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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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andere Arbeit.
Christal kannte keine einzige Menschenseele, die durch den Krieg zwischen den
Staaten in Mitleidenschaft
gezogen worden war. Bis sie nun dieses Lied hörte.
    Ich
hasse die Verfassung, ich hasse die Republik.
    Ich hasse die Freigelassenen in ihrem blauen Schick.
    Ich hasse den häßlichen Adler in all seinem Ruhm und
seiner Pracht
    Und die
hinterhältigen Yankees hass' ich mit aller Macht.
    Ihre einzige echte Erinnerung an den Krieg war die Hand ihres
Vaters, der die ihre in der Menge hielt, während sie zuschauten, wie Lincolns
Leiche die Fifth Avenue hinuntergefahren wurde. Sie war damals neun Jahre alt,
und es war ihr unbegreiflich gewesen, wieso jemand den Präsidenten erschießen
konnte. Doch der Westen hatte ihr eine Menge über den Krieg beigebracht. Nicht
selten schlossen sich verbitterte Konföderierte zu Banden zusammen, um den
glorreichen Süden wieder auferstehen zu lassen. Sie begannen die Überfälle
und Gewalttaten aus politischen Gründen, degenerierten aber meist sehr schnell
zu Verbrechern, die nur ihren eigenen Vorteil sahen.Der ursprüngliche Grund
verzerrte sich. Aber wie John Wilkes Booth 3 hielten sie bis zum bitteren, tödlichen Ende durch.
    Ich
folgte dem alten Robert, vier Jahre insgesamt
    Zählte dreimal Wunden, hungerte
in Nimmerland.
    Das Rheuma plagte mich manchmal sehr.
    Doch
viele Yankees sind nicht mehr ...
    Und
gerne gäb' ich noch mehr her!
    Der
Gesang hallte in
ihrem Kopf wieder. Die Kineson Gang war also nichts weiter als ein Haufen
verbrecherischer Südstaatensympathisanten. Wenn sie jetzt darüber nachdachte,
dann fiel ihr auf, daß sogar Cain gelegentlich in dem südlichen Akzent sprach.
Die bedauernswerten Passagiere des Overland Express' waren einer Gruppe
abtrünniger Konföderierter in die Hände gefallen.
    Einer nach
dem anderen stimmte in die Melodie mit ein, so daß Christal bald den Drang
niederkämpfen mußte, sich die Ohren zuzuhalten.
    Dreihunderttausend
Yankees liegen kalt im Dreck.
    Wir kriegten dreihunderttausend, dann schossen
sie uns weg.
    Sie
starben am Südenfieber, an Kugel und an Stahl, ich wollt, es wären Millionen an
der Totenzahl.
    Christal sah zu Cain hinüber. Er hatte
aufgehört, seinen Revolver zu polieren. Bei der letzten Strophe setzte
auch er ein und sang die Worte mit einem melancholischen, distanzierten Blick
mit den anderen Männern.
    Ich will
nicht mehr kämpfen, ich will nicht mehr schießen.
    Doch ich
werd' sie nicht lieben, weil sie gegen uns siegten.
    Ich will
kein Pardon für was ich bin und tat,
    Ich will
nicht bekehrt sein, ich spucke auf den Staat!
    Nervös rührte Christal in den Bohnen,
während sie im stillen betete, die Männer mochten niemals herausfinden, daß
sie aus New York stammte. Sie zuckte innerlich
zusammen, als sie daran dachte, daß Mr. Glassie ihnen gesagt hatte, er käme
aus Paterson, New Jersey. Das brachte ihm garantiert keine Pluspunkte ein.
    Die Männer
riefen nun langsam ungeduldig nach ihrem Essen. Absichtlich lieblos klatschte
sie die Bohnen auf die Teller, und sie setzten sich auf den Boden und stopften ihre Mahlzeit in sich hinein. Christal stand erschöpft am Feuer, als
ihr ein Gedanke kam. War dies nicht der geeigneteste Moment zum Fliehen? Nun
waren diese Schurken allesamt beschäftigt.
    Wohin sie
fliehen sollte, wußte sie allerdings nicht. Verstohlen blickte sie zu dem
Espengehölz jenseits des Feuerscheins hinüber. Wenn sie in das Wäldchen
flüchten könnte, schaffte sie es vielleicht, sich in der Dunkelheit vor den
Männer zu verstecken. Und wenn ihr Glück sie bis dahin gebracht hatte, würde
sie möglicherweise morgen auf ein Goldgräberlager oder einen Trapper stoßen,
der ihr helfen konnte.
    Langsam
zählte sie die Männer, um sich zu vergewissern, daß sie ausschließlich auf
ihre Bohnen achteten, nicht aber auf sie. Und tatsächlich – selbst Kineson
ersparte ihr anzügliche Blicke und konzentrierte sich auf seinen hungrigen
Magen. Plötzlich pochte ihr Herz heftig vor Erregung. Wieder sah sie in die Dunkelheit
zum Gehölz hinüber. Dann traf Cains Blick sie mit voller Wucht.
    Seitdem sie
ans Lagerfeuer gekommen waren, hatte er sein Bestes getan, sie vollkommen zu
ignorieren. Doch das war nun anscheinend vorbei. Sie konnte in seiner Miene
lesen, daß er wußte, was in ihrem Kopf vorgegangen war. Und sie sah ebenfalls
das kleine, schiefe Lächeln auf seinen Lippen, mit dem er sie zu einen Versuch
herausfordern wollte. Er mochte sie durchaus vor der Schändung durch diese

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