Meagan McKinney
schon seit all den Jahren, die du fort bist. Dann hatte ich
letzten Herbst ein langes Gespräch mit einem alten Freund, Terence Scott. Seine
Mutter stammt aus Galway, so wie ich. Er ist damit reich geworden, Löhne und
Passagiere in die Gebiete im Westen zu transportieren. Die Detektive, die ich
angeheuert habe, brachten mich zu dem Schluß, daß du irgendwo hier im Westen
sein mußtest. Ich sagte Terence vor Jahren, er solle mir mitteilen, wenn er mir
irgendwann einmal in dieser Sache helfen könnte. Im letzten Herbst dann
erzählte er mir von einem Mädchen, das in die Entführung eine Overland-Kutsche
verwickelt war. Sie verschwand, bevor er sie entschädigen konnte. Eine seltsame
Sache. Ihre Beschreibung paßte auf dich, und ich sah keine andere Wahl, als
dieses Mädchen zu finden. Wenn ich nicht abgereist wäre, dann hätte meine Frau
es getan, trotz des Kindes, das in ihr wächst. Alana hat niemals die Hoffnung
verloren, dich eines Tages doch wiederzusehen, Christal.«
»Und Sie
haben mich gefunden«, flüsterte sie verwundert. Sie streckte die Hand aus,
wollte die Hand des Mannes berühren, der die einzige Verbindung zu ihrer
Schwester herstellte. Sie sah Cain an, der ihr den Weg versperrte. »Laß mich
mit meinem Schwager sprechen. Er ist so weit gereist.«
»Nein.«
Cains Gesichtsausdruck duldete keinen Widerspruch. »Du hast diesen Mann nie
zuvor gesehen, Christal. Wenn Didier ihn geschickt hat, könnte er mit
derselben Absicht hergekommen sein wie das Halbblut!«
»Aber er
ist mit meiner Schwester verheiratet!« rief sie entrüstet aus und war
überrascht von seinem Mißtrauen.
»Du warst
nicht bei der Hochzeit dabei. Er kann durchaus lügen. Er könnte dir all diese
Dinge erzählen, um bald mit dir allein zu sein. Und dich dann umzubringen.«
Seine Stimme wurde leiser. »Wenn ich an deine Unschuld glauben soll, dann
machen wir es so, wie ich es will.«
Sie sah
wieder Sheridan an. Sie konnte sich einfach nicht vorstellen, daß er jemand
anderes war, als er zu sein vorgab.
Sie
versuchte ein letztes Mal, Cain zu überzeugen.
»Ganz
sicher können Sie uns beweisen, wer Sie sind, Mr. Sheridan. Sie müssen doch
Einzelheiten aus meiner und Alanas Kindheit wissen.« Sie sah den Iren
erwartungsvoll an.
Sheridan
lächelte ein finsteres, erregendes Lächeln, daß ihre Schwester ganz sicher
verzaubert hatte. »Ich könnte viele Dinge über eure Kindheit erzählen, aber
nichts, was Baldwin Didier nicht auch in der Zeit herausgefunden haben könnte,
die er mit deiner Schwester und dir zusammen war. Ich fürchte, der einzige
Beweis, den ich für meine Identität bringen kann, ist die Tatsache, daß Alana
tatsächlich meine Frau ist, aber unsere Intimitäten öffentlich aufzudecken,
auch vor dir, Christal, ihrer Schwester, ist selbst mir zu plump.«
»Kehren Sie
nach New York zurück, Mr. Sheridan, wenn Sie es denn sind. Christal und ich
werden kurz nach Ihnen angekommen. Wir werden ihren Prozeß neu aufrollen. Sie
wird freigesprochen werden.«
Sheridan
starrte Cain erneut an, und sein Lächeln wurde nun offener. »Ich denke doch,
Sir, daß wir sie unter uns schon durchaus freisprechen könnten.«
Cains Miene
wurde hart. Er schien nicht besonders optimistisch. »Ich will, daß es so
gemacht wird. Wenn Sie der sind, der Sie zu sein vorgeben, dann verschwinden
Sie jetzt sofort aus Noble, und lassen sich nicht wieder in unserer Nähe
blicken, bis dieses Mädchen ihrer Schwester in den Armen liegt. Denn nur wenn
Christals Schwester sich als Ihre Gattin zu erkennen gibt, werde ich Ihnen
trauen.«
Sheridan
nickte. »Ich verstehe. Ich weiß, daß Sie wegen ihr eine Menge durchgemacht
haben. Terence Scott sagte mir, daß ein Mann namens Cain bei der Kineson Gang
war und jeden einzelnen Passagier ge rettet hat. Ich stehe in Ihrer Schuld,
Sir, und ich vertraue darauf, daß Sie dieses Mädchen sicher zu seiner Schwester
bringen. Aber ich muß Sie dennoch bitten, sie nun mitnehmen zu dürfen. Ich habe
Alana versprochen, sie zu finden. Und nun, da es so ist, verweigern Sie mir
bitte nicht die Befriedigung, Christal nach Hause zu bringen.«
»Ich bin
derjenige, der sie zu Alana van Alen bringt. Niemand anderes.«
Die beiden
Männer starrten sich an und fochten einen stummen Kampf aus. Schließlich gab
Sheridan auf. Cain hatte etwas an sich, das er zu respektieren schien.
Vielleicht war es bloß Cains unermüdliches Bemühen um Christals Schutz. Was
auch immer, es schien Sheridan zu beeindrucken.
»Ich möchte
noch eine
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