Meade Glenn
bitte einen Augenblick allein, Marion?«
»Worum geht es, Joe?« fragte er, nachdem die Frau hinausgegangen war.
»Ich würde gern warten, bis Ferguson da ist, Tom. Ich möchte die Angelegenheit mit Ihnen beiden besprechen.«
Peters bemerkte den drängenden Unterton in Volkmanns Stimme. »Ich fürchte, das muß warten. Es gibt Neuigkeiten. Und zwar möglicherweise entscheidende Neuigkeiten. Und Ferguson kommt erst am Nachmittag wieder.«
»Was sind das für Neuigkeiten?«
»Es wird Ihnen gefallen, mein Junge. Das Carabinierihaupt-quartier aus Genua hat angerufen. Sie glauben, daß ihre Leute etwas gefunden haben, das mit unserer Anfrage beim italienischen Ressort zu tun hat. Sie wollen, daß wir uns einen Container ansehen, der mit einem Schiff namens Maria Escobar am Neunten dieses Monats angekommen ist.«
»Von wo?«
Peters lächelte. »Aus Montevideo. Ich habe gesagt, daß Sie mit der nächsten Maschine hinfliegen.«
»Wieviel Zeit habe ich?«
»In knapp zwei Stunden geht eine Maschine der Al Italia von Frankfurt. Rückflug um einundzwanzig Uhr. Sie sind auf beiden Maschinen gebucht. Ihre Tickets liegen am Flughafen. Sie sollten dafür sorgen, daß Sie eiligst zurückkommen, es sei denn, etwas Wichtiges hält Sie ab. Ich habe bereits eine private Chartermaschine von Straßburg nach Frankfurt geordert. Sie wartet am Flughafen.«
»Was ist mit unserem Treffen?«
»Ich habe es für heute abend bei Ferguson festgesetzt. Rufen Sie mich an, sobald Sie wieder da sind.«
»Tun Sie mir einen Gefallen, Tom«, sagte Volkmann.
»Bleiben Sie bei dem Mädchen, solange ich weg bin.«
Peters runzelte die Stirn. »Hat das einen besonderen Grund?«
»Ich glaube, daß sie sich dann sicherer fühlt.«
Er sprach mit Erika, bevor er zum Flughafen fuhr. Er schärfte ihr ein, nicht mit Peters oder Ferguson über irgend etwas zu sprechen, was den Fall anging, bevor er wieder da war. Das sei eine Frage des Protokolls.
Einige Augenblicke später kam Peters ins Büro, und Volkmann stellte die beiden einander vor.
»Wie wäre es, wenn ich mit der reizenden jungen Dame essen ginge, Joe?« schlug Peters charmant vor. »Danach fahre ich sie in Ihre Wohnung.« Er lächelte. »Die meisten machen früh Feierabend wegen der Feiertage. Ich hinterlasse Ferguson eine Nachricht wegen unseres Treffens und sage ihm, daß wir uns unbedingt sprechen müssen.«
Fünf Minuten später war Volkmann zum Flughafen unterwegs.
Der Knoten in seinem Magen fühlte sich wie ein Ball aus Stahl an, so groß war seine Anspannung.
48. KAPITEL
Straßburg.
23. Dezember.
15.02 Uhr.
Es hatte zu schneien begonnen, als Peters vor Volkmanns Wohnung am Quai Ernest hielt.
Er parkte auf dem Hof und ging mit dem Mädchen nach oben.
Sie war während des Essens in Petite France ziemlich schweig-sam gewesen, und Peters vermutete, daß ihr irgend etwas Sorgen bereitete. Aber er hatte sie nicht zum Reden gedrängt.
Als sie Volkmanns Wohnung betraten, sah Peters, daß sie sich häuslich eingerichtet hatte. Die Räume waren sauber und aufgeräumt und hier und dort waren Kleinigkeiten umgestellt, seit er das letzte Mal hiergewesen war. Peters spürte, daß zwischen Volkmann und dem Mädchen etwas lief.
Kurz darauf ging er ins Bad, während sie Kaffee aufbrühte.
Auf dem Rückweg warf er einen kurzen Blick in Volkmanns Schlafzimmer. Das Bett war zwar gemacht, aber er nahm den schwachen Duft von Erikas Parfum wahr. Ihre Kleidung hing in dem offenen Kleiderschrank, und neben dem Bett lag ihr Kulturbeutel mit den Kosmetika.
Peters schloß die Tür und öffnete die des zweiten Schlafzimmers. Auch hier war das Bett gemacht, aber die Luft roch neutral, und der Raum wirkte unbenutzt.
Als er wieder ins Wohnzimmer kam, kehrte sie gerade aus der Küche zurück. »Ich habe vergessen, Sie zu fragen, ob Sie Milch und Zucker nehmen.«
Er lächelte. »Beides. Zwei Löffel, bitte.«
Sie ging wieder in die Küche, und Peters zündete sich eine Zigarette an. Er trat ans Fenster. Schneeflocken klatschten gegen das Glas, und Peters dachte über die Situation nach. Ob Volkmann und das Mädchen etwas miteinander hatten, ging ihn nichts an. Er war schon zu lange im Geschäft, um noch zu glauben, daß die menschliche Natur unterdrückt werden konnte, selbst wenn Volkmanns Vorgeschichte und die des Mädchens so vollkommen entgegengesetzt waren. Ferguson würde es vielleicht nicht gefallen, weil Volkmanns Verhalten nicht professionell war, aber selbst die ganz oben wußten, daß so
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