Meagan McKinney
kniete er sich, zog sein Hemd aus der Hose und knöpfte die Jeans
auf. Sie fröstelte, als sein Körper ihren nicht mehr wärmte. Dann zog er sie
auf die Füße, und sie wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
Grimmig
stieß er sie vor sich her, wie er es an diesem Tag schon so oft getan
hatte. Sie traten ins Licht des Feuers zurück, sie verängstigt und
verstört, er zufrieden und Herr der Lage, der langsam das Hemd in den Bund
zurückstopfte und die Hose zuknöpfte. Die Bandenmitglieder betrachteten die
beiden vergnügt. Kineson musterte Christals unordentliche Erscheinung und
grinste schmierig. »Hier kommt die lustige Witwe.«
Alle
lachten. Mit Ausnahme von Cain. Er warf ihr einen rätselhaften Blick zu und
begann dann wieder, seine Waffen zu reinigen.
Sie setzte
sich tief in Gedanken versunken ans Feuer. Die Männer begannen nun, sich in
ihre Schlafdecken zu wickeln, und einer brachte die Teller zurück, die die
Gefangenen oben im Saloon benutzt hatten. Dankbar, daß sie etwas bekam, mit dem
sie sich beschäftigen konnte, sammelte sie die Blechnäpfe auf, die die Verbrecher
überall hatten herumliegen lassen, streifte die Handschuhe ab, wobei sie darauf
bedacht war, die Narbe in ihrer Handfläche zu verbergen, und begann, das
Geschirr abzuwaschen. Als sie fertig war, zog sie die Handschuhe wieder an und
setzte sich müde an einen Felsen gelehnt erneut ans Feuer.
Sie hatte
den ganzen Tag noch nichts gegessen, und sie war erschöpft. Doch sie wollte
weder essen noch schlafen. Die Angst hatte alle Sinne auf das gerichtet, was um
sie herum geschah, nicht auf das, was in ihrem Inneren vorging.
Schließlich
waren immer mehr Schnarchlaute zu hören, als einer nach dem anderen in Schlaf
versank. Sie brauchte nicht hinzusehen, um zu wissen, daß Kineson sie von
seiner Schlafstatt aus anstarrte – sie fühlte seinen Blick aus der Entfernung.
Nach einer langen Weile wagte sie es schließlich, den Kopf zu ihm zu drehen,
und war unglaublich erleichtert, daß auch er endlich eingeschlafen war. Eine
kurzen Augenblick keimte die Hoffnung in ihr auf, daß vielleicht alle Männer
einschlafen würden, so daß sie sich heimlich in die Wälder davonstehlen konnte,
aber sie wußte, daß dies nur ein Traum war. Cain würde das zu verhindern
wissen.
Sie sah zu,
wie er seine Decke der Länge nach hinter dem Kamin ausrollte – am besten Platz
im ganzen Lager. Sie war inzwischen nicht mehr erstaunt, daB die Gang ihm
diesen Platz zugestand, wohl aber, daß einen solch abgehärteter Outlaw nach der
Behaglichkeit des Kamins verlangte. Doch dann setzte ihr Herz einen Schlag aus,
als ihr einfiel, daß er sich die Bequemlichkeit wünschte, weil er mit einer
Frau dort schlafen wollte. Sie ließ ihren Blick nicht von ihm, während er sich
bückte und die Lederriemen um seine Schenkel löste, die die Revolverhalfter
fixierten. Dann öffnete er den Halftergürtel. Mit einer hielt er seine Waffen,
die andere streckte er nach ihr aus.
Sie hätte
es sich denken können. Die Bande betrachtete sie nun als seine Beute, und es
war notwen dig. sie um jeden Preis an der Flucht zu hindern. Dennoch wich sie
zurück. und er mußte sie auf seine Decke niederzwingen. In unerwarteter
Ritterlichkeit legte er sie an die Seite des Kamins. so daß sein Rükken der
Kälte der Nacht ausgesetzt sein würde. Das Revolverhalfter legte er zwischen
sie und schob es tiefer in Reichweite seiner Hände. Dann. ohne ein einziges
Wort. zog er die Decke über seine Schultern und schloß die Augen.
Eine Stunde
verstrich. während der sie auf die Rückseite des Kamines starrte. Ihr war warm.
unglaublich herrlich warm, so warm. daß sie gegen den Schlaf ankämpfen mußte.
Doch was sie wachhielt, war der Gedanke an Cains Revolver. die sich in ihre
Hinterbacken drückten. Sie konnte nicht aufhören, daran zu denken. daß die
Freiheit greifbar war, wenn sie die Waffen zu packen bekam.
Noch eine
Stunde verstrich. Langsam und behutsam drehte sie sich auf die Seite. um Cain
ins Gesicht zu sehen. Sein Atem ging gleichmäßig und tief. Millimeter für
Millimeter glitt ihre Hand unter der Decke hinab, bis sie den glatten Griff
seines Revolvers berührte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich. als sie in der
Ferne das Heulen eines Wolfes hörte. Ihre Finger tasteten sich an den Abzug
heran. bis sie ihn spürte. Dann glitt ihre andere Hand hinunter und packte das
Halfter. Sie zog an der Waffe. Und eine Hand schloß sich um ihre.
»Wenn Sie
da unten etwas suchen. könnten Sie durchaus
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