Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meagan McKinney

Meagan McKinney

Titel: Meagan McKinney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: VA1 - Der Gigant und die Lady
Vom Netzwerk:
über seinen Tonfall, setzte sie sich wie
betäubt in den Sessel.
    »Margaret,
du und Kevin seid die einzigen Diener, die Mrs. Sheridan vom Washington Square
mit zu mir gebracht hat, ist das richtig?«
    »Ja, Sir«,
gab sie mit bebender Stimme zurück. »Warum?«
    Sie biß
sich auf die Lippe, aber sie fand keine Antwort. Plötzlich entfuhr es ihr: »Müssen
Kevin und ich jetzt aufs Schiff?«
    Er wirkte
verblüfft. Doch weit davon entfernt, sie zu beruhigen – schließlich war er ein
Mann der Vernunft und der Tatsachen –, sagte er nur kurz: »Nein«, und hielt
sie mit seinem durchdringenden Blick in dem Sessel fest.
    »Warum also
hat sie nur Kevin und dich bei sich haben wollen?« fragte er noch einmal.
    Die Zofe
schluckte, und als sie schließlich antwortete, schlug ihr irischer Akzent mehr
durch als üblich. »Also, Sir, ich nehm' an, weil sie den andern Dienern nicht
so traute, Sir. Miss Alana ist immer für sich allein geblieben.«
    »Warum?«
    »Na ja, ich
nehm' an, wegen dem Feuer, das ihre Familie umgebracht hat. Sie ist nie
wirklich darüber weggekommen, Sir. Es ist sogar so, daß, na ja...«
    »Sprich
weiter.«
    »Also, Miss
Alana ist ganz besessen vom Gedanken an Miss Christabel, Sir. Sie hat wohl den
Tod der Eltern überwunden, aber mit ihrer Schwester, also wirklich, sie denkt
dauernd an die Keine, und ich glaub' nicht, daß das gesund ist. Sie guckt sich
dauernd das Bild an, und manchmal hab' ich gehört, wie sie damit gesprochen
hat.«
    »Ich habe
dieses Bild nie gesehen«, murmelte er mit verstörtem Gesichtsausdruck.
    »Oh, Sir,
sie hat's immer bei sich, aber sie macht ein großes Geheimnis drum. Sie mag
nicht, wenn jemand von Miss Christabel weiß.«
    »Seltsam.
Ich habe Mrs. Sheridan immer für bewundernswert ausgeglichen gehalten.«
    Margaret
wurde blaß. »Ich... ich wollte keinen Klatsch verbreiten, Mr. Sheridan. Aber...
aber Sie haben gefragt. Sie ist wirklich ausgeglichen und...«
    Sheridan
brachte sie mit einer ungeduldigen Geste zum Schweigen. Dann rieb er sein
unrasiertes Kinn und dachte nach. »Sie vertraut dir, Margaret. Du kennst
einige ihrer Geheimnisse. Ich habe noch eine einzige Frage an dich, und ich
will, daß du mir die Wahrheit sagst. Die ganze, absolute Wahrheit. Schwörst du
es auf deinen katholischen Glauben?«
    »Ja«,
flüsterte sie entsetzt.
    »Was hat
deine Herrin in der Nacht von Maras Debütball getan?«
    »Der
Sheridan-Ball? An diesem Abend?« Margaret sah sich nervös in dem Zimmer um und
versuchte sich zu
erinnern. »Ich weiß nicht. Nichts Außergewöhnliches, Sir...«
    »Sie
verbrachte den Abend also wie immer zu Hause?« hakte Sheridan schnell mit
harter Miene nach.
    Sie sah ihn
nun an. »Oh, nein, Sir. Sie wollte nicht zu Hause bleiben. Sie hatte sich doch
schon für den Ball angekleidet.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß noch,
wie es regnete. Und ich mußte mit ihrem Cape heraufrennen.«
    »Willst du
damit sagen, daß meine Frau die Absicht hatte, zu Maras Ball zu kommen?«
Sheridans Stimme war ruhig und ausdruckslos.
    »Ja, Sir.
Sie kleidete sich an, wie sie es immer tat, wenn sie ausging. Ich brauchte ihr
nicht zu helfen...« Margaret hielt einen Moment inne. »Dann allerdings fand
ihr Onkel raus, was sie vorhatte, und verhinderte es. Er hat sie einfach in ihr
Zimmer eingeschlossen, und ich konnte sie stundenlang weinen hören. Ach, es
hat mir das Herz gebrochen, ehrlich. Und am nächsten Tag hatte sie dieses
häßliche Mal auf der Wange. Wir hatten richtig Mühe, es überzuschminken.«
    Sheridan
lehnte sich mit grimmiger Miene in seinem Stuhl zurück. In seinen Augen war
ein seltsames Funkeln. »Schwörst du das, Margaret? Schwörst du, daß du mir die
ganze Wahrheit gesagt hast?«
    »Auf daß
ich morgen sterbe und niemals Kinder haben werde«, sagte Margaret ernsthaft.
    Sheridan
fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Sie fand, daß er nun nach schlechter
aussah als eben noch. Die Falten in seinem Gesicht schienen tiefer, er sah
fast unglücklich aus.
    »Du kannst
gehen, Margaret. Und du schwörst mir, daß du nichts von unserer Unterhaltung an
deine Herrin weitergibst.«
    »Ja, Sir.«
Margaret erhob sich und knickste. Sie verließ die Bibliothek mit tiefem
Mitgefühl für seine traurige Gestalt. Für Margaret sah es so aus, als hätte der
Herr des Hauses alles verloren, was er sich je in seinem Leben erhofft hatte.
    Wie
geplant nahmen Mara
und Alana am Donnerstag den leichten Korb-Zweispänner und fuhren in den
Central Park. Die Tulpen blühten bereits,

Weitere Kostenlose Bücher