Meagan McKinney
hinunterging.
In einem
Regen aus Reis und Rosenblättern führte Sheridan sie zu der weißgeschmückten
Kutsche, die sie zum neuen Grand Central Depot in der 42. Straße bringen
sollte. Der jubelnden Menge zuliebe, sagte sie ihrem Onkel flüchtig Lebewohl
und winkte den vielen vertrauten Gesichtern zu, die alte Bekannte der van Alens
waren. Eagan kam zur Kutsche und gab ihr einen brüderlichen Kuß auf die Wange.
Ihr letzter
Gruß ging an die Astors. William gab ihr einen dicken, herzlichen Kuß, während
sie und Mrs. Astor sich umarmten, weil die Gesellschaft es so erwartete.
Dennoch konnte die Matrone sich eine letzte Spitze nicht verkneifen, und als
sie sich voneinander lösten, sagte Mrs. Astor gerade laut genug, daß die
beiden Brüder es mithören konnten: »Das werde ich dir niemals verzeihen,
Alice.«
In Alana
stieg die Wut wie eine Flutwelle hoch. Es war schlimm genug, daß die große Dame
Sheridan absichtlich
beleidigen wollte, doch auch ihr Schwager Eagan, den sie kaum kannte, war zur
Zielscheibe ihrer Gemeinheit geworden. Das machte sie so zornig, daß sie sich
nicht mehr bremsen konnte. »Ich bitte Sie, das zu differenzieren, Mrs. Astor.
Sie haben Caroline Slidell Perry verziehen, und sie hat einen Juden
geheiratet. Wie war denn gleich August Belmonts ursprünglicher, deutscher Name?
Ach ja, Schönberg, nicht wahr?«
Anschließend
nahm Alana Trevors Hand und ließ sich in die Kutsche helfen. Als sie
zurückblickte, sah sie Caroline Astor, wie sie mit wütend verbissenem Gesicht
hinter ihr herstarrte. Eagan goß noch Öl auf das Feuer. Stumm bot er der
verblüfften Dame zum Trost den Brautstrauß an. Als Mrs. Astor nicht reagierte,
nickte Eagan verständnisvoll und drückte ihr statt dessen sein Glas in die Hand,
was heißen sollte: »Sicher brauchen Sie das nötiger!«
Alana
beobachtete, wie Mrs. Astor Eagan einen indignierten Blick zuwarf und dann mit
einem wilden Knurren den Arm ihres Mannes ergriff und davonrauschte. Eagan
begann laut zu lachen, und Alana hätte schwören können, daß William Astors
Schultern zuckten, als seine Frau ihn mit sich zerrte.
»Warum hast
du das getan?«
Alana schoß
herum und sah ihren Mann an. Trotz der halb heruntergelassenen Vorhänge
leuchteten seine Augen immer noch in ihrer ungewöhnlichen Farbe. Der Gedanke an
das, was vor ihr lag, zehrte wieder an ihren Nerven. Sie würden einen ganzen
Tag lang bis Newport brauchen. Einen ganzen Tag allein mit Sheridan, mit seinem
schrecklichen, durchbohrenden Blick – sie schauderte. »Sie hat es verdient«,
sagte sie schnell und wandte sich ab.
»Die Hexe
hat es allerdings verdient. Ich wundere mich nur, warum ausgerechnet du ihr
widersprochen hast.«
Bei dem
eisigen Sarkasmus in seiner Stimme preßte sie die Zähne hart aufeinander. Egal
was sie auch sagte, er würde niemals Gutes von ihr denken. Sie war eine
Knickerbocker, also von vornherein verachtenswert. Sie erwiderte: »Nur weil du
Ire bist, bist du nicht automatisch ein Schuft, und nur weil Mrs. Astor ein
Snob ist, ist sie noch lange keine Hexe.«
»Die Frau
ist der einzige Grund für Maras verpfuschtes Debüt. Der Tod ist noch zu gut
für sie.«
Sie
rutschte auf ihrem Sitz herum, um ihn anzusehen. Es erstaunte sie, wie wütend
er sie machen konnte. Und wie unglaublich schnell. »Wie kannst du etwas so
Gemeines sagen? Caroline Astor ist vielleicht nicht gerade eine liebenswerte
Person, aber sie ist auch nicht die Inkarnation des Bösen. Sie liebt Kinder,
hast du das gewußt? Sie hat ich weiß nicht wie viele Heime gegründet, um den armen
Dingern ein Zuhause zu geben, die ihr Iren auf der Straße ausgesetzt habt. O
ja, ich habe sie schon über diese bemitleidenswerten Kleinen weinen sehen. Und
das ist auch die Frau, die du eben noch tot sehen wolltest.«
»Wenn es
jemals Tränen in den Augen dieser Frau gegeben hat, dann sicher nur
Krokodilstränen. Und wenn sie sich um Waisenkinder kümmert... nun, ich würde
sagen, ein schlechtes Gewissen kann Berge versetzen.« Sein Kinn schob sich
trotzig vor.
Sie hielt
seinem Blick stand. »Es sind Frauen wie Mrs. Astor, die dafür sorgen, daß die
Kinder Irlands weniger leiden müssen.«
»Wenn wir
eine faire Chance bekämen, könnten wir Iren
uns gut selbst um unsere Kinder kümmern«, knurrte er düster. »Und es sind
gerade Menschen wie Caroline Astor, die uns diese Chance versagen.«
»Vielleicht.
Aber ein Teil eurer Probleme liegt in eurer eigenen Schuld. Ihr könnt nicht
alles Mrs. Astor in die Schuhe
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