Meagan McKinney
so einfach gehen lasse.«
Sie
kicherte. »Großer Gott, Trevor. Du eilst den Dingen etwas voraus. Granville mag
Mara, und ich sehe nicht
ein, warum ich ihn daran hindern sollte. Er scheint mir ein netter junger Mann
zu sein, dem überraschenderweise das Vorurteil fehlt, das so viele Knickerbocker
fernhält. Eigentlich solltest du dich freuen, daß so ein berühmter, nobler
Bursche sich für unsere Mara interessiert.«
Wütend
wandte Trevor sich ab. »Fein. Dann soll er sie besuchen. Ich kann schon mit ihm
fertig werden, wenn es soweit ist. Aber glaub' ja nicht, daß deine Annullierung
nähergekommen ist. Der Mann, der meine Schwester heiratet, muß mir seine Liebe
zu ihr mindestens fünfmal beweisen. Keine leichte Aufgabe.«
Alana lag
eine Erwiderung auf der Zunge, bis er das Wort Annullierung erwähnte. Es würde
nicht mehr lange dauern. Mara hatte ihren Lebenspartner noch nicht gefunden,
aber es war nur eine Frage der Zeit. Sie war wirklich so einfach einzuführen
gewesen, wie Alana es erwartet hatte. In ein paar Monaten würde jemand um
ihre Hand anhalten.
In ein paar
Monaten. Alana starrte ihren Mann an. Sie dachte an seine Geliebte, Daisy, und
wollte ihn hassen. Aber die Wahrheit war, daß sie ihn nicht hassen konnte. Sie
empfand genau das Gegenteil, und nur deswegen hatte er sie so verletzen können.
Sie sah ihre Zukunft deutlich – eine Zukunft ohne diesen schönen, zornigen
Mann, der vor ihr stand. Šo vieles davon war auf einem Traum aufgebaut worden –
einem Traum von einem einfachen, weißen Häuschen, einer freien Christal, und
Schattenmännern, die sie eines Tages retten würde. Einem Traum, so klebrig wie
Spinnweben.
Plötzlich
überwältigte sie, was sie so gern verleugnet hätte. Die Bilder ihres Traumes
tauchten klar in ihrem Geist auf, und der Mann, dessen Gesicht sie nie gesehen
hatte, drehte sich zu ihr. Und dann brannten sich die Züge dieses Mannes in
ihre Erinnerung wie
ein Foto ein, das sie niemals mehr vergessen konnte. Und es war Trevor, den
sie sah, Trevor, wie er sich jetzt ihr zuwandte und sie ansah.
»So schnell
kommst du nicht aus der Sache heraus«, fuhr er warnend fort. »Du wirst schon
einiges mehr tun müssen, um den richtigen Mann für Mara zu finden.
Er sagte
ihr damit, daß ihre Ehe länger dauern würde, und sie wünschte sich, daß er
recht behalten mochte.
Doch was sie von Granville kennengelernt hatte, wies darauf hin, daß Mara
durchaus in wenigen Monaten, ja Wochen verheiratet sein konnte.
Er fragte
etwas, doch sie hörte es nicht. Ihr einziger Gedanke war, wie schrecklich
einsam sie nach ihrer
Annullierung sein würde. Sie fühlte sich wie Aschenputtel nach dem Ball. Nun,
da sie ihren Prinz, ihren Schattenmann gefunden hatte, war er zufällig
derjenige, den sie niemals würde haben können.
»Nanu? Kein
geistreicher Kommentar? Keine trotzige Erwiderung?«
Sie sah ihn
verwirrt hat. Es gab so vieles, was an ihm nicht liebenswert war. Sie haßte
sogar dieses Haus, in
dem sie leben mußte. Es war zu groß, zu ordinär, zu
protzig. Aber wenn sie daran dachte, daß sie schließlich ihr weißes Häuschen am
Meer bekommen würde
und dort allein leben müßte, wußte sie, daß sie
unglücklich sein würde. Sie würde sich den Rest ihres Lebens nach diesem
grimmigen Mann sehnen. Bei dem Gedanken, ihn niemals wiederzusehen, ihn
niemals mehr ärgern zu können, nie mehr mit ihm händehaltend Maras schönem
Harfenspiel lauschen zu können, hätte sie am liebsten lautes Wehklagen
angestimmt.
»Ich habe
dich noch nie so still erlebt. Hast du deine Zunge verschluckt?«
»Ich... ich
fühle mich nicht wohl. Ich möchte in mein Zimmer gehen.« Sie legte die Hände
auf ihre glühenden Wangen und ging rückwärts in Richtung Tür. Sie verließ die
Bibliothek ohne ein weiteres Wort, während Trevor ihr hinterhersah, als wäre
sie nicht ganz richtig im Kopf.
Es war
fast zwei Uhr
morgens, als Alana das Hämmern an der Tür hörte. Hellwach und mit rotgeweinten
Augen trocknete sie sich die Wangen und vergewisserte sich, daß die Knöpfe
ihres Hausmantels ordnungsgemäß geschlossen waren. Dann ging sie zur Tür.
Sie hoffte,
es würde Trevor sein. Sie war die ganze Nacht in ihrem Zimmer auf und ab
gegangen, während sie sich mit dem Gedanken abzufinden versuchte, daß sie sich
in ihn verliebt hatte. Viel schwerer aber wog die Hoffnungslosigkeit ihrer
Situation. Sie konnte sich nicht vorstellen, daß dieser Ire sie jemals liebte,
wo sie doch alles repräsentierte, was er
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