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Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
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Ausmaße hatte. Er war
fast so groß wie Cain, und mit seiner Fransenlederjacke hätte er gut und gerne
die Attraktion in Buntlines Buffalo Bill- Produktion sein können. Doch
er war kein Schauspieler, der einen Cowboy mimte. Die Lederjacke war mit
schimmernden Messingknöpfen versehen, die einst einen Infantriemantel geziert
hatten. Und seine Augen waren wie die eines Doberman-Pinschers, jenes angsteinflößenden
Hundes, den Christal einmal in New York auf einer Ausstellung gesehen hatte.
    Christal
sah sich suchend nach den anderen Passagieren der Kutsche um. Hinter ihr sagte
Cain jetzt: »In Ordnung, ihr könnt sie jetzt raufbringen und einsperren. Boone,
du bringst ihnen was von dem Fraß, wenn er fertig ist.« Dann wurde Mr. Glassie
in den Lichtkreis geschubst. Sein schönes Jackett war hell vom Staub der
Straße, doch was Christal wirklich Angst einjagte, war weder sein furchtsamer
Ausdruck noch sein Stolpern, das von Erschöpfung zeugte. Es waren die
eisernen Ringe um seine Hand- und Fußknöchel, mit denen er an Pete gekettet
war, dieser an seinen
Vater, sein Vater wiederum an den Prediger und jener schließlich an den
Kutscher. Die Bandenmitglieder hatten an alles gedacht. Keiner der ehemaligen
Kutscheninsassen würde fliehen können und den Plan der Gang zunichte machen.
Sie, Christal, war die
einzige, die einen Hauch einer Chance hatte.
    Die
Passagiere gingen hintereinander an ihr vorüber wie Häftlinge. Hilflos hörte
sie zu, wie Pete verlangte, sie
solle zu ihrem eigenen Schutz mit ihnen gehen, doch
der Outlaw mit der Bullenpeitsche brachte ihn zum Schweigen, indem er drohend
die Hand hob.
    Die Ketten
rasselten und knirschten in einer häßlichen Melodie, als die Männer im Dunkeln
auf dem Pfad verschwanden, der zum Ort hinauf führte. Christal packte erneut
die nackte Angst.
    »Das ist
also die Frau.«
    Christals
Blut schien zu gefrieren. Sie wandte sich um und sah, daß der weißhaarige Mann
sie anstarrte.
    Und dann
bemerkte sie, daß alle Männer sie anstarrten und die Unterhaltung am
Lagerfeuer erstorben war.
    Einer von
ihnen leckte sich die Lippen. Die Härchen in ihrem Nacken stellten sich auf.
Entsetzt stand sie wie eine Statue da, unfähig, nur eine kleine Bewegung zu
machen.
    »Sie wird
kochen, Kineson.«
    Cains tiefe
und ernste Stimme riß sie aus ihrem Trancezustand. Ihr Geist reagierte wieder
und endlich nahm sie wahr, daB Cain den Mann Kineson genannt hatte. Kinseon –
der Mann, nachdem die Gang benannt worden war.
    Sie konnte
ihre Angst nicht bezähmen, als sie in seine raubtierähnlichen Augen blickte.
Sie wich unwillkürlich zurück, doch Cain verhinderte ihre Flucht. Wohin hätte
sie auch laufen sollen?
    »Dann leg
mal los, Kindchen«, sagte Kineson und nickte zur Feuerstelle hinüber. Ein
bösartiges Grinsen verzog
seine Lippen. »Ich habe mächtig Appetit.« Er lachte, und sie hätte ihm am
liebsten ins Gesicht gespuckt, doch Cain zog sie zum Feuer herüber.
    Sie wand
sich aus seinem Griff und warf ihm einen Blick zu, der ihn hätte töten
können. Verächtlicht wandte sie sich also ihrer Aufgabe zu, wobei
sie sich inständig wünschte, sie könnte statt des Rehs auf dem Spieß
jedes einzelne Bandenmitglied rösten. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt,
während sie einen Topf und einige Dosen Bohnen in einem alten Rupfensack fand.
Sie schüttete die Bohnen in den Topf und stellte ihn auf das Feuer. Die ganze
Zeit waren die Augen der Männer auf sie gerichtet, als wären sie ein Rudel
hungriger, räudiger Köter.
    Sie spürte,
daß sie jemand am Rock zog. Sie wirbelte herum und entdeckte, daß die Männer
nun im Kreis um das Feuer saßen und sie umzingelten. Alle, abgesehen von
Cain, der lässig am Kamin lehnte und einen seiner Revolver zu untersuchen
schien. Wieder grabschte eine Hand nach ihrem Rock. Sie wich hastig von dem
Mann zurück und warf ihm einen haßerfüllten Blick zu, doch da sie eingekreist
war, gab sie sich bloß in die Hände des nächsten, der versuchte, einen Blick
unter ihre Röcke zu erhaschen. Die Männer lachten, und begannen, an dem Spiel
Gefallen zu finden. Christal war bald den Tränen nah, aber sie zwang sich,
keine Regung zu zeigen. Wenn sie jetzt zusammenbrach, hatten sie, was sie
wollten.
    Also wurde
das Spiel fortgesetzt. Die Outlaws rückten immer näher, schlossen den Kreis
enger um sie und genossen ganz offensichtlich ihre Verzweiflung und Angst. Sie
hastete von einem zum anderen und wieder zu einem anderen, ohne wirklich
fliehen zu können. Dann

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