Meagan McKinney
gelesen, und in nur wenigen Stunden hatte er
ein kleines Vermögen mit dem Hudson-Aktienpaket
gemacht. Seine Warenhäuser in Boston waren außerordentlich profitabel, und seine
Dampfschiffe restlos ausgebucht. In Kürze gab es tatsächlich
nichts mehr, das man für seine gerunzelte Stirn verantwortlich machen konnte.
Doch als seine Mietkutsche
die alte, gepflasterte Straße entlangfuhr und er sich noch mehr in Gedanken
verlor, wurde sein Gesicht nur noch finsterer.
Gemäß den
Anweisungen drehte die Kutsche und hielt bald vor einem Backsteingebäude im
Kolonialstil. Auf
dem geschmackvoll verzierten Schild stand: Weymouth Juweliere. Trevor
stieg aus der Kutsche und trat ohne Aufhebens in den Laden.
Doch als
der schnurrbärtige Besitzer ihn entdeckte, ließ er einfach den Kunden, den er
gerade bediente, stehen und
eilte auf Trevor zu. »Mr. Sheridan! Wie schön, daß Sie uns beehren. Sagen Sie
mir doch, daß Ihre reizende Schwester in der Stadt ist. Ich habe ein schönes
Saphir-Armband, das eine so reine, junge Schönheit perfekt zieren würde.«
»Mara ist
dieses Mal nicht mitgekommen, Weymouth, aber ich möchte ihr etwas mitbringen.
Zeigen Sie mir das Armband.«
Weymouth
öffnete einen Glaskasten und sah dabei aus wie eine Katze, auf deren
Schnurrhaaren noch Sahne
klebte. Er legte das schwere, goldene Saphirarmband auf ein kleines Samtkissen
und präsentierte es dem Iren. »Fünfhundert Dollar sind kaum zuviel für einen
solch kostbaren Beweis des guten Geschmacks, was meinen Sie?«
Sheridan
faßte das teure Stück an, als müßte er sich durch faulen Salat tasten. Dann
warf er es auf das Kissen zurück und sagte: »Gut. Packen Sie es ein.«
»Sehr
gerne, Sir.« Weymouth schnippte mit den Fingern, und ein junger Mann in einem
teuren Anzug erschien augenblicklich, um es mit sich zu nehmen. »Nun«, begann
der Juwelier, während er sich über den Schnurrbart strich, als wollte er die
imaginäre Sahne abwischen, »gibt es noch etwas, was ich Ihnen zeigen kann?
Vielleicht für die wundervolle Miss Dumont, der zu begegnen ich bisher bedauerlicherweise
nur einmal das Vergnügen hatte?«
Sheridan
sah dem Mann in die Augen. »Ich bin inzwischen verheiratet. Aber ich merke
schon, daß Sie hier nichts davon gehört haben.«
Hastig ließ
Weymouth das Thema Daisy Dumont fallen. Aber als ein Mann, der in seinem
Geschäft versierter war als viele andere, warf er die Flinte noch längst nicht
ins Korn. Wenn einer so viel Geld für seine Geliebte verschleuderte, was wäre
er dann erst bereit, für seine Frau auszugeben? »Meinen Glückwunsch, Sir«,
sagte er höflich. »Ihre Frau ist zweifellos ein Muster an Tugend und eine große
Schönheit. Bei einem anspruchsvollen Mann wie Ihnen kann es ja gar nicht
anders sein.«
Sheridan
nickte, ohne sich um die Schmeicheleien zu kümmern.
Um wieder
ins Geschäft zu kommen, wanderte Weymouth zu einem anderen Glaskasten und
schloß ihn auf. »Liebt Mrs. Sheridan Diamanten? Ich habe ein ...«
»Nein«,
unterbrach ihn Sheridan. »Diamanten sind nichts für sie.«
»Saphire
vielleicht? Ich habe ein anderes Armband, dieses hier, natürlich erhabener,
edler. Sehr passend für eine verheiratete Frau.«
Sheridan
schüttelte den Kopf und sah sich um. Außer Juwelen gab es nicht viel, nur eine
Sammlung goldener Bilderrahmen und einige kleine Spieluhren, die auf einem
spitzenbedeckten Tischchen in der Mitte des Ladens standen.
»Ich hab's.
Genau das Richtige, Mr. Sheridan.« Weymouth rieb sich die Hände. »Mrs. Sheridan
muß etwas
besonderes bekommen. Es gibt da einen jungen Juwelier in Rußland, St.
Petersburg, glaube ich. Er macht wundervolle Spielereien aus Gold und Diamanten
und ähnlichem. Das müssen Sie sehen.«
Der Mann
ging zu seinem Safe hinüber und kam mit etwas zurück, das wie ein verziertes Ei
aussah.
Doch dieses
Ei war aus glasiertem Gold und die Blumen darauf
aus kunstvoll drapierten Perlen. Als er es öffnete, kam eine Serie von sieben
Miniaturikonen zum
Vorschein, jede ein Meisterwerk ihrer Art. »Das habe ich gerade von Monsieur
Fabergé bekommen. Nun, was halten Sie davon?«
Sheridan
verschränkte die Arme vor seiner Brust und schien nicht zu wissen, was er
denken sollte. »Sie wird die einzige sein, die so etwas besitzt.«
Sheridan
schnaubte. »Nun, in dieser Hinsicht stimme ich mit Ihnen überein.« Dann wurde
sein Blick
wieder finster. »Nichts davon gefällt mir. Ich nehme nur das Armband für Mara,
und das wär's dann.«
Weymouth
ließ das Ei zuschnappen und
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