Meagan McKinney
du
sterben?«
»Damit
kommst du nicht durch! Sie werden mich finden. Sie werden sehen. daß ich
umgebracht worden bin ...« Betäubt vor Entsetzen wich Christal vor dem
eleganten, spanischen Dolch zurück, den Didier in seiner Hand schwang.
»Wenn ich
dich einfach aus dem Zug stoße, könntest du dir das Genick brechen. Das Ende
wäre dann schnell und gnädig.« Dann wurde er nüchtern. »Leider könntest du dir
auch bloß ein Bein oder einen Arm brechen. Du würdest hilflos im schmelzenden
Schnee liegen und die Wärme würde langsam aber sicher durch Wind, Frost und
Kälte aus deinem Körper gezogen
werden. Es könnte Tage dauern, bis du tot bist. Lange, schreckliche Tage. Und
ich würde niemals sicher sein können, daß es dich wirklich nicht mehr gibt.
Schließlich könnte dich jemand finden.«
Ihre Hände
zitterten, als sie sie ihm flehend entgegenstreckte. »Und er wird mich
finden. Du sagst, Macaulay wird das Schlimmste von mir denken – aber wenn er
mit der schrecklichen Wahrheit konfrontiert wird, dann wird er nicht eher Ruhe
geben, bis er irgendeinen Beweis hat. Er wird jeden Zentimeter dieser
Schienen abreiten. Wenn er meine Leiche findet, wird er wissen, daß du mich
umgebracht hast.«
»Dann darf
er deine Leiche eben nicht finden.« »Und wie ...?«
»Wenn Cain
am Big Crimloe Creek abspringt, wirst du tot sein, meine Liebe. Der Creek
mündet in den Mississippi, und die Strömung ist stark genug, einen Körper
forzutragen. Wenn man dich endlich findet, wird deine Leiche unkenntlich sein.«
Er berührte die Spitze des Dolches mit seinem Daumen, und um die Schärfe der
Klinge zu demonstrieren, stach er sich leicht in die Haut. Ein karmesinroter
Tropfen fiel auf den Holzboden. »Komm her.«
»Nein!«
schrie sie und wich weiter zurück. Dann warf sie einen Blick auf die
Verladetür. Didier versperrte ihr den Weg zu der anderen, aber wenn sie die
Seitentür aufbekam, würde ein Sprung sie vielleicht retten. Auf jeden Fall
wußte sie, daß Didier nicht hinter ihr herspringen würde – dazu hatte er
zuviel Angst vor der tödlichen Gefahr.
Er ging auf
sie zu, und das Messer blitzte in den Lichtstrahlen auf, die durch die Lecks im
Dach eindrangen. Sie hastete zur Seitentür und schob den Riegel zurück. Die
Tür schwang nur durch die Geschwin digkeit des Zuges auf, und das Geräusch war
ohrenbetäubend. Tausende von Tonnen vib schwarzem Stahl und massivem Holz, die
durch die Kraft eines Dampfantriebs über eiserne Streben jagten. Die Prärie
sauste als verzerrter, weißgoldener Streifen vorbei.
»Es hat
keinen Sinn, Christal. Spring, wenn du willst. Aber du weißt, wenn du überlebst,
werde ich dich eines Tages erwischen. Du wirst dich immer umsehen müssen. Und
eines Tages werde ich dort stehen. Dein Tod ist unvermeidlich. Gib es mir
jetzt!« Er machte einen Satz voran. Christal schrie. Das Messer schien auf ihr
Herz zuzufliegen.
Dann
plötzlich fiel es zu Boden. Und Didier wurde rückwärts in die starken Arme
ihres Geliebten gezogen.
»0 mein
Gott!« rief sie aus, und Tränen strömten ihr über die Wangen, als Cain Didier
in den Schwitzkasten nahm. Der Dolch lag zu ihren Füßen, und sie nahm ihn
sicherheitshalber an sich.
»Baldwin
Didier?« fragte Cain durch zusammengebissene Zähne.
»Lassen Sie
mich los, Sir. Diese Frau wollte mich berauben. Sie wollte aus dem Zug
entkommen, als wir vorhin aus Abbeville losfuhren.«
»Nein«,
flüsterte Christal kopfschüttelnd. Sie sah Cain an und wußte, er glaubte ihr.
»Es gibt
einen Passagier, der Sie als Onkel dieses Mädchens identifizieren kann.
Christal behauptet, Sie sind für den Tod ihrer Eltern, der Van Alens, verantwortlich.«
»Nein! Das
ist nicht wahr!« preßte Didier aus der eisernen Umklammerung Cains heraus. »Sie
haben keinen Beweis dafür. Und wo ist dieser Passagier, von dem Sie
reden? Ich wüßte niemanden in diesem Zug, der mich identifizieren könnte.«
»Sie haben
Henry Glassie irgend etwas angetan. Das sind seine Kleider, die Sie tragen.
Aber wir werden es herausfinden, glauben Sie mir. Ich lasse jeden Marshal im
Umkreis von fünfzig Meilen nach Beweisen und Indizien suchen. Also gestehen
Sie. Das Spiel ist aus.«
»Niemals!«
Didier langte in seine Jacke. Cain rang mit ihm, doch Didier hatte bereits eine
Waffe hervorgezogen. Es war eine winzige Derringer, sehr ähnlich der
Muffpistole, die Christal damals auf Cain gerichtet hatte. Die Männer rangen
und kämpften um die Waffe, und ihre Laute und Flüche wurden durch das
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