhafter Schärfe, dass er dem Kopfgeldjäger nicht entkommen konnte. Er fiel auf die Knie nieder, sein Oberkörper pendelte vor und zurück, er japste wie ein Erstickender. Und dann begann ihn ein Hustenanfall zu schütteln. Seine Hände öffneten sich, das Gewehr fiel zu Boden. Leacock presste die Hände vor seinen Leib und krümmte sich, weil ihn ein Brechreiz, den der Husten auslöste, würgte. Seine Augen füllten sich mit Tränen.
McQuade lief nicht mehr. Mit kurzen Schritten näherte er sich dem Banditen. Er trug das Gewehr in der linken Hand, seine Rechte umspannte den Griff des Revolvers. Der Hahn war gespannt. Der Kopfgeldjäger erreichte Leacock und drückte ihm die Revolvermündung zwischen die Schulterblätter. »Finish, Leacock. Das war's.«
Der Ton, der aus der Kehle des Banditen stieg, hörte sich an wie leises Wimmern. Seine Schultern zuckten.
*
McQuade dirigierte Link Leacock ins Farmhaus. Auf dem Tisch stand eine rußende Laterne. Ihr trüber Schein warf dunkle Schatten in die Gesichter von Susan und Gregory Leacock. Das Licht spiegelte sich in ihren Augen wider und ließ sie glitzern.
James Leacock lag reglos und mit geschlossenen Augen auf der Bank. Seine Hände lagen übereinander auf der Brust. Das Gesicht war starr und ohne Leben.
Susan Leacock erhob sich. Ihr stechender Blick schien Link Leacock zu durchbohren. Der Bandit hielt an, als wäre er gegen eine unsichtbare Wand gelaufen. »Dein Vater ist tot, Link.« Die Stimme der Frau klang seltsam ruhig und gefasst. »Und du hast ihn auf dem Gewissen. Du bist ein verkommenes Subjekt, Link. Und wenn sie dich hängen, werde ich in der ersten Reihe stehen, um dich sterben zu sehen.«
»Mutter!«, entrang es sich Gregory Leacock entsetzt. Fassungslosigkeit prägte seine Miene. Ungläubig starrte der Junge seine Mutter an. Dieser leidenschaftliche Ausbruch schien sein Begriffsvermögen zu überschreiten.
»Er hat James getötet«, flüsterte die Frau, und es klang geradezu besessen. Ihr flammender Blick heftete sich wieder auf Link Leacocks Gesicht. »Du – du bist ein Vatermörder, Link. Ich verabscheue dich. Verdammt sei deine Seele - in alle Ewigkeit.«
Die Worte, triefend vor Hass, erschütterten McQuade. Und ein eisiger Hauch schien ihn zu streifen.
Höllenritt nach Sierra Vista
Band 12
Western von Pete Hackett
McQuade hörte das Donnern der Schüsse und fiel seinem Pferd in die Zügel. Das Tier stand, der Kopfgeldjäger lauschte sekundenlang dem Knattern der
Weitere Kostenlose Bücher