Meagan McKinney
Und die Wut, die ich in Trevors Augen gesehen habe... ich
schwöre, Eagan, ich dachte, er wollte ihn verprügeln.«
Eagans
Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes. Sein Akzent schlug wieder voll
durch, als er wie beiläufig fragte: »Tatsächlich, meine Süße?«
Mara
nickte.
»Unser
ursprünglicher Plan funktioniert also nicht. « Mara schüttelte den Kopf.
»Weißt du,
was ich dann denke?« Eagan lachte auf. »Ich denke, mein lieber Bruder ist
verdammt eifersüchtig, das denke ich. Und weißt du was, Liebchen? Was
wir jetzt brauchen, ist eine Kursänderung. Ja, Sir, und dein geliebter Bruder
ist genau derjenige, der sie einleitet!« Er warf den Kopf zurück und lachte
laut und unfein.
Seine
Schwester sah ihn nur verwirrt an.
Trevor führte Alana mit der Wärme und Fürsorge einer
Militäreskorte zu ihrem Schlafzimmer. Immer noch leise kichernd stand sie an
der Tür und wagte es, ihn verstohlen anzublicken. Sein Gesicht wirkte wie eine
versteinerte, grimmige Maske. Er öffnete ihr die Tür, verabschiedete sie mit
einem knappen »Gute Nacht« und kehrte auf dem Absatz um. Im gleichen Moment
erstarb Alanas Lachen. Sie stand einen Moment im Türrahmen und empfand so
etwas wie einen schmerzhaften Verlust.
Nachdem
Margaret ihr in ihr Nachthemd geholfen hatte und sie im Bett lag, hörte sie
Trevor hinter den Doppeltüren in seinem Zimmer auf und ab gehen. Der harte
Tritt wurde von dem dumpfen Geräusch des Stockes begleitet, und Alana, die
durch die Dunkelheit auf die Türen blickte, wurde wieder an Löwen erinnert.
An einen Löwen im Käfig. Sie dachte an die wilde Wut und die rohe Kraft der
Löwen, die sie als Kind in Mr. Barnums American Museum gesehen hatte. Nun
konnte sie sie sich vorstellen, wie sie hinter dem Gitter rastlos auf und ab
liefen, jeden Muskel gespannt, jedes bißchen Energie gesammelt, in schweigender
Rebellion gegen ihre Gefangenschaft, bis der Bruchteil der Sekunde kam, in dem
ihnen Rücken zugewandt wurden, in dem die Flucht möglich war.
Und die
Rache möglich war.
Trevor ging
bis in die frühen Morgenstunden in seinem Zimmer hin und her. Alana wußte es,
denn sie lag die ganze Zeit hellwach in ihrem Bett. Und sie dachte an Löwen.
18
»Guten
Morgen. Ist das
nicht ein wunderschöner Tag?« Alana setzte ihr strahlendstes Lächeln auf und
trat in den Frühstücksraum. Zu ihrer Freude waren auch Mara und Eagan schon da,
wobei letzterer offenbar unter einem ausgewachsenen Kater litt.
Sie ging zu
ihrem Platz und wehrte Eagan ab, der ihr trotz seines dröhnenden Kopfes galant
den Stuhl heranschieben wollte. Sie ließ ihre Serviette auf den Schoß fallen
und erlaubte dem Diener, ihr eine doppelte Portion Eier aufzuladen.
Obwohl sie
in der letzten Nacht nur wenig geschlafen hatte, empfand sie einen ungewohnten
Optimismus. Die Tatsache, daß sowohl Mara als auch Eagan nun in Fenian Court
waren, war ihr willkommen. Sie konnte zwischen ihrem Bruder und ihr vermitteln,
und sie war in der Nacht schließlich zu dem Schluß gekommen, daß sie mit den
beiden als »Anstandsdamen« vielleicht mit Trevor auf eine gemeinsame Basis
kommen konnte, auf einen Level, auf dem man liebenswürdig zueinander sein und
diese Ehe unter angenehmeren Bedingungen weiterführen konnte. Diese Möglichkeit
hob ihre Laune gewaltig, und die Ängste der vergangenen Nacht schienen unter
der strahlenden Newport-Sonne nur so dahinzuschmelzen.
»Trevor
liegt wohl noch im Bett«, kommentierte sie gelassen, als sie den leeren Platz
ihr gegenüber betrachtete. »Ob ich ihm sein Frühstück hinaufbringen lassen
soll?« So seltsam, wie es ihr erschien, gefiel ihr der Gedanke, diese
ehefrauliche Pflicht zu erfüllen.
»Das geht
nicht. Er ist weg.« Mara war den Tränen nahe.
Erst jetzt
entdeckte Alana ihren unglücklichen Gesichtsausdrfuck. Und was sie bei Eagan
für einen Kater gehalten hatte, stellte sich nun als grimmige Haltung ihres
Schwagers heraus.
»Was meinst
du damit, er ist weg?« fragte sie Mara mit möglichst unbewegter Stimme, während
in ihrem Inneren ein Sturm losbrach.
»Er ist vor
Tagesanbruch nach Boston gefahren. In seiner
Nachricht stand etwas von Geschäften«, antwortete Eagan an Maras Stelle.
»Aha.«
Alana sah auf die Eier auf ihrem Teller und fragte sich, ob sie überhaupt noch
Appetit darauf hatte.
»Was ist
denn nur mit ihm los?« platzte Mara heraus, und zwischen ihren Brauen bildete
sich eine steile Falte. »Es sind seine Flitterwochen. Das ist so furchtbar. Wir
drei sitzen hier, und Trevor
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