Meagan McKinney
und sie passierten üppige Beete
voller roter, gelber und rosafarbener Blumen. Purpurne Glyzinen rankten sich um
die kleinen Pavillons, die aus gewundenen Zweigen gemacht worden waren. In der
Ferne saß ein Mädchen lesend am See und strahlte die Ruhe eines Bildes von
Rembrandt aus.
Sie hatten
den Duke noch nicht gesehen, aber Alana war sicher, daß sie ihn treffen
würden. Sie war Jahre in dieser Gesellschaft ausgebildet worden – sie erkannte,
wenn ein Stelldichein ohne Worte verabredet wurde.
Mara war
recht still, denn sie war zu sehr damit
beschäftigt, nach dem jungen Adeligen zu schauen, um sich unterhalten zu
können. Alana war dies nur recht – ihre Gedanken kreisten ohnehin um ihren
Mann.
Sie hatte
Trevor nun schon zwei Tage nicht mehr gesehen. Gestern war sie den ganzen Tag
in ihrem Zimmer geblieben und hatte sich geweigert, auch nur einmal
hervorzulugen. Sie mußte erst ihren ganzen Mut zusammenfassen, um ihm wieder
gegenüberzutreten. Aber als sie an diesem Morgen hinunterkam, war Trevor
bereits fort; um Geschäfte zu erledigen.
So hatte
das Personal es ihr jedenfalls, gesagt. Vielleicht wollte er in Wirklichkeit
auch zu Daisy. Der Gedanke krampfte ihr das Herz zusammen. Aber sie baute den
Schutzwall wieder um sich herum auf, fuhr in dem offenen Zweispänner durch den
Park und strahlte eine Gelassenheit und eine Kühle aus, die dem See an diesem
windstillen Tag ähnelte. Doch innerlich tat ihr die Seele weh.
Sie hatte
sich ihm hingegeben, weil sie ihre Ehe retten wollte. Und dennoch formten die
Lügen wie massive Steinquader eine Festung um sie beide. Tragisch genug,
daß nur eine einzige Lüge zu einer Wahrheit geworden war und nun aus dieser
Festung hervorkam: Ausgerechnet ihre Liebe zu Trevor.
Trevor
hatte sie ohne Liebesgeflüster genommen, ja, sogar ohne die Verführung durch
Falschheiten und geheuchelte Absichten. Als sie fertig gewesen waren, hatte
sich nichts geändert, und er zerbrach sich nur den Kopf darüber, wie er aus
der Katastrophe herauskommen konnte, die ihre Liebesnacht zur Folge haben
konnte. Und er hatte die perfekte Lösung zu den bisherigen Verfehlungen
getroffen: Eine weitere Lüge, diesmal zugunsten der Annullierung.
Allein der
Gedanke daran ließ ihr Blut eisig durch die Adern fließen. Aber sie wußte, wenn
er darauf bestand, würde sie einwilligen müssen. Im Zorn hatte sie von
Scheidung gesprochen, aber es war klar, daß sie damit nicht leben konnte.
Trevor hatte recht. Scheidung war zu scheußlich. Es würde allen nur schaden,
selbst Christabel. Und was brachte es auch? Alana würde ihn dennoch verlieren.
Sie konnte Trevor nicht zwingen, Gefühle für sie zu entwickeln. Zu einer Ehe
gehörten zwei, entweder beide oder keiner.
Sie wandte
sich zu Mara, die sich besorgt umschaute, in der Hoffnung, endlich den Duke zu
entdecken. Und als sie sie so ansah, wurde Alanas Herz noch schwerer. Sie
hatte Mara in ihr Herz geschlossen, und es war ihr unerträglich, wie
entbehrlich sie für das Leben des Mädchens war. Trevor hatte sie nur als
Wegbereiterin für Mara benutzt, und es kümmerte ihn nicht, was Alana fühlte.
Wenn ihre Aufgabe erledigt war, würde er zweifellos erwarten, daß sie ihren
Ehenamen wie einen Mantel ablegte, ihre Sachen packte und auf Nimmerwiedersehen
verschwand.
Aber sie
wollte Mara wiedersehen. Und Eagan. Seit Jahren hatte sie zum ersten Mal wieder
so etwas wie eine Familie bekommen. Sie waren ihr viel zu wichtig
geworden. Mochte Trevor sie auch als eine Plage empfinden, die er ertragen
mußte, um zu bekommen, was er wollte, so dachten Eagan und Mara ganz
anders. Dessen war Alana sich sicher.
»Er kommt
nicht«, verkündete Mara plötzlich wie ein Todesurteil.
»Es ist
noch früh«, tröstete Alana das Mädchen und tätschelte ihr die Hand.
»Nein,
fahren wir heim. Ich will nicht warten. Nicht noch einmal..... Mara drehte
sich weg, um den Schmerz in ihren Augen zu verbergen.
Alana
spürte, wie sich ein Kloß in ihrer Kehle bildete. Selbst den Tränen nahe, wies
sie den Fahrer an zu wenden.
Sie waren
noch nicht weit gekommen, als donnerndes Hufgetrappel hinter ihnen erklang.
Beide drehten sich um und entdeckten den Duke, der mit seinem Gefolge
herangaloppiert kam. Ein strahlendes Lächeln lag auf seinem Gesicht, als sie
den Zweispänner
eingeholt hatten. »Einen schönen Tag, Mrs. Sheridan!« Er zügelte sein glänzend
schwarzes Vollblut und zog den Zylinder bei Maras Anblick. »Und Ihnen auch,
Miss Sheridan!«
Wie es sich
schickte, sprach Alana
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